Potsdam-Mittelmark: Werders Mühle wird lebendig
Im Herbst beginnt der letzte Bauabschnitt zur Sanierung, dann kann hier wieder Mehl gemahlen werden
Stand:
Im Herbst beginnt der letzte Bauabschnitt zur Sanierung, dann kann hier wieder Mehl gemahlen werden Werder - „Ein Müller der nicht sauft, ein Mühlrad das nicht lauft, das sind Dinge auf der Welt, von denen keines mir gefällt.“ Den Spruch hat sich Müller Peter Hensch in Werders Mühle aufgehängt. Sein Dasein scheint etwas traurig, seit er zum Jahresanfang die Mühle gepachtet hat. Mühlenbesucher? Hensch schüttelt den Kopf. „Solange die Flügel still stehen, wird kaum einer herfinden.“ Von den 350 täglichen Besuchern der Holländer-Mühle in Sanssouci kann Hensch nur träumen – obwohl die Besucherzahlen auf der Insel eigentlich wachsen. Auf dem Mühlenberg dreht sich seit 1952 nichts mehr richtig – das war das letzte Jahr, als hier Mehl mit Windkraft gemahlen wurde, weiß Ute Funk vom für die Inselbewahrung zuständigen Sanierungsträger Potsdam. Doch zur nächsten Tourismussaison soll wieder Dynamik in die Stadtsilhouette kommen. Noch im Herbst beginnen die Bauarbeiten, mit denen die Mühlensanierung zum Abschluss gebracht werden soll, sagte Funk gestern bei einem Pressegespräch. 1973 war die Mühle abgebrannt, das jetzige Bauwerk wurde 1987 aufgebaut und stammt aus Klossa bei Leipzig. Wirklich gangbar war die Sachsenmühle in Werder nie, das Potenzial dafür hat sie. In einem ersten Bauabschnitt hat es Anfang dieses Jahres bereits eine Grundinstandsetzung gegeben. Der Steert – die Deichsel, mit der die Mühle in den Wind gedreht wird – wurde erneuert, ebenso der Mühlenbock. Auch die Lager, auf denen die Flügelwelle ruht, und die Bruststücke der Flügel wurden erneuert und ersetzt. 52000 Euro wurden dafür aufgebracht, so Architekt Günther Hasenberg, der bereits die Mühle in Berlin-Britz saniert und in Marzahn neu gebaut hat. Nach den Notmaßnahmen geht es jetzt darum, die Mühlenflügel zu ersetzen und wieder gangbar zu machen. Dazu wird auch das Räderwerk im Innern aufgearbeitet. Das Mahlwerk – die eigentliche touristische Attraktion – wird ebenfalls instand gesetzt. Zwischen Stadtverwaltung und Müller Hensch ist allerdings noch ungeklärt, ob Mehl lediglich zu Schauveranstaltungen oder auch zu gewerblichen Zwecken gemahlen wird. Hensch würde sich wünschen, aus der Mehlerzeugung einen kleinen Nebenerwerb zu machen, während Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) Bedenken wegen der Geräuschentwicklung in dem reinen Wohngebiet hat. Zudem sind die baulichen Anforderungen für einen dauernden Mahlbetrieb wohl auch etwas größer. Fraglich ist zum Beispiel, ob die Flügelflächen aus Türen oder Jalousien bestehen. Während die Türen – je nach Windstärke – von Hand einzeln ausgehängt werden müssten, stellen sich die Jalousien bei starkem Wind und laufenden Betrieb von selbst so ein, dass sie nicht zu viel Fläche bieten. Denn um die gewaltige Mechanik nicht zu beschädigen, darf sich die Flügelwelle nicht zu oft drehen, so Müller Hensch. In einer Kostenschätzung werden die anstehenden Arbeiten mit 177000 Euro veranschlagt. Die Stadt will voraussichtlich 100000 Euro beisteuern, der Rest soll durch Fördermittel für das Sanierungsgebiet gedeckt werden. Eigentlich sollte sich die Mühle bereits zum Baumblütenfest probehalber drehen. Doch wie sich zeigte, war einer der Mühlenflügel dafür schon zu marode – traurig für Müller Hensch. Henry Klix Öffnungszeiten der Mühle bis 3. Oktober: Mittwoch von 11 bis 16 Uhr und am Wochenende von 13 bis 17 Uhr.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: