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Von Henry Klix: Wenn Autos schwimmen und fliegen lernen

Der Potsdamer Heiko Sachse plant an der Riviera ein Kunst- und Auto-Museum. Mit spektakulären Aktionen will er für die Idee werben, jetzt wurde zu einer verpatzten Probe nach Töplitz eingeladen

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Werder (Havel) - Reichen sechs Pontons, damit eine 1,5 Tonnen schwere S-Klasse, Baujahr 1970, über der Havel bleibt? Die Frage stellt sich am Montag sechs erwachsenen Männern im Töplitzer Yachthafen Ringel. Per Bootskran wird statt eines Bootes eine fahrtüchtige Luxusklasse von Mercedes Benz zu Wasser gelassen. Auf dem zusammengeschweißten Pontonboot abgesetzt neigt sie sich nach rechts. Nach rechts. Und weiter nach rechts. Das Wasser leckt schon an der verchromten Einstiegsleiste und man stellt sich vor, wie der Wagen – würdevoll wie die Titanic – aus dem Leben scheidet. Doch der Kranführer zieht nach einem warnenden Zuruf rechtzeitig die Leinen straff.

Der Mercedes hat noch Anstrengenderes vor sich: Er wird Teil einer Kunstaktion von Heiko Sachse. Der Potsdamer Künstler mit Affinität zur Formel I, Pin-ups, Gold und dem englischen Königshaus will an der französischen Riviera vor Monaco den Oldtimer mit einem Powerboot durchs Wasser schleifen. Er stellt sich vor, wie der Kühlergrill aus dem Wasser ragt und es am Heck wie aus einem Sektkelch schäumt. Eine S-Klasse fährt Wakeboard – am 25. Januar soll es soweit sein.

Heiko Sachse ist vieles zuzutrauen. Der Kulturbotschafter des AvD bemalt Schweizer Uhren mit Formel-I-Motiven, komponiert Symphonien auf die Mobilität, entwirft Autokalender und bemalt Edelschlitten. Nebenbei kämpfte er sich dieses Jahr durch den Genehmigungs dschungel, um einen Porsche Spider von 1955 zum Fliegen zu bringen: Am 16. September schwebte das Artefakt – an einem Helicopter baumelnd – über den Strand von Monaco Ville und den Hafen. Das Foto, mit einem Luxusliner im Hintergrund, schaffte es unter der Überschrift „une Porsche dans les airs!“ auf die Titelseite des „Monaco-Matin“.

Zu den Fans von Sachse gehört der Töplitzer Lothar Hermes. Der 59-Jährige hat eine Autowerkstatt in Groß Kreutz und unterstützte mit seinem Team den Künstler bei dem fliegenden Porsche, für den er zum Beispiel das Befestigungssystem baute. Und auch bei der Sache mit dem Mercedes sind Hermes und seine Leute dabei. Nach der Gleichgewichtsstörung am Montag wird jetzt an den Pontons nachgebessert, die Luxusklasse soll am 25. Januar kein Fiasko erleben. Lothar Hermes glaubt mit Heiko Sachse unbeirrt an den Erfolg.

Wozu das Ganze? „Es geht mir darum, unsere Vorstellung von Werten anders zu definieren“, sagt Heiko Sachse. Und es gibt noch einen zweites Anliegen. Mit den Kunstaktionen will der 43-Jährige für ein Internationales Modern-Art-Museum mit richtungsweisendem Namen werben: „Cuori d’oro – Golden Hearts Never Die“. Autos sollen auch eine Rolle spielen. Das Museum soll in Seborga seinen Sitz haben, dem Nachbarfürstentum von Monaco, um das Italien aber immer noch ringt. Sachse ist schon Ehrenbürger der etwas schillernden Kommune.

Er plant weitere Auto-Events, alle in Monaco und Seborga: Ein Jaguar, der in einem Hotelpool baden geht, einer auf dem Wasser para-gleitend und ein Lamborghini, der ins Mittelmeer abtaucht. Die Autos werden vorher vergoldet und nachher an Sammler verkauft. Alles Irrsinn? Der Porsche Spider ist schon weg.

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