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Frischemarkt vom Obst- und Gartenbauverein: Werder sucht die größte Tomate
Seit drei Monaten wird der Frischemarkt vom Obst- und Gartenbauverein betrieben. Er ist jetzt sauberer, braucht aber mehr Besucher.
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Werder (Havel) - Ein Tomatensalat aus nur einer Tomate, von dem man trotzdem eine Familie satt bekommt: Mit den bis zu 1,48 Kilogramm schweren Früchten von Walter Kassin ist das möglich. Am Samstag sucht der Vorsitzende des Werderaner Obst- und Gartenbauvereins auf seinem Frischemarkt nun die größte Tomate der Region.
Es ist eine der Aktionen, mit der der Wochenmarkt auf dem Strengfeld wieder über Werder hinaus bekannt gemacht werden soll. Seit Saisonbeginn im April betreibt der Verein den Markt, nachdem er in den Jahren zuvor unter anderem durch Müll, zugewachsene Beete und zu viele Stände mit günstigen Textilien an Attraktivität und an Kunden verloren hatte. „Wir sind mit der Entwicklung seit dem Frühjahr zufrieden, jetzt haben wir um die 500 Besucher an den Samstagen“, so Kassin.
Wie berichtet hatte der Verein investiert, den von der Stadt zur Verfügung gestellten Platz und die Beete sauber gemacht und sich neue Events rund um regionales Obst und Gemüse ausgedacht. So wird es am Samstag nicht nur das Tomatenwiegen der großen Sorten von 9 bis 12 Uhr geben. „Wir wollen den Besuchern zeigen, welche Vielfalt an Sorten es bei Tomaten gibt“, so Kassin. Er selbst züchtet seltene Exemplare wie die „Campari“, von der ein einzelnes Saatkorn schon mal einen Euro kosten kann. „Die ist groß, hat aber keine zu harte Schale wie andere Sorten“, so Kassin. Auch die „Gigante“, die die 1,48 Kilogramm erreicht hat, züchtet er selbst. „Wenn man die aufschneidet, ist das wie bei einer Melone, es gibt nur Fruchtfleisch.“ Besonders gut würde sich das Riesengemüse für Tomatensoße eignen.
Neben der Sorten-Schau verkostetWerder-Ketchup verschiedene seiner Soßen, daneben gibt es zur aktuellen Beerensaison passenden Wein und alkoholfreie Bowle. Ähnliche Aktionen gab es bereits zum Beginn der Kirsch- und der Erdbeerernte. Sie sollen den lokalen Charakter des Marktes stärken, für den in den 1990er-Jahren noch jedes Wochenende Tausende Berliner oder Brandenburger Politiker wie Manfred Stolpe nach Werder kamen. „Die Menschen müssen wieder merken, dass wir nun wieder ein echter Frischemarkt sind“, so Kassin.
Jetzt in der Erntezeit seien etwa drei Viertel der Stände mit regionalen Produkten bestückt. Neben regionalem Obst gibt es Kaninchen aus Beelitz oder Fisch aus der Havel von gleich zwei Werderaner Fischern. Stände für Textilien, Schuhe und Ähnliches habe man auf einen Stand pro Produkt reduziert.
Der Markt soll neben dem Einkauf auch eine gemütliche Atmosphäre ausstrahlen: Während die Kinder auf der Hüpfburg toben, könnten Eltern Kassin zufolge dabei zuhören, wie Sänger Karsten Perenz mit seiner Gitarre den „Werderschen Wein“ lobt.
Doch nicht alles, was der neue Marktbetreiber vorhatte, hat tatsächlich funktioniert: Ein Imbiss rechnete sich nicht und wurde wieder geschlossen. Als Ausgleich beschaffte der Obst- und Gartenbauverein Stühle und Sonnenschirme, die nun vor den Ständen der Fleischer oder Fischer stehen – teilweise auch inmitten der Blumen, die am Nachbarstand verkauft werden.
Auch Werderaner Obstwein gibt es anders als ursprünglich geplant noch nicht jedes Mal zu kaufen. Zwar war der 18-jährige Schüler Toni Geißhirt, in Werder besser bekannt als „Himbeer-Toni“, im Frühjahr mit einem Stand vertreten. Doch es seien noch zu wenig Besucher auf dem Markt gewesen. „Das ganze Flair dort hat sich aber zum Positiven verändert, es ist viel sauberer und schöner geworden“, so Geißhirt gegenüber den PNN. Wenn dadurch künftig mehr Kunden kämen, könne er sich vorstellen, im kommenden Jahr wieder regelmäßig auf dem Strengfeld zu stehen – auch wenn er dann gerade sein Abitur macht.
Der Frischemarkt soll noch bis Jahresende jeden Samstag von 8 bis 15 Uhr geöffnet sein, sonntags ist bis 13 Uhr auf. Außer einem Blumenladen sind dann aber nur eine Handvoll Stände geöffnet. Im September sollen bei kleinen Aktionen Äpfel, Birnen und Chrysanthemen im Mittelpunkt stehen. Im Oktober folgt laut Walter Kassin ein klassisches Schlachtefest. Vorher werden am Samstag aber erst einmal die Fleischtomaten geschlachtet, nachdem der Obst- und Gartenbauverein gegen 12 Uhr die Siegerehrung vollzogen hat. Enrico Bellin
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