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Präventionsoffensive. Polizisten verteilten am Samstag in den Wohnvierteln Flyer und boten Beratung an.

© Kirsten Graulich

Potsdam-Mittelmark: Wenn die Polizei an der Haustür klingelt

Am Samstag waren 30 Beamte in der Region Teltow unterwegs und informierten über den Schutz vor Einbrechern

Stand:

Region Teltow - Erst nach dem zweiten Klingeln öffnet die junge Frau die Haustür, aber nur einen Spalt breit, denn mit der Polizei hatte sie am Samstagmorgen nicht gerechnet. Als die beiden Herren in der blauen Uniform ihr freundlich erklären, sie seien unterwegs, um die Einwohner der Teltower Siedlung Seehof darüber zu informieren, wie man sich vor ungebetenen Gästen schützen kann, hellt sich ihre Miene auf, die Tür wird weiter aufgeschoben.

Wie in Seehof waren in der gesamten Region Teltow und in Potsdam-Babelsberg am Samstag Polizisten zu Fuß unterwegs, um das Gespräch mit Anwohnern zu suchen und über Möglichkeiten des Einbruchschutzes zu informieren. Es ist ein Thema, dass in der Teltower Siedlung viele Bewohner nicht erst nach der jüngsten Einbruchsserie in Region berührt.

So hockt auch in dem Haus an der Hannemannstraße hinter einer Glastür ein großer Hund und beobachtet aufmerksam das Geschehen. „Ja, den haben wir uns angeschafft, nachdem zweimal bei uns eingebrochen wurde“, berichtet die Hausbesitzerin. Das erste Mal seien Diebe eingestiegen, als das Haus noch im Bau war, ein Jahr später kamen die Einbrecher an einem Winternachmittag. Die Jalousien schoben sie mit einem Schneeschieber hoch, der im Hof an der Hauswand lehnte, dann hebelten sie das Fenster auf. Doch sie hatten Pech, denn die Hausbesitzer waren da und hatten die Jalousien nur früher runtergelassen, um sich etwas auszuruhen. Aufgeschreckt von einem Geräusch ging der Hausherr nachsehen und schlug die überraschten Täter in die Flucht.

„Danach hat es uns gereicht“, erzählt die junge Frau und zeigt auf den Hund: „Vor allem seine Größe soll abschrecken und anschlagen soll er nur, wenn etwas ist.“ Auch an Türen und Fenstern haben die Hausbesitzer Zusatzsicherungen nachgerüstet. Ob das jedoch ausreiche, bleibe abzuwarten, sagt die Hausbesitzerin, die von der künstlichen DNA zwar noch nichts gehört hat, aber sehr interessiert zuhört, als Polizeihauptkommissar Gerd-Ulrich Arhold ihr die codierten Farbkleckse erläutert, die nur unter UV-Licht sichtbar sind. Auf Wertsachen angebracht sollen sie Diebe abschrecken. „Diese Möglichkeit werde ich mit meinem Mann besprechen“, sagt die junge Frau, und auch, dass es eine tolle Sache sei, von der Polizei persönlich informiert zu werden.

Ihre Nachbarn finden die Präventions-Aktion gleichfalls richtig gut. Seit dem Einbruch nebenan sind sie aufmerksamer geworden, denn es wurmt sie noch nachträglich, dass sie nicht mitbekommen haben, wie die Diebe am helllichten Tage durchs nachbarliche Fenster eingestiegen sind.

Auch Polizeihauptmeister Ralph Pohle bestätigt, dass Diebe weniger Chancen in einer aufmerksamen Nachbarschaft haben. Meist würden die Täter das Umfeld ihres Zielobjektes vorher auskundschaften. „Zuerst mit dem Auto, eine Woche später zu Fuß und auch mit dem Rad sind manche unterwegs.“ So würden sie den Rhythmus der Bewohner erkunden.

Seit Jahren ist die Region Teltow ein beliebtes Beuterevier für Einbrecher, wie die Statistik zeigt: So zählte die Polizei in Kleinmachnow im letzten Jahr 97 Einbrüche, in Teltow 66 und in Stahnsdorf 53 – allein im ersten Halbjahr 2013 waren es in Kleinmachnow bereits 65 Einbrüche, in Teltow 42, in Stahnsdorf 32.

Polizeihauptkommissar Olaf Hofrichter, der den Einsatz am Samstag von der Teltower Wache aus koordinierte, schätzte ein, dass die Resonanz überwiegend positiv gewesen sei. „Insgesamt waren 30 Kollegen in allen drei Orten an der Aktion beteiligt, um Bürger für das Thema Sicherheit zu sensibilisieren“, sagte Hofrichter den PNN, denn die Flyer, die auch in vielen Briefkästen landeten, enthielten zwar Tipps, die aber könnten eine individuelle Beratung nicht ersetzen.

Doch die freundliche Stippvisite schien nicht immer erwünscht. „Haben Sie nichts anderes zu tun?“, blaffte ein Hausbesitzer im Stahnsdorfer Blumenviertel einen Polizisten an und knallte die Tür zu. Die meisten Bürger bedankten sich jedoch und einige gaben in den Gesprächen auch Hinweise. So wurde von vermeintlichen Spaziergängern berichtet, die in Stahnsdorf Häuser fotografierten und den Anwohnern auf Nachfrage erklärten, die Immobilien seien für sie „touristisch interessant“.

Doch auch am Samstag musste die Polizei wieder einen Einbruch aus Kleinmachnow melden. Zwischen 12 und 21 Uhr schlugen unbekannte Täter das Badfenster eines Einfamilienhauses in der Straße Kleine Eichen ein, durchwühlten die Wohnräume und stahlen Schmuck und technische Gegenstände.

Über das Projekt „Eigentumsschutz mit künstlicher DNA“ wird erneut am 17. und 23. Oktober jeweils um 19 Uhr und am 29. Oktober um 18 Uhr im Bürgersaal des Rathauses Kleinmachnow informiert

Kirsten Graulich

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