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KulTOUR: „Wenn ich liebe, sing ich nicht!“

Ein belebender Auftakt zur Kultursaison 2008 im Michendorfer Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“

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Michendorf - Mit einem belebenden Neujahrskonzert wurde jetzt im Michendorfer „Apfelbaum“ die Kultursaison 2008 eröffnet. Wie schon mit „Klassik populär“ zuvor, so hatte Hans-Joachim Scheitzbach wieder dieselbe Besetzung von der Komischen Oper Berlin mitgebracht, ihren Ersten Kapellmeister Konrad Other und dessen Violinen-Kollegin Claudia Börner. Sogar der Tenor Peter Renz nahm sich für diesen „Abstecher“ Zeit, obwohl er abends in der Brecht-Dessau-Oper „Die Verurteilung des Lukullus“ auftreten musste.

Festlich prangte der schön geschmückte Weihnachtsbaum noch im Raum, und wieder durften die Veranstalter eine gutbesuchte Veranstaltung für sich verbuchen. Jeder wurde mit einem Glas Sekt auf den Jahresbeginn eingestimmt.

Das vorwiegend ältere Publikum brauchte bei der bewährten Moderation des pensionierten Cellisten Scheitzbach nicht lange, um diese oder jene Melodie zu identifizieren, es waren ja die Klänge aus der eigenen Jugend. Zudem kennt der „Moderator“ auch genügend Anekdoten, um das Parkett für sich zu gewinnen: Der bekannte Sänger Mario Lanza wurde bei einer Probe gefragt, ob er eine Liebesszene bei Lehar eher vokal oder gestisch gestalten wolle. Er antwortete bündig „Wenn ich liebe, sing´ ich nicht!“ Eine Schnurre nur, selbstverständlich ging es zuerst um schöne Musik, mit welcher man die Zuhörer erfreuen wollte – und das auf gutem Niveau!

Da waren nun Gold und Silber zu holen. Bei Antonin Dvoraks hübscher „Humoreske“ zum Beispiel, die ja zugleich „Eine kleine Frühlingsweise“ ist, Vorbote auf die knospenspringende Zeit. Wohltuend, friedlich, auch wenn dieses Stück auf zwei Geigen und Klavierbegleitung gesetzt worden war.

Hatte man auch "Donauwellen" gehört? Csardas-Klänge schon, das weithin Berühmteste des ganz unberühmten Komponisten Vittorio Monti, 1868 geboren. Dieses Stück soll sogar Eingang ins Repertoire der „echten“ Zigeuner gefunden haben. Claudia Börner und Konrad Other spielten dieses Stück gefällig, Hans-Joachim Scheitzbach begleitete dezent auf dem Flügel. Als er dann als Gesangssolist die Mär von den drei lustigen Freunden vortrug, „mein Freund Meier, Freund Lehmann und auch ich", war die Stimmung auf der Höhe, und auch die beiden Instrumentalisten, anfangs mit konzentriertem Ernst erschienen, verwandelten sich in lächelnde Musiker, das war sehr angenehm.

Peter Renz sang mit hellem Tenor von den sarmatischen Ebenen, wo er selbst einst seinen Vater verlor, auch andere Parts. Das Stück „Heinzelmännchens Wachparade“, von dem Trio federleicht vorgetragen, machte seinen Schöpfer so reich, dass er sich ein Schloss in Südfrankreich kaufen konnte. Das waren noch Zeiten, als die Wichtel den Menschen halfen! Dann auch noch Pablo de Sarasate, spanischer Geiger und Komponist des 19. Jahrhunderts! Sein „Navarra“ enthält so ziemlich alles, was eine Geige überhaupt leisten kann, „ein sauschweres Stück“, fand Scheitzbach. Richtig, vom sentimentalen Largo bis zum mehrstimmigen Fortissimo hatten die beiden Streicher wirklich alles zu geben, toll.

Neujahrswünsche aus dem Jahre 1883 zum Finale. Ein frommer Mann betete damals in Münster: ... Herr, nimm den Ehefrauen das letzte Wort und erinnere die Männer an ihr erstes, gib den Regierenden ein besseres Deutschland – und Deutschland eine bessere Regierung! Solchen Wünschen schließt man sich natürlich gerne an.

Am 5. April gastiert das Ensemble wieder im Michendorfer „Apfelbaum“ mit einem Konzert über einen Kapellmeister des 18./19. Jahrhunderts, der in Potsdam unter drei Königen diente: Johann Friedrich Reichardt. Beginn ist 17 Uhr

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