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Potsdam-Mittelmark: Wenig Chancen für Ferch

Die umstrittene Wasserschutzzone ist kaum mehr zu verhindern. Das wird in einer Antwort des Umweltministeriums auf eine CDU-Anfrage deutlich

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Schwielowsee - Offenbar gibt es kaum Chancen, das in Ferch geplante zweite Wasserschutzgebiet noch zu verhindern. Das geht aus einer Antwort des brandenburgischen Umweltministeriums auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion hervor. Das Reservoir in der Nähe des Fercher Wasserwerkes stelle „derzeit die einzig sofort nutzbare Grundwasserreserve für Potsdam dar“, wie es in der Antwort heißt. Die Wasserversorgung sei eine kommunale Aufgabe der Daseinsvorsorge. „Das Ministerium ist nicht berechtigt der Kommune vorzuschreiben, welche Optionen sie dabei zu prüfen hat.“

Der Möglichkeit einer Versorgung aus Falkensee oder Berlin (PNN berichteten) will das Umweltministerium demnach nicht nachgehen. „Das ist nicht unsere Zuständigkeit“, sagte Ministerin Anita Tack (Linke) am Mittwoch bei der Umweltausschusssitzung. Die Potsdamer Stadtwerketochter EWP plant wegen des wachsenden Wasserbedarfs, die Fördermenge in Ferch mit neuen Brunnen von 2000 auf 5000 Kubikmeter zu erhöhen. Der Antrag müsse von der Verwaltung bearbeitet werden, so Tack. Über Alternativen wäre in Potsdam zu entscheiden.

EWP-Abteilungsleiter Torsten Möller bekräftigte gestern indessen gegenüber den PNN, dass „die beste Prämisse die Eigenversorgung mit den zur Verfügung stehenden Wassermengen“ sei. „Wir haben in Ferch ein aufwändig saniertes Wasserwerk, die Wasserrechte bestehen seit Jahrzehnten und sollen jetzt gesichert werden.“ Deshalb bestehe aus Potsdamer Sicht kein Anlass, Wasser von anderen Unternehmen zu beziehen.

In Ferch sieht man das anders, die geplante, 700 Hektar große Schutzzone würde Einschränkungen für die Ortsentwicklung mit sich bringen. Neue Baugebiete wären nicht möglich, auch 33 Hektar Obstflur auf dem Kammeroder Obstplan sind in Gefahr. Neue Anlagen sind untersagt, für alte gilt nur Bestandsschutz. Intensiver Obstanbau wäre selbst dort nicht mehr möglich, denn Düngung und Bewässerung würden massiv eingeschränkt.

Dabei wurde erst im vorigen Jahr die Flurneuordnung abgeschlossen. Flurstücke wurden neu vermessen, neue Wege und Wegbegleitgrün angelegt, Wasserleitungen verlegt. Vier Obstbauern haben sich Flächen in der guten Lage gesichert und wollten jetzt loslegen. Das Umweltministerium will davon erst vor Ort in einem Anhörungsverfahren erfahren haben.

Die Obstbauern hatten ihre Bedenken danach auch schriftlich vorgetragen. Die Klärung der Konflikte sei Gegenstand des laufenden Abwägungsverfahrens, wie es in der Antwort auf die CDU-Anfrage weiter heißt. Wie die Abwägung enden könnte, wird bereits angedeutet: „Der Wasserschutzgebiet-Verordnungsentwurf befördert indirekt einen Obst- und Gartenbau nach den Kriterien des ökologischen Landbaus.“ Diesbezügliche Experimente haben in Werder zu Schädlingsinvasionen geführt, die Obstbauern setzen deshalb auf den integrierten Anbau mit minimalem Pflanzenschutzmittel-Einsatz.

Offenbar bestehen auch innerhalb der Landesregierung unterschiedliche Meinungen zu dem Thema. Aus dem Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft hieß es gestern, die Trinkwasserschutzzone vernichte, speziell in dieser neu errungenen Obstanbauregion, die Wirtschaftlichkeit und die langfristige Zukunft einzelner Unternehmen. Die CDU will das Thema nun in den Agrarausschuss bringen – mit Verweis auf einen vier Monate alten Landtagsbeschluss: Die Arbeit der Landesregierung soll demnach auf den Erhalt landwirtschaftlicher Nutzfläche ausgerichtet sein. Henry Klix

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