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Ausgestellt. Das Werk „Werder am Weinberg“ von Günter Ihle.

© privat

KulTOUR: Werders irisches Licht

Neue Ausstellung vom 80-jährigen Günter Ihle

Stand:

Werder (Havel) - Am Anfang ist nur ein hellgrauer Malgrund. Hinzu kommen zwei Farben nach Wahl, sehr breite Pinsel und ein erfahrener Künstler. Der wird aus all dem am Ende ein Bild fertigen – erhaben in seiner Farbigkeit und stark im Ausdruck. Wenn es dann in sehr gerechter Höhe und in Nachbarschaft zu anderen zwischen den Fenstern der Petzower Kirche hängt, denkt so mancher Betrachter, die Zeichnungen hätten sich schon immer dort befunden. Und ein Kind könnte zum Maler gehen und ihn fragen: bei dem Winterbild da hinten sei er aber sehr traurig gewesen. Oder?

Viel zu tun hat einer im achten Lebensjahrzehnt, viel auch zu erzählen: Der Werderaner Günter Ihle tut das zuerst mit seinen Bildern. Jene sechse in luftiger Höhe hat er extra für diese Ausstellung gemalt. Er musste beim Landratsamt in Bad Belzig nicht anstehen. Das Amt, sehr klug, hat ihn ob seines 80. zu dieser Personal-Schau eingeladen. Die sechs Großformate (Ayryl) erzählen von seiner innigen Liebe zur märkischen Landschaft: Hier ein „Resthof“, dort der „Havellauf“ oder „Heuzeit“, darin sich das rundgeballte Trockenzeug schier in der Tiefe des Bildraums verliert. Der auf acht Bilder geplante Zyklus ist nicht ganz fertig geworden, ein schwerer Schicksalsschlag hat es verhindert – und jenes Winterbild vom „Schwielow-Ufer“ erzählt tatsächlich ganz leise davon. Das Kind hatte also richtig gesehen.

Neben den großen Arbeiten findet der Besucher mittlere Formate mit ähnlichen Motiven, diesmal auf Augenhöhe und in Öl. „Derwitz am Feld“, „Stichkanal“ oder „Werder am Weinberg“ sind sie betitelt. Auch hier der durch Sensibilität gestärkte kraftvolle Strich, das expressive Herangehen, feinste Farbstaffelungen und geschlossene Farbfelder. Ihle schafft es, mit dem Öl pastellene Effekte hervorzurufen.

Er bekennt seinen „Mut, richtig in die Farbtöpfe reinzugreifen“, was seinen Bildern eine erstaunliche Leuchtkraft und Leucht-Dichte gibt, manchmal in zartester Verwaschenheit. Viel Herzblut darin, und ein großer Frieden, das bewirkt der Tanz der Farben. Der Künstler versteht natürlich auch sehr viel vom Licht, das er mehr von Goethe als von Newton her fasst. Südlich der Alpen ist es ihm zu hell, zu überblendet, da treten die Farben nicht so hervor. Werder aber habe das irische Licht, nur die schnellen Schattierungen durch Wolkenfelder gebe es so hier nicht.

Seine Spezialität: die Reduktion der Motive auf das Notwendigste und der Hang, die natürliche Farbigkeit einer Struktur leicht zu erhöhen. Verdichtung also in Farbe und Form. So wird alle Landschaft sein und jedes Werk in ihr bleibt ein Original. Das Bild vom Menschen allerdings fehlt, auch in Petzow. Er ist sehr oft draußen, bei seiner Lehrmeisterin Natur – seine Bilder müssten an die frische Luft, sagt Ihle, einer aus der Künstlergruppe „Galgenvögel“ in Werder.

Die gezeigten Arbeiten haben ganz unterschiedliche Charaktere. Einige sind wie von der Gravitation gefangen, anderen mag die Tiefe nicht so zu liegen, wieder andere heben vor lauter Mal-Lust schier vom Boden ab. Die wenigsten haben sich für eine Gefälligkeitspose entschieden. Jedes kann eben nicht allen gefallen, und alles nicht immer gelingen. Ganz apart freilich sind seine Farblinolschnitte, die viele Motive der großen entweder aufnehmen oder vorbereiten. Sie bezaubern durch ihren unifarben Grundton und eine exklusive Komposition. Gerold Paul

Bis 16. März immer Samstag und Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr

Gerold Paul

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