Potsdam-Mittelmark: Wiedersehen an der alten Schule
Viel Lob für das Mehrgenerationenhaus
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Nuthetal – Genau 121 offizielle Gäste strömten am Samstag zum 1. Ehemaligentreffen in die Alte Schule in der Bergholzer Schlüterstraße. Erinnerungen wurden wach, lange Gespräche folgten, die Fotogalerie war dicht umlagert. Das frühere Lehrerzimmer ist heute ein hell und frisch aussehender Raum des Nuthetaler Kinder- und Jugendklubs „Die Brücke e.V.“. Altes Fachwerk und modernes Glas fügen sich harmonisch zusammen in dem jetzigen Mehrgenerationenhaus. „Als die provisorisch eingezogene Decke von den ehrenamtlichen Bauhelfern abgerissen wurde, kam uns der Staub von 60 Jahren entgegen. Auf drei Meter Abstand konnten wir uns nicht mehr sehen“, berichtet Bauleiter Wilfried Jahnke vom Förderverein des Begegnungshauses. Großen Anklang fand am Nachmittag die Festveranstaltung in der Aula der jetzigen Schule, die von drei Generationen gestaltet Gesang, Lyrik und Schulgeschichte verband.
Ursula Kestin, aus Baden-Württemberg angereist, ging zuerst in den Schulkeller. Sie erinnerte sich an die Kriegszeit: „Bei Fliegeralarm sollten wir nach Hause flitzen, wenn wir es schaffen. Sonst mussten wir im Keller Schutz suchen.“ Erwin Günther erinnerte sich, dass die Schüler nach dem Krieg Kohle mitbringen sollten, um den Klassenraum beheizen zu können. Edith Soore bewegt die Geschichte ihres Lehrers Otto Arns, der nach dem Krieg von zwei Männern aus dem Unterricht gerufen wurde. Später habe er sich mit den Worten verabschiedet: „Wir werden uns wohl nicht wiedersehen.“ „Wir Kinder protestierten, malten Plakate, weil wir unseren Lehrer wieder haben wollten“, weiß Erika Haenel noch. Das weitere Geschehen blieb am Samstag im Verborgenen.
Sybille Kinzel, geborene Berendt, erzählte, als Schulkind nur knapp mit dem Leben davongekommen zu sein. Die einzige zerstörerische Bombe in Bergholz traf am 13. April 1945 ihr Elternhaus in der Ravensbergstraße. An dem Tag durfte sie nach einer Lungenentzündung erstmals wieder aufstehen. Die Tür des „Bunkers“ war gerade zu, als von außen durch die Detonation das Trittbrett der mütterlichen Nähmaschine aus dem Wohnhaus dagegen flog.
Den weitesten Weg hatte Lothar Geisendorf zum Treffen zu bewältigen. „Luftlinie 9000 Kilometer“, erzählt er lachend, der seit 14 Jahren auf den Seychellen lebt und jährlich einen Abstecher in die Heimat macht. „Lebendige Geschichte“ schwirrte an diesem Tag durch den Ort, die es festzuhalten gelte, so die Vorsitzende des Fördervereins für das Begegnungshaus, Elvira Schmidt.
Besonders gedankt wurde den ehrenamtlichen Bauhelfern für ihre Leistungen beim Ausbau des Begegnungshauses. Völlig überrascht erhielt Gerhard Kruspe aus den Händen des Vorsitzenden des Seniorenbeirates des Landkreises, Max Bauer, eine Ehrung für seine unermüdliche Arbeit im Mehrgenerationenhaus, die wöchentlichen ehrenamtlichen Baueinsätze seit September 2007 und seine langjährige Arbeit als Gemeindevertreter. Er ist einer der Ideenträger, die denkmalgeschützte Alte Schule in Bergholz als Haus für Bürger und Vereine zu sanieren, ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Fördervereins. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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