Potsdam-Mittelmark: Werders Waldorfschule expandiert
Die Schülerzahl ist erneut kräftig gewachsen. Jetzt gibt es Ausbaupläne und neue Ideen
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Werder (Havel) - Die Waldorfschule „Christian Morgenstern“ in Werder wächst. Mit 155 Schülern werden hier seit dieser Woche mehr junge Menschen unterrichtet als je zuvor, sagt Schul-Geschäftsführer Dieter Dörflinger. Vor drei Jahren waren es 95 Schüler und 1990 hatte man mit 19 begonnen. „Die Schule hat an Profil gewonnen und an der baulichen Substanz ist im Laufe der Jahre viel passiert“, meint Dörflinger zu den Gründen des Trends. Theoretisch könnten einmal 240 Schüler den Standort in der Elsastraße besuchen.
Weitere Waldorfschulen in der Region gibt es nur noch in Potsdam und Kleinmachnow. Einige Familien würden gezielt nach Werder ziehen, um ihre Kinder hier unterrichten zu lassen, sagt die Vorstandsvorsitzende des Schulvereins, Marie-Luise Haacke, die deshalb selbst umgezogen ist. Einige in Werder prominente Namen seien in der Schülerschaft vertreten, die darüberhinaus ein Querschnitt durch die ganze Bevölkerung ist. Ein Thema ist in der ersten Unterrichtswoche, dass das August-Playmate des „Playboy“, Sarah Domke, mal hier unterrichtet wurde (PNN berichteten). „Jedenfalls lässt sich sagen, dass selbst schüchterne Kinder unsere Schule als selbstbewusste Menschen verlassen, die wissen, wie sie sich bewegen und was sie vom Leben wollen“, so Dieter Dörflinger.
Der Kasernenhof in der Nähe des Zernsees, der sich gerade zum Campus entwickelt, gehörte einmal zur Luftkriegsschule der Wehrmacht. Nach dem Krieg war er von der Roten Armee übernommen worden. In einem der vier Gebäude befindet sich eine kommunale Kita. Ursprünglich hatte sich auch die Waldorfschule nur in einem der Häuser eingerichtet. Jetzt wurde ein zweites saniert. Ein drittes Gebäude wurde laut Dörflinger im Juni von der Stadt Werder erworben. Jedenfalls teilweise: Ein kleinerer Gebäudeteil ging an den Werderaner Künstler Frank W. Weber, der hier mit seiner Familie wohnen wird. Der Bauantrag für den anderen Teil wurde gestellt. Das Dach des Zweigeschossers soll zu einem dritten Geschoss ausgebaut werden. Dörflinger: „Mit der Waldorfkurve im neuen Geschoss soll dem Kasernenbau die Strenge genommen werden.“
Und es gibt weitere Baupläne: Auf einem freien Baufeld soll ein Neubau mit 200 Quadratmetern Nutzfläche entstehen. Über den Grundstückserwerb sollen am Donnerstag die Stadtverordneten entscheiden, nebenan will auch der benachbarte Windsurfverein bauen. Zur Architektur will man sich abstimmen. Laut Dörflinger sollen im Waldorf-Neubau Funktionsräume wie die Schulwerkstatt unterkommen, in denen es etwas lauter zugeht. Außerdem sei eine Schülerfirma in Form einer Fahrradwerkstatt geplant.
Die neuen Platzkapazitäten sollen schnell belebt werden: Schon ab dem kommenden Schuljahr will die Waldorfschule einen Abiturjahrgang einführen. Den Wunsch gibt es seit Jahren, bislang gab es dafür zu wenig Schüler. Ein Kooperationsvertrag, der mit der Potsdamer Waldorfschule vorbereitet wird, sieht vor, dass die Schüler das dritte Abiturjahr in Potsdam absolvieren und dort ihre Prüfung ablegen. Als anerkannte Ersatzschule darf man in Werder zwar alle Brandenburger Schulabschlüsse vergeben, das Abitur ist aber ausgenommen.
Auch die Kitabetreuung der Waldorfschule soll ausgebaut werden, den Bedarf gibt es seit Jahren. Von 35 soll die Kapazität auf 70 Kinder verdoppelt und auf den Krippenbereich ausgedehnt werden, sagt Dörflinger. Kita und Hort sollen im Ursprungsbau bleiben, während sich die Unterstufe und die Sekundarstufe die beiden hinzugekommenen Gebäude teilen sollen.
Die Morgenstern-Schule wird durch einen Verein der Eltern selbst verwaltet, an vielen der Investitionen seien die Eltern aktiv beteiligt, erklärt Vorstandschefin Haacke. Denn Fördermittel gab es für die Bauaktivitäten kaum. Zusätzlich zu den Schulbeiträgen, die vier Prozent des Nettoeinkommens der Eltern betragen, müssen jährlich zehn Stunden freiwilliger Arbeit geleistet werden. Bedürftige zahlen weniger, machen aber natürlich trotzdem mit. „Viele Eltern leisten mehr als zehn Stunden“, sagt Haacke. Sie selbst erledige nicht allein die Vorstandsarbeit, sondern helfe zum Beispiel auch bei der Gartenpflege oder in der Bibliothek.
Eltern haben auch bei der Gebäudesanierung die Pinsel geschwungen, halfen beim Spielplatzbau oder der neuen Sportanlage, für deren Tartanbahn noch ein Sponsor gesucht wird. Auch dass die Schule einen der neuen Schuffelgärten am Lindowschen Haus übernehmen wird, geht auf einsatzfreudige Eltern zurück, die mitmachen wollen. Henry Klix
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