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Potsdam-Mittelmark: Werder richtet sich auf Potsdamer Ortsumgehung ein

Bürgerinitiative „Werder blüht was“ kritisiert, dass bereits Vorbehaltsflächen im Flächennutzungsplan eingetragen sind

Werder - Die Bürgerinitiative „Werder blüht was“ hat den Entwurf zum Flächennutzungsplan der Stadt Werder scharf kritisiert. Im Planwerk ist – nördlich vom Bahnhof Werder – eine Vorbehaltsfläche für den Bau der Potsdamer Ortsumgehung eingetragen. „Dies betrifft im wesentlichen bebaute Flächen, insbesondere auch Objekte, die in jüngster Zeit aufwendig rekonstruiert worden sind oder derzeit instand gesetzt werden“, sagte Initiativ-Sprecher Gunnar Assmann am Dienstagabend bei einer Veranstaltung im „Hotel zur Insel“. Die Bürgerinitiative hatte eingeladen, um über den Stand der Pläne für die Ortsumgehung und die Folgen für Werder zu informieren, über 40 Gäste waren da.

Assmann forderte die Werderaner auf, sich gegen den Flächennutzungsplan zu wenden. Noch bis zum 20. Dezember kann man den Entwurf im Rathaus einsehen und Bedenken geltend machen. Im Flächennutzungsplan werden die Grundziele der städtebaulichen Entwicklung Werders bis in Jahr 2020 dargestellt. Laut Assmann gibt es darin aber Widersprüche: Die Förderung eines landschaftsverträglichen Tourismus und der bewusste Umgang mit der havelländischen Kulturlandschaft finden sich ebenso in den Leitlinien des Planentwurfs wie das Ziel, der Erzeugung von Verkehr entgegenzuwirken.

Die Straße müsste indes, um Bahndämme überqueren zu können, teils in Baumwipfelhöhe durch den Wildpark geführt werden, fürchtet Assmann. Der Lärm würde bis nach Potsdam, Golm, Schwielowsee und weit ins Stadtgebiet Werder abstrahlen. „Die im Flächennutzungsplan genannten Säulen würden zerstückelt.“ Der Erholungswert der Region wäre „ unwiederbringlich verloren“. Die Wirkung wäre für Werder noch dramatischer, wenn die Straße nach einem Vorschlag der Brandenburgischen Ingenieurkammer südlich der Bahn geführt würde.

Der Bundesverkehrswegeplan sieht eine Verknüpfung der B1 und B2 an der Bahn über den Templiner See bis zum Jahr 2015 vor, wenn naturschutzrechtlich nichts entgegensteht. Weitere Voraussetzung: Potsdam und Potsdam-Mittelmark müssen sich auf ein gemeinsames Verkehrskonzept einigen. Das soll eine interkommunale Arbeitsgruppe von Politikern und Verwaltungsmitarbeitern leisten, die sich nach einigem Gerangel jetzt gebildet hat. Assmann forderte dazu auf, an den Sitzungen der Arbeitsgruppe teilzunehmen, sie tagt öffentlich.

Auch zwei Verwaltungsvertreter aus dem Werderaner Bauamt sind in die Arbeitsgruppe berufen. Nicht nur Assmanns Bürgerinitiative fürchtet, dass der Druck auf eine Weiterführung der Ortsumgehung durch den Wildpark nach Werder wachsen wird, ist die Templiner Spange erst fertig. Unklar erschien den Veranstaltungsgästen am Dienstagabend, mit welchem Ziel ihre Stadtverwaltung an den Sitzungen der Arbeitsgruppe teilnehmen wird? Die Frage blieb offen, das Bauamt hatte eine Teilnahme an der Informationsrunde abgesagt. So konnte unter anderem auch nicht geklärt werden, was aus der Bebauung auf der Vorbehaltsfläche im Flächennutzungsplan werden soll, wenn die Ortsumgehung – auch Netzverknüpfung genannt – wirklich gebaut werden sollte?

Gunnar Assmann stellte einen Zusammenhang zwischen der Potsdamer Ortsumgehung und dem jüngsten Bericht des Bundesrechnungshofes her. Der hält das in Brandenburg geplante, hochleistungsfähige Bundesstraßennetz für „überdimensioniert“. Vieles in dem Bericht ließt sich, als würden die Bürgerinitiativen gegen die Netzverknüpfung zitiert: überholte Annahmen zur Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung, schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis, fehlende ökologische Betrachtung. Allerdings bezieht sich die Kritik auf das so genannte „Blaue Netz“, in dem die Straßenbauverwaltung ein Drittel des Bundesstraßen im Land erfasst hat. Die Potsdamer Ortsumgehung ist laut Auskunft des Bauministeriums nicht darunter. Henry Klix

Im Internet unter:

www.werder-blueht-was.de

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