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ZUR PERSON: „Wichtig ist die Lebensqualität im Ort“

Bauamtsleiter Torsten Zado will als unabhängiger Bürgermeister in Nuthetal politische Verantwortung übernehmen

Stand:

Sie sind seit 1997 Bauamtsleiter der Gemeinde Nuthetal, haben einen sicheren Arbeitsplatz. Warum wollen Sie jetzt auf den Chefsessel des Bürgermeisters?

Die Stelle des Bauamtsleiters ist eine Schlüsselposition, die in alle Bereiche der Verwaltung hineinwirkt. Insofern habe ich die Geschicke der Gemeinde in den vergangenen 13 Jahren bereits maßgeblich mitbestimmt. Die Gemeinde liegt mir sehr am Herzen, und mein Arbeitstag hat heute oft schon 16 Stunden. Deshalb möchte ich mit meiner fachlichen Kompetenz künftig auch parteiübergreifend politische Verantwortung übernehmen. Als Bürgermeister hat man noch mehr Möglichkeiten, strategische Entscheidungen zu treffen und auch nach außen hin tätig zu werden. Parteiinteressen dürfen dabei keine Rolle spielen.

Es gibt drei Mitbewerber. Fürchten Sie einen Konflikt mit Ihrem künftigen Chef, wenn Sie die Bürgermeisterwahl nicht gewinnen sollten?

Aus meiner Sicht dürfte es da keine Reibungspunkte geben. Ich bin anpassungsfähig und könnte mit jedem der drei anderen Kandidaten als Vorgesetzten leben. Das Wahlergebnis ist zu akzeptieren, und es wird nur einen neuen Bürgermeister geben. Gegen den Amtsinhaber wäre ich jedoch auf keinen Fall angetreten.

Der aktuelle Landesentwicklungsplan gesteht Nuthetal ein Wachstum für die nächsten Jahre zu. In den sechs Ortsteilen der Gemeinde leben gegenwärtig etwa 9000 Einwohner. Wie könnte Nuthetal nach dem Ende ihrer achtjährigen Amtsperiode als Bürgermeister aussehen?

Es gibt derzeit in der Gemeinde verschiedene Vorstellungen über die weitere Ortsentwicklung. Nicht nachvollziehen kann ich den Ansatz, den Rahmen des Landesentwicklungsplans unter allen Umständen maximal ausnutzen zu wollen. Aus meiner Sicht wäre es fatal, ständig neue Bauflächen in der Gemeinde auszuweisen. Priorität muss in den nächsten Jahren der weitere Ausbau der Infrastruktur im Ort haben. Junge Familien wollen schnell zur Arbeit kommen, auch mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln. Hier gibt es noch Nachholebedarf. Attraktive Kitas und Schulen sind ein wichtiger Standortfaktor. Ältere Familien wünschen ein ruhiges Wohnumfeld mit Rad- und Wanderwegen. Für ein reges gesellschaftliches Leben stehen in Nuthetal unter anderem die Vereine und das Mehrgenerationshaus. Wichtig ist die Lebensqualität im Ort. Wenn die Infrastruktur und das allgemeine Wohnumfeld stimmen, wird es automatisch weitere Zuzüge geben. 10 000 Einwohner in Nuthetal sind eine realistische Größe.

Wo sehen sie in Nuthetal noch Potenzial für eine weitere Wohnbebauung?

Der Landesentwicklungsplan orientiert vor allem auf eine weitere Verdichtung im Innenbereich. Dafür gibt es jedoch zumindest in Rehbrücke nicht mehr allzu viel Spielraum, wenn wir den Ortscharakter mit seinem reichen Baumbestand beibhehalten wollen. Hier gilt es, sehr behutsam vorzugehen. Potenzial gibt es noch in dem bereits ausgewiesenen Baugebiet an der Saarmunder Weinbergstraße. Ein mögliches Entwicklungsgebiet wäre auch der Bereich zwischen Bergholz und der Autobahn an der Leibnitz- und Eosanderstraße.

In den vergangenen Wochen hat es viele Diskussionen um die Schaffung weiterer Kita-Plätze in der Gemeinde gegeben. Die Gemeindevertretung hat jetzt mehrheitlich den Ausbau der Saarmunder Kita beschlossen, um 20 weitere Plätze zu schaffen. Ist das der richtige Weg?

Zumindest kurzfristig können wir so den Bedarf an Krippenplätzen decken. Ich hätte aber auch dem Vorschlag der SPD für eine Erweiterung der Kita am Rehbrücker Eichhörnchenweg etwas abgewinnen können.

Sie haben viele Erfahrungen im Nuthetaler Gemeindeamt gesammelt. Muss sich an der Verwaltungsarbeit etwas ändern?

Auf alle Fälle. In der Wirkung nach außen spielt das Servicecenter der Gemeindeverwaltung als Anlaufpunkt für die Einwohner eine wichtige Rolle. Hier muss jede Anfrage qualifiziert und freundlich beantwortet werden. Das ist nicht einfach, und deshalb müssen die Mitarbeiter entsprechend geschult werden, vor allem was die Kommunikation mit den Bürgern angeht. Dafür ist in der Vergangenheit zu wenig unternommen worden. Innerhalb der Verwaltung würde es sicher Umstrukturierungen geben, sollte ich Bürgermeister werden. Wir müssen prüfen, ob jeder Mitarbeiter an der richtigen Stelle tätig ist. Doch ich will keinen Druck aufbauen. Die Mitarbeiter müssen Freude an der Arbeit haben, das ist Voraussetzung für eine gute Qualität.

Als Bauamtsleiter mussten Sie in der Vergangenheit mitunter auch unpopuläre Entscheidungen treffen. Könnte das ein Problem im Wahlkampf werden?

Das ist sicher ein Wettbewerbsnachteil. Doch das Bauamt muss umsetzen, was der gesetzliche Rahmen vorgibt, zum Beispiel bei Gebührenbescheiden. Ich hoffe in diesem Fall auf das Verständnis und den Realitätssinn der Einwohner.

Das Interview führte Hagen Ludwig.

An dieser Stelle werden bis zum Wahltermin am 29. August alle Nuthetaler Bürgermeisterkandidaten befragt.

Torsten Zado wurde 1964 in Perleberg geboren und wohnt derzeit in Beelitz. 1995 schloss er ein Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Brandenburg als Diplomverwaltungswirt ab. Danach war er in verschiedenen Behörden tätig. 1997 übernahm er die Leitung des Bauamtes in Rehbrücke. Zado ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Einen Umzug nach Nuthetal im Fall einer Wahl zum Bürgermeister schließt er nicht aus.

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