Potsdam-Mittelmark: „Wie in der Pampa“
Sigridshorster beklagen Willkür bei Sperrung von Straßen
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Sigridshorster beklagen Willkür bei Sperrung von Straßen Von Kirsten Graulich Teltow. Es passierte an einem Freitag, den 13., erinnert sich Susanne Abt noch genau, denn sie kam gerade mit ihrem Mann aus dem Urlaub. Spätabends fuhren sie wie gewohnt über die Teltower Hannemannstraße und den Zehnrutenweg nach Hause. Doch am Zehnrutenweg war die Straße gesperrt, ein Erdhügel türmte sich auf einer Straßenseite, davor ein weißes Schild, rotumrandet. Zwei Tage später lag ein zweiter Erdhügel auf der anderen Straßenseite. „Das ist reine Willkür", empörte sich nicht nur Susanne Abt, auch andere Anwohner von Sigridshorst fühlten sich durch diese Maßnahmen schikaniert. Denn die Bagger, die das S-Bahngelände links und rechts der Straße planieren, überqueren nur ab und zu die Straße. „In anderen Städten gibt es dafür immer Lösungen, aber hier wird einfach abgesperrt", empörten sich die Sigridshorster dieser Tage lautstark bei einer Ortsbegehung des Bürgermeisters. Fast 50 Sigridshorster waren gekommen, um ihrem Ärger darüber Luft zu machen, dass „wir einfach abgeschnitten wurden". Niemand hätte sie vorher informiert und so passierten einige morgens noch die Straße nach Seehof, mussten aber abends 10 Euro zahlen, weil die Polizei bereits hinterm Hügel wartete. „Abgezockt“ fühlten sich die Sigridshorster danach und waren um so mehr verärgert, als sie feststellten, dass die Baufahrzeuge, die den Eichenweg benutzten, die Straße in eine Mondlandschaft verwandelt hatten. Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht hatte zwar auf der jüngsten Stadtverordnetenversammlung erklärt, die Baufahrzeuge wären nicht berechtigt, den Eichenweg zu nutzen, weil parallel eine Baustraße eingerichtet wurde. Doch da niemand kontrollierte, passierte es eben trotzdem und die Sigridshorster hätten den Schaden. Mehrfach sprachen die Stadtverordneten Petra Nicksch-Kasdorf (PDS) und Carola Fanter (BIT) das Problem in den Ausschüssen an. Vor einigen Tagen wurden die meisten Löcher notdürftig repariert. „Statt mit dem Wagen aufzusetzen, hopsen wir nun über die Hügel", stellte eine Anwohnerin lakonisch fest. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) versprach, die Kosten für eine Asphaltdecke zu prüfen. Außerdem will er im Bürgerhaus eine Informationsveranstaltung zum Ablauf des S-Bahnbaues einberufen. Doch die Sigridshorster sind damit noch nicht zufrieden. „Täglich muss mein Mann nun 16 Kilometer länger zur Arbeit fahren und das bis Dezember", beklagte Susanne Abt die abgeschnittene Verbindung. Einige Male war ihr Mann mit dem Fahrrad gefahren, doch Matsch und Schlamm machten einen Kleidungswechsel unumgänglich. Über Umwege klagte auch eine Mutter, die ihre Tochter nun täglich 20 Minuten früher zur Schule nach Steglitz bringen muss. Für viele Anwohner ist die gekappte Wegeverbindung ein Ärgernis im Alltag, doch klar wurde auch, dass die acht Kilometer Umweg in einem Notfall sogar Menschenleben kosten können, wie nicht wenige Sigridshorster befürchten. Sogar ein Arzt habe sich bereits über die neuen Hindernisse beschwert. „Wir wohnen hier wie in der Pampa, werden regelrecht vergessen", stellte ein Mann sarkastisch fest und Susanne Abt ist sich sicher: „Würde der Bürgermeister hier in Sigridshors wohnen, wäre der Zehnrutenweg nicht gesperrt".
Kirsten Graulich
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