zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Wer erntet die Lorbeeren?

Streit um wahren Finder des Lebuser Bronzeschatzes – nicht wegen Finderlohn – sondern wegen Ruhm und Ehre

Stand:

Streit um wahren Finder des Lebuser Bronzeschatzes – nicht wegen Finderlohn – sondern wegen Ruhm und Ehre Von Bernd Kluge Der sensationelle Bronzeschatz von Lebus ist längst in den Asservatenkammern des Brandenburger Landesdenkmalamtes Wünsdorf verschwunden. Doch an seinem Fundort sorgt die historische Entdeckung inzwischen für Unmut und Ärger. Bodenkundler und Hobby-Historiker streiten sich um die Anerkennung als wahrer Finder der 3000 Jahre alte Bronzeteile. Da ist auf der einen Seite Rainer Schulz, studierter Historiker und lange Jahre hauptamtlicher Denkmalpfleger, der die Oderregion bodenkundlich wie seine Westentasche kennt. Seit Juni fungiert er als Grabungsleiter einer achtköpfigen Jugend-ABM-Truppe, die eine stillgelegte Deponie im benachbarten Podelzig systematisch nach archäologischen Funden durchsiebt. Und in einem der Bauschuttberge wurde der Bronzeschatz Ende August schließlich auch entdeckt. Und da ist auf der anderen Seite der Lebuser Trockenbauer Frank Slawinski, der in seiner Freizeit gern mit einer Metallsonde auf Entdeckungsreise geht, sich jedoch nicht als privater Schatzsucher sieht. „Ich liebe das Abenteuer, will das Gefundene jedoch nicht behalten“, betont der 44-Jährige. Schon mehrfach hatte er sich den Archäologen des Brandenburger Landesdenkmalamtes als ehrenamtlicher Helfer angeboten. Diesmal kam man auf sein Angebot zurück, schickte ihn zur Hilfe auf die Podelziger Deponie. An einem Hausneubau auf dem Lebuser Schlossberg waren zuvor bereits drei Bronzebeile entdeckt worden, der restliche Bodenaushub lag inzwischen auf der Deponie. „Schon am zweiten Tag wurde ich hier fündig, die Metallsonde piepste“, erinnert er sich. Kurz darauf hatte Slawinski das erste Beil in der Hand - doch die Sonde piepste weiter. Mit Pinsel und Sandkelle machten er und der 24-jährige Danny Hoffmann solange weiter, bis kein Signal mehr ertönte. Ihre Ausbeute: 98 Bronzebeile, zwei Ringe, ein Bronzebarren sowie Reste eines Schwertes. „Nach der wochenlangen Durststrecke war das aber auch nötig“, schmunzelt der gelernte Zimmermann Hoffmann. Tag für Tag habe man sich durch den Dreck gequält und lediglich ein paar Keramikscherben und Armbrustbolzen gefunden. „Die würden ohne meine Hilfe da heute noch vergeblich Sand sieben“, ist Slawinski überzeugt, der für seine Mitarbeit etwas Anerkennung erhofft hatte und sich statt dessen diffamiert sieht. „Wir hätten den Schatz früher oder später auch ohne ihn entdeckt“, hält Grabungsleiter Schulz dagegen. Und schiebt gleich noch nach: Da laufe eine amtliche Ausgrabung, und ein privater Schatzsucher schnappe den Archäologen den Fund vor der Nase weg. „Wie hört sich das denn in der Öffentlichkeit an?,“ schüttelt Schulz den Kopf, nicht bereit, auch nur einen Millimeter auf seinen Kontrahenten zuzugehen. Die Fronten sind zweifellos verhärtet. Dabei springt für die beiden Streithähne nicht einmal etwas dabei heraus: Einen Finderlohn gibt es nach brandenburgischen Gesetzen nicht, alles was im Boden gefunden wird, gehört automatisch dem Land. Das ficht Slawinski und Schulz nicht an. Ruhm und Ehre sind schließlich auch etwas wert, sind sich beide ausnahmsweise einmal einig. Auch darum ginge es hier nicht, stellt Franz Schopper, Leiter der Frankfurter Außenstelle des Landesdenkmalamtes, klar. „Wichtig ist doch eigentlich nur, dass der Schatz so schnell wie möglich gefunden wurde.“ Der Archäologe will, dass das Kriegsbeil zwischen Slawinski und Schulz bald begraben wird, auch wenn er Verständnis für die beiden „Schatzsucher“ hat. „Für die Beteiligten ist das der Fund ihres Lebens, da schlagen die Emotionen schon mal hoch“, sagt Schopper.

Bernd Kluge

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })