Potsdam-Mittelmark: Werders Gymnasium bekennt Farbe
Ein Projekttag „Gegen rechte Gewalt“
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Werder - „Nazis raus ist für Werderaner Gymnasiasten nicht nur ein vages Lippenbekenntnis. Gestern widmeten sich das Ernst-Haeckel-Gymnasium in einem gesamtschulischen Projekttag dem Thema „Gegen rechte Gewalt. Dabei beschäftigten sich die Klassenstufen fünf bis acht mit den verschiedensten Themen von den Weltreligionen über Berichte von Opfern rechter Gewalt bis hin zum Holocaust. Die älteren Jahrgänge informierten sich in Vorträgen wie etwa zur Verfolgung von Straftaten der Neonazis oder auch zum historischen Hintergrund nazionalsozialistischen Gedankenguts.
„Wir konnten dafür viele Fachleute gewinnen, sagte Steve Kenner. Er besucht die 13. Klasse und hatte im Sommer die Idee zu einem schulweiten Projekt über das Gewaltpotenzial der Neonazis. Die Umsetzung in einen Projekttag erwies sich zwar als mühselig, doch das Interesse gab ihm recht. „Wir wollen das Projekt weiterführen, schlug Steve Kenner vor und traf bei den Verantwortlichen auf offene Ohren. So hatte Schulleiter Jörg Ritter gleich bei Lehrern und Eltern für den Tag geworben.
Die Koordination sämtlicher gestriger Veranstaltungen übernahm Karola Ritter, Lehrerin am Gymnasium. Extra für den gestrigen Tag wurden 260 T-Shirts mit dem Gymnasiumsnamen und einem Anti-Rechts-Logo von der Göhlsdorfer Firma wt-net.org zum Selbstkostenpreis geliefert und gegen eine Spende an die Schüler gebracht. Zusammen mit Einnahmen aus dem abendlichen Schüler-Benefiz-Konzert soll so Geld für die Unterstützung des Potsdamer Vereins Opferperspektive und den Jugendklub Werder gesammelt werden.
Für die Vorträge kontaktierte Steve Kenner mit Hilfe der Friedrich-Ebert-Stiftung Richter, Historiker, Internetexperten sowie Vertreter von Staatsanwaltschaft, Verfassungsschutz und vom Potsdamer „Aktionsbündnis gegen Rechts. Schwierig sei es, heute noch Zeitzeugen aus dem antifaschistischen Widerstand zu finden, stellte er fest. Unter anderem berichtete Polizeioberrat Mathias Tänzer über die Arbeit seiner Arbeitsgruppe „Täterorientierte Maßnahmen gegen rechte Gewalt. Wesentlich sei dabei: Man müsse die rechten Straftäter als das behandeln, was sie seien, nämlich Kriminelle, und ihnen dabei keinen Spielraum für das Auftreten als „Märtyrer im Knast lassen.
Viele Lehrer und ältere Schüler übernahmen Aufgaben bei der Gestaltung der thematischen Diskussionen in den unteren Klassen, alle Klassenlehrer stimmten in den ersten beiden Unterrichtsstunden ihre Schützlinge auf das Projektthema ein. In den kommenden Tagen ist unter den 740 Schülern des Werderaner Gymnasiums eine schriftliche Umfrage zum Thema „Rechte Gewalt vorgesehen. „Das Ergebnis wollen wir als Studie den Landtagsabgeordneten vorlegen, sagte Steve Kenner.
Bereits gegen Mittag hatten viele Schüler Farbe bekannt und ihre Meinung an der „Klagemauer-Wandzeitung im Foyer eingetragen. Unter anderem war dort „Sagt nein zu Nazis oder auch „Gewalt ist keine Lösung zu lesen. Und auch diese eindeutige Haltung: „Kein Sex mit Nazis. Winfried Gutzeit
Winfried Gutzeit
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