Potsdam-Mittelmark: Wenn der Pieper ruft
Feuerwehr Werder feiert 120. Jubiläum am 25.9. mit Tag der offenen Tür – und hofft auf Nachwuchs
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Werder (Havel) - Es gibt viel zu tun für die 30 freiwilligen Feuerwehrleute der Stadt Werder, der aktive Kern besteht sogar nur aus 20 Leuten: 250 Einsätze fahren sie im Schnitt pro Jahr und stehen damit nach der hauptamtlichen Wehr in Teltow an Platz zwei der Einsatzstatistik des Landkreises, sagt Stadtbrandmeister Lothar Boreck. Zugleich werde es nicht einfacher, junge Menschen von der Feuerwehrarbeit zu überzeugen, selbst die Jugendfeuerwehr mit zurzeit 19 Kindern tauge nur bedingt zur Nachwuchsbildung. „Wenn die Lehre losgeht, sind sie raus aus Werder“, so Boreck. Die Aktiven bekommen derweil oft Probleme mit ihren Arbeitgebern, wenn mal wieder der Pieper ruft. „Die Handwerker, die vor 120 Jahren die Werderaner Freiwillige Feuerwehr ins Leben riefen und ihre Gesellen zwangsverpflichteten, machen heute oft Schwierigkeiten“, so Boreck.
Das Feuerwehrjubiläum wollen die Wehrleute zum Anlass nehmen, mehr Verständnis für die ehrenamtliche Aufgabe zu wecken. Zugleich soll der Öffentlichkeit das neue Depot vorgestellt werden. Am 25. September wird von 10 bis 18 Uhr zum Tag der offenen Tür eingeladen. Motto: „Lernen Sie Ihre Feuerwehr kennen!“ Das erst im März eingeweihte neue Gerätehaus ist dann ebenso zu besichtigen wie der ansehnliche Technikpark. Der letzte W 50 aus DDR-Zeiten konnte gerade aussortiert und durch ein über 300 000 Euro teures Löschfahrzeug mit hochmodernem Schaumbildner ersetzt werden. „Für den Ausstattungsgrad können wir dem Rathaus und den Stadtverordneten dankbar sein“, sagt Boreck.
Die Nachwuchssorgen haben die Wehr derweil durch ihre Geschichte begleitet, wie Klaus-Peter Bremer vom Feuerwehr-Förderverein gestern bei einem Pressegespräch erzählte. Der Verein erstellt derzeit eine Chronik zur Feuerwehrgeschichte. Viele handschriftliche Unterlagen wurden zusammengetragen, die Übersetzung des Sütterlins macht noch Probleme. Ein wichtiges Dokument ist ein Artikel aus dem Generalanzeiger zum 50. Jubiläum der Wehr. Bürgermeister Mertes hielt seinerzeit eine Rede zu den Anfängen: Demnach hatten sich am 24. September 1890 etwa 20 Männer zusammengefunden, um die Wehr zu gründen. Bei einer Generalversammlung am 1. Dezember wurde die Gründung vollzogen. Fritz Gleinig, Edmund Kühn, Karl Gleinig, Karl Zeising, Alex Rottmann und Karl Türklitz hatten bis dahin die Wehr geleitet. Heute ist Ronny Seiler der Ortswehrführer in Werder.
Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß appellierte derweil an Werders Ortswehr, angesichts der personellen Nöte mit den Wehren in den Ortsteilen enger zu kooperieren. Zudem betonte sie, dass es auch viele positive Beispiele für tolerante Arbeitgeber gibt, die die ehrenamtliche Feuerwehrtätigkeit von Mitarbeitern fördern. Lothar Boreck denkt indes laut darüber nach, ob es reicht, den Arbeitgebern den Lohnersatz für Einsätze zu zahlen. „Vielleicht muss es größere Anreize geben.“ Geht der Personalmangel weiter, müsse man sogar über eine „Pflichtfeuerwehr“ nachdenken. Dass der Bürgermeister Wehrleute zwangsverpflichtet, sei vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr noch Usus gewesen. Henry Klix
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