Potsdam-Mittelmark: Werkstatt und Kinderküche
Kreative und innovative Angebote im neuem Hort
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Teltow - „Im Bastelzimmer ist es am schönsten“, antwortet die sechsjährige Wiebke auf die Frage, was ihr im neuen Hort im Teltower Mühlendorf am besten gefalle. In dem großen hellen Raum steht ein langer Tisch und an den Wänden Regale mit Arbeitsmaterialien. Wiebkes Finger weist auf ein Regal an der Tür, in dem Leimflaschen und Farbdosen stehen. „Da muss man fragen“, erklärt sie und deutet auf ein anderes Regal, „und da nicht!“
Dass sie selbst entscheiden kann, was sie am Nachmittag nach Schule und Hausaufgaben tun möchte, gefällt ihr gut. Die ersten eigenen Werke der Hortkinder konnten auch die Stadtverordneten bewundern, als sie vor einiger Zeit den Hort besuchten. Die Kommunalpolitiker hatten im April 2006 grünes Licht für den Neubau gegeben, weil die Kapazitäten im Hort „Anne Frank“ nicht mehr ausreichten. Platz für 120 Kinder bietet die neue Einrichtung, die in nur zehn Monaten gebaut wurde. Im PC-Kabinett, in der „Bauwerkstatt“, im Spielbereich, in der Bibliothek, in einem Experimentierraum und oder in einem Theaterbereich können die Kinder ihre Nachmittage kreativ gestalten.
Außerdem gibt es eine Kinderküche, in der kleine Gerichte gekocht werden können. Gesunde Ernährung soll ein wichtiges Thema werden, erklärt der Leiter des Hortes, Oliver Abt. Der Diplomsoziologe will zu diesem Thema Spezialisten einladen, beispielsweise einen Bäcker, der den Kindern zeigt, was man braucht, um ein Brot zu backen. Richtig essen hat auch viel mit den richtigen Mengen zu tun und das können Kinder oft besser entscheiden als Erwachsene, weiß Oliver Abt aus eigener Erfahrung. Deshalb bekommt keiner mehr an der Küchenausgabe die üblichen Tellerportionen zugeteilt. Stattdessen holen die Kinder an der Küchentür einen Rollwagen mit Schüsseln ab und bringen ihn samt Essgeschirr zum Tisch. Wie viel ein Kind auf seinem Teller haben möchte, entscheidet es selbst. „Auch die Kolleginnen in der Küche mussten sich an diese Praxis erst gewöhnen“, sagt Abt. Überzeugt habe sie aber schließlich doch die Tatsache, dass alle Teller leer gegessen werden.
Auch für die acht Erzieherinnen war manches neu. So gab es bisher in anderen Einrichtungen für jede Gruppe einen eigenen Raum. „Hier können alle Räume von allen genutzt werden, also gehören sie auch allen.“ Ebenso setzt die Kita architektonisch neue Maßstäbe. Die Räume sind nicht einfach nur an einen langen Korridor aneinandergereiht, sondern liegen wie „Häuser“ an einer „Straße“ mit Plätzen. „Dieses Gebäude ist schon ein Traum, so etwas gibt es nicht so oft in Deutschland“, freut sich der Hortleiter über das neue Gebäude, dass 1,8 Millionen Euro kostete. Doch gleichzeitig muss er sich sorgen, denn schon kurz nach der Eröffnung randalierten nachts einige Jugendliche vor dem Hort und ließen Flaschenscherben zurück. Der öffentliche Spielplatz nebenan sei zwar seit Februar geschlossen, erzählt Abt, aber das hindere die Randalierer nicht, nachts über den Zaun zu klettern. Beunruhigt sei er deshalb oftmals noch an Spätabenden zum Hort gefahren – auch, weil er hofft mit den Jugendlichen reden zu können. Angetroffen hat er sie bislang nicht, nur an manchen Morgen wieder ihre Hinterlassenschaften gefunden. Eine Alarmanlage gibt es zwar am Gebäude, aber eine Videoüberwachung wäre besser, meint auch die Leiterin des Kita-Eigenbetriebes Solveig Heyn. Doch im Budget sei eine solche Anschaffung vorläufig noch nicht drin, bedauert Heyn. K. Graulich
K. Graulich
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