Potsdam-Mittelmark: Werders und Potsdams City bedroht?
Stadt Potsdam, IHK und Handelsverband warnen vor neuem Handel in Havelauen / Rathaus hält dagegen
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Werder (Havel) – Auch wenn die Pläne für ein Einzelhandelszentrum in den Havelauen auf Eis liegen– die baurechtlichen Voraussetzungen dafür haben die Stadtverordneten in ihrer jüngsten Sitzung bereits geschaffen. Und auch wenn der Investor, die Kölner „SGS 5. Projektmanagement GmbH“, wieder abgesprungen ist, die Mega AG, Verwalter des Wohn- und Gewerbeareals, verhandelt mit neuen Interessenten. Unternehmen wie Plus-Netto oder Thomas Phillips stehen offenbar weiter als Mieter bereit.
Doch es gibt auch Bedenken gegen das Projekt: Sie sind innerhalb des Bebauungsplanverfahrens laut geworden, in dem Träger öffentlicher Belange und die Nachbargemeinden zu dem neuen Handelszentrum befragt wurden. Besonders drastisch fällt die Kritik aus Potsdam aus: Seit Jahren habe man Einschränkungen für die eigenen Einzelhandelsstandorte vorgenommen, um zentrale Versorgungsbereiche vor Kaufkraftabfluss zu schützen, heißt es in der Stellungnahme der Landeshauptstadt. „Mit der Entstehung eines weiteren Geschäftszentrums in Werder sehe ich diese beeinträchtigt, namentlich die Potsdamer Innenstadt mit ihrer oberzentralen Funktion“, schreibt der zuständige Stadtentwickler. Wie diese Beeinträchtigung für Potsdams Innenstadt aussehen soll, ist der Stadt Werder allerdings ein Rätsel – zumal für Raumordnung zuständige Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg keine solche Unverträglichkeit erkennen konnte.
Auch der Handelsverband Berlin-Brandenburg äußert vorsichtige Kritik an den Plänen und regt an, Werders Handelsentwicklung durch ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept zu begleiten. Besonders der Erhalt des Innenstadthandels sei von „hoher städtebaulicher Bedeutung“. Investoren benötigten Planungssicherheit, um Handel, Gastronomie und Dienstleistung bedarfsgerecht zu entwickeln.
Allen Verlautbarungen zufolge sind in den Havelauen 7000 Quadratmeter Einzelhandels- und Dienstleistungsfläche geplant. Die Potsdamer IHK gibt zu bedenken, dass theoretisch 15 000 Quadratmeter möglich wären, etwa soviel wie im Werderpark. Die Formulierung im Bebauungsplan, dass Einzelhandelsbetriebe in den geplanten dreigeschossigen Gebäuden „im Erdgeschoss oder im 1. Obergeschoss“ möglich sein sollen, ließe „erhebliche Interpretationsspielräume“ zu, wie es in der Stellungnahme der IHK heißt. „Wir halten einen weiteren großflächigen Einzelhandelsstandort in den Havelauen aus städtebaulichen Gründen nicht für sinnvoll.“ Zudem müssten die zulässigen Sortimente für das Plangebiet konkretisiert werden: Cityrelevante Sortimente sollten ausgeschlossen und die Größe des Handelszentrums begrenzt werden.
Von Sortimentsbeschränkungen will Werders Rathaus nichts wissen: Vielmehr solle in den Havelauen „eine möglichst städtische Zone mit den in Kerngebieten zulässigen Nutzungen“ entwickelt werden, wie es in der Abwägungstabelle heißt. Ein „nördliches Pendent“ zum Nahversorgungsstandort im Strengfeld sei geplant. Es solle vor allem der Nahversorgung der zunehmenden Wohnbevölkerung in den Havelauen dienen. Zudem sollen Einzelhandelssegmente ermöglicht werden, die in der kleinteiligen Innenstadt keinen Platz finden.
„Die kleinflächigen und in zunehmendem Maße auch hochwertigen Einzelhandelsangebote der Inselstadt und der Inselvorstadt werden durch die geplanten Ansiedlungen nicht beeinträchtigt“, argumentiert das Rathaus Werder. Die Stadtverordneten folgten dieser Argumentation einstimmig, der finanzkräftige Handelsinvestor für die Havelauen ist in Werder willkommen. Henry Klix
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