Potsdam-Mittelmark: Weiter Weg zur Küche
Michendorf will eine eigene Schulküche eröffnen, aber im Ort findet sich kein Standort
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Michendorf - Das Projekt einer eigenen Schulküche in der Gemeinde Michendorf ist vorerst ausgebremst worden. Der jüngste Vorschlag der Gemeinde, die Küche in der leer stehenden Gaststätte „Fresdorfer Heide“ einzurichten, ist bei den Mitgliedern des Sozialausschusses auf Ablehnung gestoßen. Sie stellten eine entsprechende Rathausvorlage nach heftiger Debatte zurück. Viele Fresdorfer wünschten sich, dass die Gaststätte bleibt. Gegen die Schulküche in dem Haus in der Kähnsdorfer Straße macht zudem auch eine Fresdorfer Interessengemeinschaft mobil. Sie fürchtet, dass die Geruchs- und Lärmbelästigung im Ort steige.
Das Dilemma ist groß, denn laut einer Umfrage der Gemeinde wünschen sich ein Großteil der Eltern eine bessere Essensqualität. Viele setzen auf eine eigene Schulküche mit kurzen Anfahrts- und Lieferzeiten. Bisher beliefert der französische Caterer Sodexo die Gemeinde mit Essen. Der Vertrag läuft bis Februar 2014.
Im Sozialausschuss wurde indes vor allem der geplante Standort der Schulküche kritisiert. Wie berichtet hatte die Verwaltung in den vergangenen Monaten geprüft, welche Einrichtungen überhaupt geeignet sind. Immerhin müssten dort täglich rund 1400 Essen zubereitet werden. „Klar ist, dass sich die Gemeinde keinen Neubau und die Einrichtung einer Küche leisten kann“, sagte Kämmerin Claudia Nowka. So blieb nur das Gasthaus. Um Kosten zu sparen, hatte die Verwaltung auf ein Geschäftsmodell gesetzt, bei dem der Küchenbetreiber die Ausstattung und den Betrieb selbst finanziert. Nur geringe Umbauarbeiten an der Gaststätte wie das Pflastern des Hofes und der Rückbau der Pergola würde die Gemeinde übernehmen.
Doch die jetzt vorgelegten Pläne fanden bei den Fresdorfern keine Zustimmung und werfen die bisherige Debatte um die Zukunft des Hauses am Ortseingang über den Haufen. Bisher ist im Obergeschoss des zweistöckigen Hauses das Gemeindezentrum untergebracht. Seit fünf Jahren, so der Fresdorfer Ortsvorsteher Karl-Heinz Schmidt, bemühe man sich, den Zugang zum Gemeindezentrum barrierefrei zu machen. Eigentlich sollte die Gemeinde ins Erdgeschoss umziehen. Aber selbst dieses Projekt des Ortsbeirates verärgerte viele Fresdorfer. Laut einer Bürgerbefragung wollten sie ihre Gaststätte behalten und einen neuen Pächter dafür suchen. Mit den Ergebnissen aus der Bürgerbefragung sowie den Vorschlägen des Ortsbeirates ist bisher aber noch nichts weiter geschehen.
Und plötzlich kommt der Vorschlag einer Schulküche dazwischen. „Es ist unverantwortlich, was wir uns hier leisten“, sagte der Fraktionschef der Linken, Peter Pilling, im Sozialausschuss. Auch die anderen Ausschussmitglieder stimmten dafür, die Rathausvorlage zurückzustellen, bis klar ist, wie es mit der Gaststätte und dem Gemeindezentrum weitergeht.
Aus Sicht einiger Ausschussmitglieder gebe es am Essen des bisherigen Lieferanten Sodexo nichts auszusetzen. Man könnte auch mit ihm verhandeln, ob das Essen, das in einer Großküche in Treuenbrietzen hergestellt wird, auf direkterem Wege nach Michendorf kommt, regte Pilling an. Für FBL/UWG-Fraktionschef Wolfgang Kroll sei der Soxedo-Preis von 1,68 Euro pro Mahlzeit unschlagbar.
Laut Gemeindeumfrage wären die Eltern bereit, für das Essen ihrer Kinder bis zu 3,50 Euro zu zahlen. Ob ein solcher Preis mit einer Gemeindeküche realisiert werden könne, müsse noch geprüft werden, so Kämmerin Nowka. Um das Projekt ohne konkreten Standort voranzutreiben, schlug Christine Rössel (Grüne) vor, dass mögliche Anbieter, die kommunale Arbeitsgruppe Mittagsverpflegung und die Verwaltung im Gespräch bleiben. Eva Schmid
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