Potsdam-Mittelmark: Welle in der Blütentherme
Nach zähem Ringen wurde gestern das Richtfest für die Blütentherme gefeiert. Die Gäste waren begeistert. Das Ziel, das neue Bad im Dezember zu eröffnen, bleibt sportlich
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Werder (Havel) - Bombastische Leimholzbalken, geschwungene Betonflächen, blütenförmige Becken und die neckischen Streifenmuster, die die Sonne auf die Wände zauberte: Beim Richtfest für die Blütentherme bekamen die Gäste einen ersten Eindruck von Werders neuem Bad. Die fließenden Formen, der freie Blick und der Übergang in die Landschaft – es sei „eine stimmige Geschichte“, befand Cordula Kube, eine der etwa 500 Neugierigen, die am Donnerstag vorbeischauten. Da entstehe das „i-Tüpfelchen, das Werder fehlt“, zeigte sich Alexander Mai überzeugt. Und Bernd und Katja Neumann, die nebenan in den Havelauen leben, freuen sich jetzt noch mehr auf die Eröffnung. Der Blick aus dem Bad durch das Ufergrün auf den Zernsee sei atemberaubend. „Wir werden hier Dauergäste.“
Das soll nicht mehr lange dauern: Nach zähem Ringen und der mehrfachen Verschiebung des Starts gab es gestern erneut das Versprechen, dass Werders neues Bad noch in diesem Jahr eröffnet werden soll. Ein sportliches Ziel, zumal selbst der Dachstuhl nicht ganz fertig ist. Bei anderen Badprojekten verging die doppelte Zeit zwischen Richtfest und dem ersten Badegast (siehe Interview). Die Kristall Bäder AG lässt sich davon nicht beirren. „Im September beginnen die Einstellungsgepräche“, sagte der Aufsichtsratschef Heinz Steinhart. Dann werde begonnen, die etwa 100 Mitarbeiter in anderen Bädern der Gruppe einzuarbeiten. „Das würden wir nicht tun, wenn wir nicht sicher wären, dass wir im Dezember loslegen.“
Steinhart machte den Richtfestgästen die Therme in seiner lebhaften Rede schmackhaft: Die Stadt, die Gastronomie, das Hotelgewerbe und der Handel würden von den Thermegästen profitieren. Die Urlaubsgäste würden künftig länger bleiben und auch im Winter kommen. Er verwies auf die erfolgreichen Thermen im Land, die die Kristall Bäder AG in Ludwigsfelde und Bad Wilsnack bereits betreibt. Werder habe schon den Namen, den man sich für die beiden anderen Bäder erst erarbeiten musste. Um die Besucherzahlen mache er sich deshalb keine Sorgen, sagte Steinhart. Man werde die Leute mit dem Slogan „Jeder Besuch ein Fest“ aus den Wohnzimmern „zu einer der schönsten Thermen in Deutschland locken“.
Werderaner, die öfter vorbeischauen, erzählten gestern, dass besonders in den letzten sechs Wochen der Baufortschritt unverkennbar gewesen sei. Der Vorstandschef der Kristall Bäder AG, Frank Nägele, zählte auf, dass bislang 1600 Tonnen Stahl, 9000 Kubikmeter Beton verbaut und 75 000 Kubikmeter Erdreich bewegt worden seien. „Das sieht man dem Gebäude gar nicht an.“ Aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse wurde der Boden mit einem modernen Verfahren – der Impulsverdichtung – optimiert. Die Fundamentplatte sei dann deutlich stärker ausgefallen als bei anderen Thermen. „Man könnte fast behaupten, unser Gebäude ist ein Schiff, das auf dem Erdreich schwimmt.“
Zum Richtfest schaute auch die politische Prominenz, Bundes- und Landtagsabgeordnete und die Bürgermeister der Nachbarkommunen, vorbei. Aus Potsdam interessierte sich der Chef des SPD-Unterbezirks Potsdam, Mike Schubert, für den Fortschritt auf der Großbaustelle. Er schlug, nachdem sein Werderaner Kollege Robert Dambon das Projekt am Dienstag im rbb-Magazin „Brandenburg aktuell“ scharf kritisiert hatte, gegenüber den PNN versöhnliche Töne an, warnte – mit Blick auf das in Potsdam geplante Bad – vor Spiegelfechtereien. „Wir müssen weg vom Konkurrenzdenken. In Werder entsteht auch ein Bad für den Potsdamer Norden“, sagte Schubert. Es sei wichtig für die Region, dass die Blütentherme ein Erfolg wird und am Ende beide Bäder in Potsdam und Werder nebeneinander funktionieren.
Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) erinnerte in seiner Rede daran, dass es mehrere Anläufe zum Bad gegeben hatte. Nachdem die Möglichkeit der Förderung weggefallen war, habe die Stadt getan, was jeder Privatmann tue, der eine große Anschaffung plant. „Wir haben gespart.“ Bei einer europaweiten Ausschreibung habe sich die Kristall Bäder AG als bester Bieter herausgestellt. Dort liege jetzt das ganze Risiko für das Projekt. Die Welle im Dach, so sagte Heinz Steinhart danach, stehe nicht für das Wasser, sondern den Schwung des Bürgermeisters.
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