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Bei Sturm und Regen wurde am gestrigen Freitag das Winzerfest des Fördervereins auf dem Werderaner Wachtelberg eröffnet. Bacchus beschirmte die Königinnen während Bürgermeister Werner Große (r.) mit dem Wind kämpfte.

© Manfred Thomas

Potsdam-Mittelmark: Weinkritiker wird Winzer

Auf Werders Galgenberg können bald Weinstöcke gemietet werden – den Ertrag gibt es in Flaschen

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Werder - „Ich bin Wein“ sagt der bekannte Weinjournalist und -kritiker Stuart Pigott über sich. Spätestens im nächsten Jahr wird er auch Winzer sein. Pigott ist Mitglied im Werderaner Verein zur Förderung des historischen Weinbaus. Einstimmig beschlossen am Donnerstagabend deren Mitglieder, auf dem Galgenberg - am Südhang der Bismarckhöhe - 5000 Rebstöcke zu setzen und an Interessenten zu vermieten. Pigott will ein Fünftel für sich. Der Verein bietet ab sofort zwei Modelle an. Zu mieten sind entweder zwölf Stöcke für 100 Euro oder 20 Stöcke für 150 Euro im Jahr. Den Ertrag gibt es in Flaschen. Durchschnittlich werden im ersten Fall 24, im zweiten 34 Flaschen als Ergebnis erwartet. Die einzige Aufgabe des Mieters bleibt neben der jährlichen Zahlung die Abholung der Flaschen in Werder.

Pigott will indes selbst Hand anlegen. Schließlich hat der 51-jährige Weinbesessene zwei Semester an der Weinfachhochschule in Geisenheim studiert. Er will die Reben selbst pflegen, beschneiden und lesen, ein Weinbauer aus dem Bilderbuch. Spätestens diese Nachricht hat die Skeptiker bei der Vereinssitzung am Vorabend des Winzerfestes endgültig von dem Vorhaben überzeugt, den ältesten Weinberg außerhalb der Insel in Werder zu reaktivieren. Winzer Manfred Lindicke, der bereits seit Jahren auf dem Werderaner Wachtelberg Weinbau betreibt, ist ebenfalls voller Zuversicht. „Die Rebrechte in Brandenburg waren ausverkauft, jetzt hat das Ministerium Ende Mai dem Verein ein Rebrecht für 1,4 Hektar Fläche zugeteilt", teilte er seinen Vereinsfreunden mit. Auch die Stadt Werder unterstützt das Vorhaben. Elke Wilberg von der Stadtverwaltung zeigt sich stolz über die Entwicklung. „Die Stadt steht hinter den Ideen, die Zukunft für den Galgenberg sehe ich positiv", sagte sie. Vereinsvorsitzender Rolf-Herrmann Löhr hofft, mit den Aktivitäten die Menschen noch mehr für den Wein und den Weinanbau zu interessieren. „Ich glaube daran, dass wir alle Rebstöcke vermieten können", ist Löhr überzeugt. Offensichtlich sahen es die anderen ebenso, denn es wurden Stimmen laut, die ein Vorzugsrecht für Vereinsmitglieder einforderten.

An dem Hang des Galgenberges sollen ab 2012 zwei Weißweine, Muscaris und Souvignier gris sowie der rote Pinotin angebaut werden. Es sind pilzresistente Sorten, die dem brandenburgischen Klima angepasst sind. Für den 12. August kündigte Löhr eine Begehung des Weinbergs an. Gestern wurde indes das inzwischen 10. Winzerfest des Fördervereins auf dem Werderaner Wachtelberg eröffnet. Zehn Winzer aus verschiedenen Weinbaugebieten Deutschlands sind dabei. Am heutigen Samstag wird ab 12 Uhr auf den Wachtelberg eingeladen. Um 16 Uhr gibt es als weiteren Höhepunkt eine große Weinversteigerung. Ab 19 Uhr erklingt dann Live-Musik von der Gruppe „Second Edition“.

Mit dabei ist auch Roland Hetzel aus dem württembergischen Ilsfeld am Neckar. Er gehört zu den Gründervätern des Festes. Dafür wurde er von Löhr mit einer Flasche „Werderaner Wachtelberg“ aus dem Jahr 2002 geehrt. Seine Erfahrung: „Inzwischen ist nicht nur die Zahl der Besucher größer, sie bleiben auch länger.“ Andreas Koska

www.weinbauverein-werder.de

Andreas Koska

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