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KulTOUR: Werk in der Wohnung Privatausstellung in der Fercher „Villa Verde“

Schwielowsee - Manchmal gehen Träume wie gefügt in Erfüllung. Vom Kulturforum Schwielowsee initiiert, durch private Kontakte befördert, kann Efa Schütte ein Haus vorzeigen, wo jede freie Stelle bis ins Nebengelass mit Bildern behängt ist, Originale.

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Schwielowsee - Manchmal gehen Träume wie gefügt in Erfüllung. Vom Kulturforum Schwielowsee initiiert, durch private Kontakte befördert, kann Efa Schütte ein Haus vorzeigen, wo jede freie Stelle bis ins Nebengelass mit Bildern behängt ist, Originale. Nach Art der Dachziegel kennen es Fercher vielleicht unter dem Namen „Villa Verde“, obwohl es in der zweiten Reihe der Beelitzer Straße, Ecke Alfred Zitzner-Weg, steht.

Es wurde 1915 erbaut, gehört ihren Eltern, doch aus Liebe zur Kunst und weil es ohnehin „viel Raum, aber wenige Möbel“ hat, bot es sich an, eine befreundete Künstlerin zur ersten „Privatausstellung“ im Malerdorf Ferch einzuladen. Nicole Schnedler, eine Bambergerin mit Studien in Bremen und Wien, sagte sofort zu. Am Wochenende war die Vernissage zu diesem ungewöhnlichen Projekt. Kerstin Hoppe, als Bürgermeisterin an jedem Brennpunkt zur Stelle, freute sich über das offene Haus. Sie hofft auf eine Initialzündung, vielleicht tun andere Fercher es der Grünen Villa nach?

Dreißig Arbeiten in Acryl oder Öl aus den letzten Jahren sind auf dem gepflegten, mit Rosen und Wein bepflanzten Anwesen zu finden. Eine Haus- und Hofbesichtigung ist so notwendig wie erwünscht. Vom Entree bis zum Wohnzimmer, vom Arbeitsraum bis ins allerheiligste Schlafgemach hat der Besucher Zutritt, Nebengebäude inbegriffen. Nur wo „Kein Zutritt. Katzenrefugium“ steht, ist ein Tabu.

Efa Schütte bezeichnet diese originelle Idee als „Freundschaftsdienst“, sowohl der Malerin als auch deren Frühwerk gegenüber. So scheint hier auf Schritt und Tritt jener leise Satz, jener Traum, verwirklicht, den man bei Ausstellungen immer wieder hört: Passt dieses Werk in meine Wohnung? Für die Hausherrin passt alles, auch wenn die Schau nur noch am Wochenende zu sehen ist und dann ein anderer Alltag heimkehrt.

Die Hauptperson heißt natürlich Nicole Schnedler. Sie zeigt Teile ihrer Diplomarbeit, auch Späteres, worin sich Vorlieben und Stilformen der jungen Malerin ablesen lassen: Der Hang zu größeren Formaten, ein oft gestischer Zugang zu Sujets, die so oft Frauen als Akt und in Gruppen sind, Figürlichkeit einerseits, andererseits der Versuch, sich neuerer, ans Abstrakte angelehnter Techniken zu bedienen. Irgendwo dazwischen scheint ihr komponierendes Jetzt zu wohnen.

Lobenswert ist die Bildaufteilung sukzessive: So findet man im Schuppen ein Format von 2 x 2,40 namens „Anna“, worauf diese alte Dame kaum den zehnten Teil der Fläche einnimmt, der Rest ist „nur“ weiß. Neben dieser chinesischen Finesse entdeckt man bei „Motorrad“ eine weitere Spezialität ihrer Ästhetik, das Prinzip „pars pro toto“. Hier, wie anderswo, erscheint das titelgebende Element inmitten einer opulenten, meist nur flüchtig hingeworfenen Bildsprache klein und nebensächlich.

Ist das Figürliche bei der Malerin oft an den nackten Körper gebunden, so hält diese Verkaufsschau auch alte Formen bereit, allerdings in moderne Namen wie „Darling“ oder „Yellow Buds“ gehüllt – vegetative Umrisse, an Schattenrisse erinnernd. Nicht zuletzt beweist die Bambergerin mit ihrem jungen Werk einen Sinn für Kleinporträts, man sollte sie nicht übersehen. Ihr Umgang mit den Farben wäre ein eigenes Kapitel, mithin die Frage nach dem Verhältnis von Sujet und Kunstwert, denn es wirkt vieles recht fugal. Braucht Kunst nicht Weile (das gilt auch für den Ausstellungsführer) statt Eile?

Die Ausstellung, Alfred-Zitzner-Weg 1, ist noch einmal am Sonnabend und Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet

Gerold Paul

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