Werder (Havel) zieht Bilanz ohne Zahlen: Wie viele Gäste hat das Blütenfest?
Werder (Havel) macht keine Angaben mehr zu den Besucherzahlen des Baumblütenfests. Womöglich hat man sich in der Vergangenheit vertan.
Stand:
Werder (Havel) - Wie viele Gäste hat das Baumblütenfest in Werder? Eintritt wird für das neuntägige Obstweinspektakel bekanntlich nicht erhoben, also muss geschätzt werden: In den vergangenen Jahren wurde die Zahl meist mit 500 000, zuletzt mit „300- bis 400 000“ angegeben. Jetzt hat das Schätzen ein Ende: Erstmals in diesem Jahr hat die Stadtverwaltung Werder keine Besucherzahl für das Blütenfest genannt. Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß erklärte sogar, dass man dazu gar keine seriöse Angabe machen könne.
Sie sprach gestern im Rathaus bei der ansonsten sehr erfreulichen Bilanzrunde zum Blütenfest lediglich von „mehreren Hunderttausend Gästen“. Genauer lasse sich das nicht sagen. „Wenn sie die Anreisenden der Bahn und der Weissen Flotte nehmen und die Havelbusse dazu, können Sie sich das hochrechnen“, sagte Saß auf Nachfrage, verzichtete aber selbst darauf.
Konzeptionell, so war man sich bei der Runde gestern einig, hat man das Fest inzwischen da, wo es sein soll: Es gibt weniger Straftaten, Aggressivität und sturzbetrunkene Kinder und dafür mehr Familien, die neben der Festmeile auch die Obstplantagen am Stadtrand besuchen. Mit dem Trend verbundene Besucherzahlen werden nicht mehr geliefert. Bei Presseagenturen und in anderen Verlautbarungen hat sich die halbe Million seit Jahren festgesetzt. Mancher schreibt gar vom „größten deutschen Volksfest nach dem Oktoberfest“ – eine Mär.
Eine Zahl gibt es immerhin: Nach Angaben der Bundespolizei sind in diesem Jahr 72 000 Blütengäste mit der Bahn gekommen. Die Bundespolizei erhebt die Zahl seit einigen Jahren anhand der Besucherströme und der Erfahrungswerte aus anderen Großveranstaltungen, wie ein Sprecher gegenüber den PNN einschränkte. Hochrechnungen für die Gesamtbesucherzahl gebe es nicht.
Mit der Zahl lässt sich vielleicht dennoch etwas anfangen: Vor zwei Jahren hatte das Rathaus erklärt, dass etwa ein Drittel der Festbesucher mit dem Zug anreist, nahm das aber später zurück. Bleibt man dabei, würde es bedeuten, dass die Zahlen der letzten Jahre auf rund 200 000 nach unten korrigiert werden müssen. Denn die von der Bundespolizei dokumentierten Bahnanreisen haben sich seit sechs Jahren kaum verändert. Das Rekordjahr war demnach 2008 mit 75 000 Zuganreisen, das schlechteste 2010 mit knapp 57 000. Spannend: Das Rathaus hatte die Gästezahl in beiden Jahren mit 500 000 angegeben.
Ein Rekord wurde von der Stadt zum 130. Jubiläum gefeiert: 2009 war aus der Rathausspitze von 600 000 Gästen die Rede. Keinen Rekord gab es am Bahnhof, dort war es ein Durchschnittsjahr: Mit dem Zug reisten damals 68 000 Gäste an.
Auto und Fahrrad dürften bei dem Obstweinvergnügen eine untergeordnete Rolle für die Anreise spielen, also wie sieht es mit Bus und Schiff aus? Die Verkehrsunternehmen machen dazu kaum Angaben: Ein Havelbus-Sprecher sagte gegenüber den PNN, dass es in diesem Jahr „in der Tendenz weniger Fahrgäste“ gegeben habe, genau werde das nicht erhoben. Gleichbleibend hoch sei die Zahl der Sonderfahrten auf die Plantagen, die in diesem Jahr von etwa 5000 Fahrgästen wahrgenommen worden sei. Die Stern- und Kreisschifffahrt in Berlin schweigt zu ihren Zahlen. Von der Potsdamer Weissen Flotte hieß es auf Anfrage, dass 2013 etwa 23 000 Gäste zur Blüte in Werder ausgestiegen sind.
An den „Zuganreisen mal drei“ könnte also etwas dran sein – wenn man es gut meint mit Werder.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: