Potsdam-Mittelmark: Werben in alle Richtungen
Caputher Oberschule kämpft gegen Schließung, doch nötige Mindestschülerzahl ist schwer zu erreichen
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Schwielowsee · Caputh - „Wir kämpfen hier einen scheinbar aussichtslosen Kampf, aber wir geben auf keinen Fall auf“, bekräftigte Schulleiter Stefan Pirnack am Mittwoch die Bemühungen, eine Schließung der Caputher Oberschule zu verhindern. Das laufende Schuljahr ist bereits das zweite in Folge, in dem keine 7. Klassen in Caputh eröffnet werden konnten. Deshalb werden hier derzeit ausschließlich zwei 9. und drei 10. Klassen unterrichtet. Setzt sich der Trend auch für das kommende Schuljahr 2006/07 fort, scheint eine Schließung der Schule unausweichlich.
Das Staatliche Schulamt fordert üblicherweise 54 Anmeldungen, um einen zweizügigen 7.-Klasse-Jahrgang zu genehmigen. Vereinzelt ist dies auch ab einer Mindestzahl von 40 Schülern möglich. Doch selbst diese Marke erscheint für Schwielowsee zu hoch. Zwar verfügt die Caputher Grundschule über 33 Kinder in den 6. Klassen und die Geltower Einrichtung über 16, doch es ist unwahrscheinlich, dass alle Eltern ihren Nachwuchs zum weiteren Schulbesuch in Caputh anmelden werden.
Deshalb luden Pirnack und seine Kollegen sowie Lehrer der benachbarten Grundschule Eltern von Sechstklässlern aus Caputh und Umgebung am Mittwoch zu einem Informationsabend in die Albert-Einstein-Schule ein. Gekommen war lediglich eine Mutter. „Eigentlich hatten sich mehr Eltern angekündigt“, zeigte sich der Klassenlehrer der 6b, Thomas Schlag, enttäuscht. Die geringe Teilnehmerzahl erklärte sich Helga Finkenwirth, Klassenlehrerin der 6a, vor allem mit „Bedenken bei den Eltern“, was die Zukunft der Schule angeht. Die Schließungsgerüchte haben die Runde gemacht.
„Bei der Schulwahl entscheidet nicht mehr nur der Standort“, weiß auch die Leiterin der Caputher Grundschule, Cathrin Rudzinski, aus Elterngesprächen zu berichten. Viel häufiger spielten die Ausrichtung, also fachlichen Schwerpunkte, und eben die Reputation einer Schule eine wichtige Rolle. „Natürlich ist in der Öffentlichkeit bekannt, dass wir derzeit keine 7. Klassen haben“, kennt auch Schulleiter Pirnack das Problem. Trotzdem hofft er in den kommenden Wochen auf eine „faire Chance“ und damit mehr Interesse seitens der Eltern.
„Wir werben in alle Richtungen“, erklärte Pirnack weiter. Um auch Familien in entfernteren Orten anzusprechen, wurden Informationsschreiben an Elternvertreter anderer Schulen verschickt. Inwieweit diese tatsächlich weiter geleitet werden, ist wegen des gestiegenen Konkurrenzdruckes unter den Schulen jedoch ungewiss. Die Caputher Schule ist nicht die einzige, die angesichts geburtenschwacher Jahrgänge um ausreichend Bewerber kämpfen muss.
Bis zum Stichtag am 6. März sollen Eltern die Erst- und Zweitwünsche für die weiterführenden Schulen ihrer Kinder in anmelden. Ein Vierteljahr bleibt Pirnack also noch, um für die Vorzüge seiner Einrichtung zu werben. „Wir sind eine kleine, ruhige Schule mit einer besonders guten Lernatmosphäre, und das möchten wir interessierten Familien gern zeigen.“ Deshalb sind im Januar Hospitationstage für Eltern und Kinder geplant, Ende Februar lädt die Schule zum Tag der Offenen Tür ein. „Vielleicht schaffen wir ja doch noch eine Trendwende“, gibt sich Schulleiter Pirnack unermüdlich optimistisch. Das Schulamt soll derweil bei der Oberschule Beelitz angefragt haben, ob man die Caputher zehnte Klassenstufe samt Klassenlehrern nächstes Jahr übernehmen würde. Andrea Röder
Andrea Röder
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