Von Ariane Lemme: Weinkeller soll Käufer locken
Die Firma Terraplan plant großzügiges Wohneigentum im Schloss Güterfelde
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Stahnsdorf - Wie bewegt man Menschen, statt nach Potsdam oder Berlin nach Güterfelde zu ziehen? Die Frage treibt Erik Rossnagel um, ein paar Ideen hat der neue Eigentümer des Güterfelder Schlosses aber auch schon parat: Da wäre etwa der Weinkeller für die künftigen Bewohner: „Der kostet uns nur etwa 5 000 Euro, trotzdem werden die Käufer das bei kaum einem anderen Objekt finden“, ist Rossnagel überzeugt. Rund acht Millionen Euro investiert seine Firma Terraplan Immobilien – und Treuhandgesellschaft mbH in die Sanierung des Schlosses, am Dienstag stellte er vor dem Bau-Ausschuss Stahnsdorf sein Nutzungskonzept vor.
Als eine der gravierendsten baulichen Neuerungen soll ein zweites Gebäude an der Ostseite des Schlosses entstehen. Der so genannte Lehmbau auf der westlichen Seite soll dadurch „gespiegelt“ werden, also ein Pendant auf der gegenüberliegenden Seite bekommen. Die beiden Längsbauten sollen in eine dreigeschossige Reihenhausstruktur geteilt werden. Jede Wohneinheit erhält dadurch einen eigenen Eingang an der Hinterseite und eine Terrasse auf der Vorderseite.
Das Schloss wollen Rossnagel und Uwe Licht vom Architekturbüro Raumwandler wie ein Mehrfamilienhaus aufteilen und mit zwei weiteren Treppenhäusern versehen. Jede Wohnung erhält so ein Schlafzimmer zur Nordseite und ein Wohnzimmer in Richtung Süden. Insgesamt sollen auf dem Areal 36 Wohnungen entstehen, davon 27 im Hauptgebäude und jeweils neun in den Seitenflügeln. Um eine gemischte Bewohnerstruktur zu erreichen, sollen Objekte zwischen 40 und 140 Quadratmetern Wohnfläche angeboten werden. Bei einem Quadratmeterpreis von rund acht Euro dürfte die Kaltmiete für die kleinste Wohnung mit etwa 48 Quadratmetern 390 Euro betragen. Der Blick auf das Schloss ist schon enthalten.
Wenn bis April eine Baugenehmigung vorliegt, könne man Ende 2011 mit den Bauarbeiten beginnen, sagte Rossnagel. Der neue Anbau soll erst später folgen. Die Gemeindevertreter begrüßten den Plan mehrheitlich, Rossnagel betonte aber auch: „Ohne Unterstützung der Gemeinde wird das nicht funktionieren.“ Er appellierte an die Politiker, den Flächennutzungsplans zu ändern. Das wird aus Sicht der Planer notwendig, um vier weitere Einzelhäuser auf dem Gelände des Schlossparks bauen zu dürfen. Mit deren Verkauf soll ein Teil des Sanierung refinanziert werden. Ein paar Bedenken hatten die Gemeindevertretern aber doch, etwa zur bislang nicht geklärten Zufahrtssituation zum Gelände. Karin Staacke (BfB) verwies auf die damit verbundenen Folgekosten. Thomas Michel (Bündnis 90/Grüne) plädierte dafür, den Planungsaufwand im Auge zu behalten. Aufwändig wird vor allem die Sanierung des Dachstuhls, dort sind alle Hölzer mit giftigem Holzschutzmittel belastet. Sie stammen noch aus DDR-Zeiten, als das Schloss als Pflegeheim genutzt wurde. „Mit der Denkmalpflege sind wir uns mittlerweile in den meisten Fragen einig“, erklärte Rossnagel. Einige offene Punkte gibt es aber noch: Das große Glaselement, das an der Hinterfront des Schlosses zum Garten hinaus eingefügt werde soll, entspricht noch nicht den Vorstellungen der Denkmalpflege. „Unsere Bedenken wurden hier zunächst nicht berücksichtigt“, sagt Andreas Kerkow von der Baudenkmalpflege Potsdam-Mittelmark. Grundsätzlich aber sei die Sache genehmigungsfähig.
Der Schlosspark soll öffentlich zugänglich bleiben. Das barocke Parkgelände will Rossnagel nicht mit Zäunen oder Hecken verunstalten, zur gemeinschaftlichen Nutzung sollen auch ein Gemüsegarten und eine Obstwiese beitragen, die von den Anwohner selbst bewirtschaftet werden. „Damit bleibt ein Hauch vom Gutshofleben in dem schicken Wohnareal erhalten“, hofft Rossnagel. Und auch, wer sich keine der teuren Wohnungen dort leisten will, kann sich künftig einen Überblick verschaffen: Ein Aufzug soll auch Besucher den Zugang zum Schlossturm ermöglichen. Der Weinkeller wird ihnen wohl verschlossen bleiben, eventuell aber entsteht ein Schlosscafe im ehemaligen Heizhaus.
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