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Potsdam-Mittelmark: Wenn Mädchen Zement mischen

Die Teltower Firma Somatex stellte sich beim Zukunftstag „Girls''Day“ vor

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Teltow - „Es war superspannend“, stand auf einem Bewertungsbogen über den Zukunftstag bei der Firma Somatex Medizintechnik GmbH. Das gilt unter Jugendlichen als höchstes Lob, vor allem wenn es in der Spalte steht, die eigentlich den kritischen Bemerkungen vorbehalten ist. Zehn Mädchen und ein Junge informierten sich gestern aus Anlass des bundesweiten „Girls''Day“ über das Berufsbild eines Medizintechnikers und vergaben nach der zweistündigen Veranstaltung Bestnoten an das Teltower Unternehmen. Vor allem, dass sie einige der Spezialinstrumente selbst in die Hände nehmen und testen durften, gefiel den Jugendlichen. Beispielsweise die „Zementspritze“, eine spezielle Injektionsnadel, die Knochenzement punktgenau in Wirbeln platzieren kann, um sie dadurch zu stabilisieren.

Als zwei Mädchen versuchten den Zement durch die lange Kanüle zu drücken, stellten sie fest: „Da muss man ganz schön Kraft haben“. Weniger kraftaufwändig war dagegen ein weiterentwickeltes Injektionssystem. Produktmanager Thomma Weise verdeutlichte daran die Philosophie des Unternehmens: „Bei uns geht es immer darum, etwas noch besser zu machen“, sagte er. Auch beim Zubereiten des Spezialzementes ist den Somatex-Entwicklern etwas eingefallen. Denn so richtig gut riecht die von Hand angerührte Masse eigentlich nicht, befanden die jungen Besucher. Und weil das sicherlich auch die Ärzte und Schwestern im Operationssaal meinen, wurde dafür eigens ein Mixer erfunden. Der besteht aus einem geschlossenen System, das diese Geruchsbelästigung minimiert und zudem homogene Mischergebnisse garantiert.

Zum Injektionssystem gehört auch eine Klemme, mit der Chirurgen Nadeln so halten können, dass ihre Hände von den Strahlen eines Röntgengerätes nicht erfasst werden. Um solche Geräte zu entwickeln, muss man Medizintechnik studieren, wie Thomma Weise erklärte. Aber auch auf Umwegen landeten einige der 30 Mitarbeiter von Somatex in dem Unternehmen. So wie Thomas Dunker, der einst Feinmechaniker lernte, dann sein Abitur auf der Abendschule nachholte und vier Jahre Maschinenbau studierte. Sein Ziel war es, Sondermaschinen zu bauen, doch dann landete er in der Medizintechnik – und hat es nicht bereut. „Denn das ist wirklich eine der wenigen Wachstumsbranchen“ sagt Dunker und verweist er auf zahlreiche Spezialinstrumente, die Somatex für Bereiche wie Radiologie bis zur Tumordiagnostik entwickelt und sich dabei als anwenderorientierter Problemlöser versteht.

Seine Kollegin Agata Jaron ermunterte besonders die Mädchen, trotz anspruchsvoller Jobambitionen nicht eventuelle familiäre Wünsche zu verdrängen. Die Medizin-Physikerin hatte kurz nach dem Studium ihr erstes Kind bekommen und vor rund drei Jahren ihr zweites. Da war sie bereits bei Somatex und konnte ein Jahr pausieren, verbunden mit einer Arbeitsplatzgarantie. Danach ermöglichte ihr die Firma einen verkürzten Arbeitstag. „Schön, wenn die Chefs da auch mitziehen“, meinte ein Mädchen. Dass es nicht nur guter Noten in naturwissenschaftlichen Fächern bedarf, um bei Bewerbungen zu punkten, erfuhren die Jugendlichen in der anschließenden Auswertung. „Auch Fremdsprachen sind ein Riesenpfund, wenn man sich bewirbt.“ Grund sind die vielen internationalen Kontakte des Unternehmens, was zahlreiche Patentanmeldungen dokumentieren, die im Foyer der Firma ausgestellt sind. Die meisten davon stammen aus dem Ausland.

Auch wenn einige der jungen Besucherinnen ihre Berufsziele bereits schon kennen, betrachteten andere den Tag durchaus als Anregung wie die 18-jährige Karen. „Irgendwas mit Medizin sollte es schon sein“, wünscht sich die Gymnasiastin und schließt nun auch Medizintechnik für ihr zukünftigen Berufswahl nicht aus.

Kirsten Graulich

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