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Gerold Paul zum Was-wäre-Wenn-Spiel beim Blütenfest: Wie entzerrt man den Flaschenhals?

Nach der unseligen Love-Parade im vorigen Jahr hat das allgemeine Fracksausen auch die märkische Provinz erreicht. Eine unberechenbare Wucht bedroht Werders Liebstes, sein Blütenfest.

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Nach der unseligen Love-Parade im vorigen Jahr hat das allgemeine Fracksausen auch die märkische Provinz erreicht. Eine unberechenbare Wucht bedroht Werders Liebstes, sein Blütenfest. Schattenhaft drängen Duisburgs dunkelste Mächte heran, schon wanken hier Köpfe, zittert der Frack, als ginge es um Kopf und Kragen. Ein von weinseligen Massen umdrängter Güllewagen auf Werders einziger Inselbrücke genügte, im Potsdamer Polizeipräsidium Alarm auszulösen. So geht das nicht weiter, entweder mehr Sicherheit oder weniger Baumblüte. Das neue Sicherheitskonzept – schon überholt, die Passage an der Föhse und der Engpass in Duisburg – was könnte da alles passieren. Die ganze Sache muss im dümmsten Amtsdeutsch „entzerrt“ werden. Nur, wie entzerrt man einen Flaschenhals, durch Stauchung? Und was wird aus den Inselwiesen, bisher anerkannter Stauraum für panisch verwirrte Geister in spe? Werden die dafür entstaucht? In Werder hat man Erfahrung mit Hunderttausenden Besuchern – bis hin zu stockbesoffenen Tröpfen. Die Polizei dagegen hat wohl zu wenig Erfahrung mit Werder, könnte ja sein. Plötzlich soll schwerstes Gerät der Bundeswehr ran, man schwatzt von Schwimmbrücken, die Zivilisten aber nicht betreten dürften, denn jeder Fehltritt hielte zwölf Meter Wasser darunter bereit. Nichts geht also mehr so, wie es ging. Und wer ist schuld, die Love-Parade, Duisburg? Nein, der brandenburgische Behörden-Muffengang, das uralte Was-wäre-Wenn-Spiel, die lässliche Rückversicherung der Ämter, damit man im Ernstfall nur nichts verantworten muss. Kurios, nicht Werder (wo gelegentlich recht heiter regiert wird) macht hier die Panik, eher die berufenen Panik-Verhinderer. Die Macht der Behörden ist wirklich enorm. Damit hier weder ein verzerrtes noch gestauchtes Bild entsteht, ein paar Lösungsvorschläge, man will ja der Ordnungsmacht keine schlaflosen Nächte bereiten! Eine achtspurige U-Bahn zur Insel wäre das Leichteste. Die gesetzliche Einführung des Wassertretens nach Art der Havelschwäne eine zweite Möglichkeit, so käme man schleunigst hinüber. Um alles aber endgültig und nachhaltig zu entzerren, bliebe nur die Umleitung der Havel zum Fest über Nedlitz, dann wären sowohl Werder als auch die Potsdamer Aufsichtsbehörde auf der trockenen Seite. Und zwar auch noch gemeinsam.

Gerold Paul

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