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Zünftig. Junggesellinnenabschied auf der Plantage des Obsthofes Schulz.

© ThomasWendel

Potsdam-Mittelmark: Weingenuss abseits des großen Trubels

Mit Musik und Spielgeräten: In den Plantagen gab es einen gemütlichen Baumblüten-Auftakt

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Werder (Havel) - Sonne scheint, Wind pfeift, Wein schmeckt: Die zehn jungen Frauen aus Potsdam genießen den Junggesellinnenabschied am Obstpanoramaweg bei Glindow. ,,Eigentlich wollten wir in die Innenstadt, aber hier ist es am schönsten", sagt Julia Plaschke, künftige Lies. Auf der Holzbank bei Schulzens Siedlerhof stärken sich die Sportlerinnen vom SC Potsdam mit Äpfeln und Erdbeerwein für die nächste Etappe. Im Hintergrund klingen Rockklänge der Combo Surprise, an den Nachbartischen machen ältere Radtouristen Rast beim Spargelessen. Der Lumpensammler des Havelbus-Verkehrsbetriebs hat gerade die letzten Ausflügler ohne eigenes Fahrzeug in Richtung Bahnhof Werder (Havel) zurückkutschiert. Und Junior-Inhaber Michael Schulz ist zufrieden am ersten Abend des Blütenfestes: ,,Das Konzept mit den Höfen ist aufgegangen.“

Etwa ein Dutzend Höfe in Werders Obstbauregion bietet zum Blütenfest abseits der Innenstadt ein Alternativprogramm zum großen Trubel an. Am Panoramaweg sind viele Radtouristen unterwegs, zahlreiche auch mit Leihfahrrädern. ,,Wir bieten hier etwas für eine Kundschaft, die ruhiger feiern möchte", sagt Michael Schulz. Gewiss: Quitte und Löwenzahn blühen jetzt statt der Kirschen, aber die Gäste seien da. Leise Musik, Wein aus Gläsern, worauf er besonders Wert legt, entspannte Atmosphäre. Das locke auch Einheimische an. ,,Und der lückenlose Transport der Gäste mit Bussen funktioniert.“

Der Siedlerhof liegt auf einer Anhöhe in Elisabethhöhe. ,,Der Hof ist den Berliner Gästen von der Grünen Woche bekannt", weiß Havelbus-Einsatzleiterin Barbara Lauff. Sie hat am Bahnhof Werder Hunderte Besucher informiert, die nach anfänglicher Skepsis die Busse besetzt haben. „Die Leute bekommen schon schnell mit, dass es mehr zu sehen gibt als nur Wein.“ Ein Hof bietet alte Landtechnik, hier locken die Obstbäume zum Spaziergang ein, dort leckeres Essen. Schulzens Siedlerhof liegt an Route 2, die Busse dorthin sind gut gefüllt. Route 1 führt über die Dörfer Plötzin und Derwitz beispielsweise zum Hof von Familie Hübner, von Stefan Lindicke und zum Tannenhof. Sie gehören zu den 13 Betrieben, die sich im Werderschen Obst- und Gartenbauverein zusammengeschlossen haben. ,,Unsere Fahrten werden gut angenommen", resümiert die Havelbus -Einsatzleiterin: Zehn Busse, fünf Stationen, 1300 Gäste. ,,Für viele Gäste is det schöner als der Trubel in der Innenstadt", stimmen zwei zurückfahrende Busfahrer überein. Auffällig finden sie die große Zahl von Reisegruppen aus anderen Bundesländern, die zum zweitgrößten deutschen Volksfest strömen.

Abseits der Busroute am Rande des Panoramawegs liegt der Obsthof Wels in einer Senke. Juniorinhaber Heiko Wels hat Spielgeräte inmitten der Plantage aufgestellt, keine Musik, aber Zelte zwischen den Apfelbäumen. Auch er urteilt: Der Panoramaweg werde zunehmend besser angenommen, auch von Einheimischen. Seine Gäste finden den Weg in die Stille des Obstgartens. Dafür nehmen sie Schlaglöcher und Sandhaufen in Kauf. Ein Teil des Weges zu Wels ist nämlich unbefestigt. Zahlreiche Räder parken dennoch vor den langsam verblühenden Apfelbäumen, die Verwaltung arbeite aber an dem Problem, versichert der Junior-Inhaber. Kinder rutschen und schaukeln, die Eltern genießen derweil Wein und Schmalzstulle.

Während bei Schulze der Lumpensammler auf der letzten Tour versprengte Gäste aufgesammelt hat und bei Wels mit der nahenden Dämmerung Aufbruchstimmung herrscht, ist Braut Julia Blaschke mit ihren Freundinnen zurück nach Potsdam gefahren. Von der neuen Baumblütenkönigin Victoria Tremel hat sie noch eine kleine Spende für den Abschied aus dem Junggesellinnen-Leben mitbekommen.

Thomas Wendel

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