Blütentherme in Werder (Havel): Werder geht auf Nummer sicher
Die Stadt Werder (Havel) sucht nach einem neuen Betreiber für die Blütentherme und fordert von ihm Sicherheiten in Millionenhöhe. Ein Überblick, was geplant ist.
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Werder (Havel) - Werder lernt offenbar aus seinen Fehlern: Dieses Mal will die Stadt nicht mehr auf Investorenversprechen hereinfallen und auf Nummer sicher gehen. Von einem zukünftigen Betreiber der Blütentherme fordert sie Sicherheiten in Millionenhöhe. Ob das Bad am Zernsee verkauft oder verpachtet wird, ist offen. Gesucht wird nach Interessenten für beide Optionen. Neben dem gewünschten Finanzpolster wurden im Bad-Ausschuss am Mittwochabend weitere Details und Anforderungen an neue Investoren festgelegt. Am 14. Juli entscheiden die Stadtverordneten über das im Ausschuss vorbereitete Interessenbekundungsverfahren. Die PNN geben einen Überblick, was geplant ist und wie es mit der Aufarbeitung des verfahrenen Projektes vorangeht.
Verkauf der Blütentherme
Die Blütentherme zu verkaufen wird offenbar von allen Fraktionen im Badausschuss favorisiert. Doch das kann unter Umständen nicht so einfach werden. Die Berater der Stadt hatten bereits davor gewarnt, dass Investoren ungern halbfertige Baustellen übernehmen. Dennoch will man es in Werder versuchen. Der Käufer muss jedoch einige Auflagen erfüllen. So forderte die CDU am Mittwoch, dass die Mindestkaufsumme bei sieben Millionen Euro liegen müsse, die der Käufer bei fristgerechter Fertigstellung des Bads wieder zurückbekomme. Die SPD ist gegen einen Mindestkaufpreis: „Wir wollen keinen subventionieren“, so die Vorsitzende des Bad-Ausschusses, Anja Spiegel (SPD). Ein privater Hauskäufer würde später auch nicht vom Verkäufer sein Geld zurückbekommen, so Spiegel. Der CDU-Antrag wurde dennoch von der Mehrheit angenommen. Zudem muss der Käufer die Blütentherme in ihrer bisherigen Planung innerhalb von zwei Jahren fertiggestellt haben. Erweiterungen oder Bauvorhaben rund um das Bad kann er gleich oder später angehen. Sollte der neue Eigner länger als sechs Monate im Verzug sein, soll das Grundstück an die Stadt rückübertragen werden, auch der Kaufpreis würde in diesem Fall nicht erstattet werden. Die Vertragsstrafen sollen deutlich empfindlicher als zuvor mit der Kristall Bäder AG ausfallen. Auch soll im Interessenbekundungsverfahren bereits der jährliche Betriebskostenzuschuss prognostiziert werden.
Verpachtung der Blütentherme
Ein künftiger Pächter kann sich nach Art eines Baukasten-Prinzips aussuchen, was er pachten möchte und was die Stadt dann womöglich noch zusätzlich bauen müsste. Die Minimalvariante ist die Übernahme der Therme in ihrer bisherigen Planung, inklusive der Außensaunen. Dafür muss die Stadt wie berichtet mit Investitionen von weiteren zehn Millionen Euro rechnen. Will der Pächter einen sogenannten Splash-Bereich für Kinder, die Seesauna, ein Lido und weiteres, um das Bad attraktiver zu machen, muss die Stadt weitere rund zehn Millionen Euro in das Areal stecken. Die Mindestpachtdauer soll bei zehn Jahren liegen. Auch der Pächter soll den Plänen zufolge Sicherheiten mitbringen, mindestens zwei Millionen Euro. Fordert er das ganze Paket zur Pacht, dann erhöhen sich die Sicherheiten: Die Kaution soll das Zehnfache der jährlichen Pachtsumme betragen. Für die Instandhaltung soll der Pächter alleine zuständig sein.
Weitere Bedingungen für Investoren
Egal ob Verkauf oder Pachtvertrag, der neue Investor soll groß denken und das Areal um die Therme herum, wenn er will, gleich mitentwickeln. Der Masterplan, den das auf Bäder spezialisierte Hamburger Büro GBP, der Stadt als Ausbauvariante skizzierte , soll nur als „Illustration“ dienen, so CDU-Fraktionsvize Peter Kreilinger. Gesucht wird nicht nur nach Interessenten aus der Bäder-Branche, sondern auch nach Anlegern, so will es die CDU. Bei der derzeit „historischen Anlagesituation“ könnten auch Immobilienanleger interessiert sein, so Kreilinger. Bis Oktober können Interessenten ihre Unterlagen einreichen, schon nach der Sommerpause wollen die Stadtverordneten bereits ein Stimmungsbild vorliegen haben. Unklar ist noch, für welche Bereiche der Therme es ermäßigten Eintritt geben soll, von dem Schulklassen, Sportvereine, Sozialschwache und Kurtaxen-Bezahler profitieren. Die SPD fordert Sozialtarife für die gesamte Therme, die CDU will mindestens den Sportbecken-Bereich abgedeckt haben.
Die Akte Blütentherme
Seit 2009 beschäftigt sich Werder mit dem Vorhaben eine eigene Therme zu bauen, erst seit zwei Jahren sei das Baugeschehen transparent, heißt es von der Opposition im Bad-Ausschuss. Zuvor habe laut Spiegel (SPD) eine Politik des Schweigens geherrscht. Die Stadtverordneten, die in dem Kontrollgremium saßen, mussten einst eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben. „Nicht einmal unseren Fraktionen durften wir berichten“, so Spiegel. „Und Bürgermeister Große hat alles verteidigt.“ Die Kritik der Opposition sei zudem als persönlicher Angriff auf den Bürgermeister gewertet worden. Ärgerlich sei auch, dass es in der Stadt von Sitzungen des Bad-Gremiums keine Protokolle gebe, „nur Beratungsergebnisse“, so Spiegel. Das kritisieren auch die Ausschussvertreter der Grünen und der Linken. Laut Ilona Klapper (Grüne) habe es schon früh Hinweise gegeben, dass etwas schief laufe. „Hier müssen wir weiter aufarbeiten.“ Auch soll die Kontrolle des Projektes durch die Verwaltung kritisch hinterfragt werden, fordert Klapper.
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