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Zu kurz geraten? Eigentlich sollte der 1999 fertiggestellte zweite Teil des Werderaner Gymnasiums (r.) ein Stockwerk höher und länger werden. Dann wurde der Schulentwicklungsplan geändert und das Gymnasium in kleinerer Version dreizügig gebaut.

© Johanna Bergmann

Zu wenig Schulplätze: Werders Gymnasium will wachsen

Schulleiter fordert Ausbau, will aber kein neues Hoffbauer-Gymnasium. Stadt sieht keine Konkurrenz.

Von Enrico Bellin

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Werder (Havel) - Ein Viertel mehr Schüler als geplant, 50 Lehrer und Referendare teilen sich ein kleines Lehrerzimmer: Das Ernst-Haeckel-Gymnasium in Werder platzt aus allen Nähten, wie Schulleiter Jörg Ritter am Freitag den PNN sagte. „Wenn ich mit den Lehrern eine Konferenz machen will, müssen wir uns Stühle und Tische im Essraum zusammenschieben. Die Lehrer haben keine Vorbereitungsräume, auch für die Schüler gibt es keinen richtigen Aufenthaltsbereich“, so Ritter.

Der Grund: Das Gymnasium wurde in den 1990er-Jahren wegen der Prognosen, die Zahl der Schüler werde sinken, für jeweils drei Klassen pro Jahrgang gebaut. Heute aber ist alles anders. Werder wächst deutlich, im Gymnasium gibt es durchgängig vier Klassen pro Jahrgang. Ritter sagt: „Wir wollen gern vierzügig sein, gehen aber eigentlich auf dem Zahnfleisch.“ In der Oberstufe gebe es zum Teil sogar fünf Klassen – Kurse genannt – gleichzeitig. Hinzu kämen eine fünfte und eine sechste Klasse, die am Gymnasium als Leistungsklassen unterrichtet werden und in den ursprünglichen Plänen für die Schule nicht vorgesehen waren. 640 Schüler besuchen das Gymnasium derzeit.

Die Lösung für den Schulleiter: Ein Anbau ans 1999 fertiggestellte Schulhaus mit vier bis sechs Klassenräumen und einer Aula. Die Schulkonferenz hat dieses Szenario bereits im Jahr 2014 in einem Brief an den Landrat ins Gespräch gebracht. Zwar ist die Stadt Werder Träger des Gymnasiums, der Kreis müsste für einen Ausbau der Schule für eine dauerhafte Vierzügigkeit aber seinen Schulentwicklungsplan anpassen. Momentan gibt es für das Gymnasium lediglich eine Ausnahmegenehmigung für die zusätzlichen Klassen.

Die Vorsitzende der Schulkonferenz, Evelyn Standke-Enkelmann, forderte auf der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend, dass die Stadt gemeinsam mit Elternvertretern und der Schulleitung einen Runden Tisch einberuft, um die Raumsituation am Gymnasium zu klären. „Die Elternvertreter fühlen sich von Verwaltung und Politik alleingelassen“, so Standke-Enkelmann. Zwar habe man die Probleme des Gymnasiums in der städtischen Sozialraumkonferenz angesprochen, seither aber nichts mehr davon gehört.

Auch sprach sich Standke-Enkelmann gegen den angedachten Bau eines weiteren Gymnasiums aus. Wie berichtet will die Hoffbauer-Stiftung womöglich in Glindow einen Bildungscampus mit Kita, Grundschule und weiterführender Schule errichten. „In Werder gibt es pro Jahrgang etwa 150 Schüler für die Oberstufe, die sich dann auf beide Schulen verteilen müssten“, so Standke-Enkelmann. Für das kommende Schuljahr verzeichnet das Haeckel-Gymnasium derzeit 90 neue Anmeldungen für die elfte Klasse. Auch Schulleiter Jörg Ritter sieht die Pläne für eine weitere gymnasiale Oberstufe kritisch. „Man muss als Schule möglichst viele Schüler in der Oberstufe haben, um möglichst viele Kurse anbieten zu können und dadurch attraktiv für Eltern und Schüler zu sein.“ Bei zwei gymnasialen Oberstufen hätten nachher beide Schülerzahlen nahe dem Existenzminimum.

Werders Erster Beigeordneter Christian Große (CDU) hingegen glaubt, dass in der wachsenden Stadt, die gleichzeitig mit Beelitz zusammen das Mittelzentrum für die Region bildet, genügend Schüler für beide Schulen leben. Derzeit berate die Stadt mit der Stiftung noch darüber, ob auf dem Hoffbauer-Campus ein Gymnasium oder eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe entstehen soll. Die Pläne für den neuen Campus sollen den Stadtverordneten noch vor der Sommerpause im Juli vorgestellt werden. Dann würden – die Zustimmung der Stadtverordneten vorausgesetzt – aber noch mehrere Jahre bis zum Bau vergehen.

„Der Bau des neuen Campus schließt den Ausbau des Gymnasiums nicht aus“, so Große gegenüber den PNN. Allerdings sieht er für die derzeitige Raumnot auch die Schule verantwortlich: So habe sie eine mathematisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung, biete aber immer mehr Kurse an, die damit nichts zu tun hätten.

Schulleiter Jörg Ritter verweist gegenüber den PNN darauf, dass das Gymnasium auch die Fächer Pädagogik oder Darstellen und Gestalten anbietet, um attraktiver zu werden und keine Schüler an Potsdamer Gymnasien zu verlieren. „Bei uns hat die Schule aber keinen Wechsel ihres Profils angemeldet“, so Große. Man müsse sich über die Ausrichtung der Schule einig werden, ehe man über Ausbauten reden könne. Auch müsse die grundlegende Überarbeitung des Schulentwicklungsplans abgewartet werden, um zu sehen, ob der Landkreis für das Gymnasium künftig vier Klassen pro Jahrgang vorsieht. Zudem verwies Große darauf, dass die Stadt zuletzt knapp eine Million Euro in die Komplettsanierung des Schulsportplatzes investiert hat. Er soll in den kommenden Tagen übergeben werden.

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