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Herrenlose Tiere. Bisher werden sie von Potsdam ins Pfötchenhotel Beelitz gebracht.

© Doris Spiekermann-Klaas

Potsdam-Mittelmark: Wilhelmshorster setzen auf strengen Lärmschutz Tierheim-Pläne sorgen für Unruhe. Ansiedlung ist derzeit noch eine Rechnung mit vielen Unbekannten

Michendorf/Potsdam - Bis zur Eröffnung eines Potsdamer Tierheims auf dem Sago-Gelände bei Wilhelmshorst ist es noch ein weiter Weg. Ob es tatsächlich dazu kommt, steht derzeit noch in den Sternen, auch weil die Anforderungen an den Lärmschutz sehr hoch sein werden.

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Michendorf/Potsdam - Bis zur Eröffnung eines Potsdamer Tierheims auf dem Sago-Gelände bei Wilhelmshorst ist es noch ein weiter Weg. Ob es tatsächlich dazu kommt, steht derzeit noch in den Sternen, auch weil die Anforderungen an den Lärmschutz sehr hoch sein werden. Diese Erkenntnis haben besorgte Wilhelmshorster mitgenommen, die am Montagabend eine Informationsveranstaltung im Gemeindezentrum des Ortes besuchten. Die parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesumweltministerium, Katherina Reiche (CDU), hatte eingeladen, um die Einwohner des Michendorfer Ortsteils über den konkreten Planungsstand der Stadt Potsdam zu informieren und abzuschätzen, was auf sie an Belastungen zukommen könnte.

Wie berichtet haben sich die Potsdamer Stadtverordneten für ein kompliziertes zweistufiges Verfahren entschieden, um in Potsdam wieder ein eigenes Tierheim zu etablieren. In einer ersten Stufe soll ein städtisches Grundstück von 2,2 Hektar auf dem insgesamt etwa 30 Hektar großen Sago-Gelände an einen meistbietenden Interessenten verkauft werden – mit der Maßgabe, dass dort eine Tierbetreuungseinrichtung gebaut wird, erläuterte die zuständige Beigeordnete der Stadt Potsdam, Elona Müller-Preinesberger. Das ist noch lange kein Tierheim, es könnte praktisch auch eine Zoohandlung oder ein Reptiliendomizil sein, hieß es seitens der Stadt.

Derzeit verhandelt die Stadt mit der Landesentwicklungsgesellschaft, der die umliegenden Sago-Grundstücke gehören, über die Konditionen für die Zuwegung von der Michendorfer Chaussee (B 2) aus. Auch dafür müsste der interessierte Bauherr die Kosten übernehmen. Die Ausschreibung der Fläche soll voraussichtlich Mitte Februar 2013 erfolgen, hieß es. „Es kann auch sein, dass wir keinen Käufer finden“, so Müller-Preinesberger.

In einer zweiten Stufe des Verfahrens könnte sich der Grundstückserwerber dann an einer Ausschreibung der Stadt für ein Tierheim beteiligen. Per Gesetz ist die sogenannte Fund- und Verwahrtierbetreuung eine kommunale Pflichtaufgabe. Bisher lässt die Stadt Potsdam die Tiere im Beelitzer Pfötchenhotel betreuen – dafür gibt es einen Vertrag bis Ende 2014 mit Verlängerungsoption. Künftig, so das Ziel, soll jedoch wieder ein Tierheim auf Potsdamer Territorium damit beauftragt werden.

Allerdings gibt es keine Garantie für den Flächenerwerber auf dem Sago-Gelände, dass er diese Ausschreibung gewinnen wird. Zudem wird sich der künftige Betreiber um den Lärmschutz Gedanken machen müssen, denn das Tierheim würde weniger als 500 Meter von den ersten Wilhelmshorster Häusern im Kiefernweg entfernt liegen.

Vorschrift ist, dass an den Fenstern der Wohnhäuser tagsüber nicht mehr als als 50 Dezibel und von 22 bis 6 Uhr nur 35 Dezibel ankommen dürfen. Diese Emissionswerte einzuhalten werde für einen Tierheimbetreiber nicht leicht und erfordere wahrscheinlich teure bauliche Schallschutzmaßnahmen, sagte Dieter Bolze vom Umweltamt der Stadt.

Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) kündigte bereits an, dass die Gemeinde bei der Beteiligung am Genehmigungsverfahren genau auf die Einhaltung der Werte achten werde. Obwohl mit einem Tierheim nicht vergleichbar, erinnerten einige Wilhelmshorster an den Lärm, der zu DDR-Zeiten von einer Hundeschule der Grenztruppen auf dem Sago-Gelände ausging.

Angesichts der hohen Hürden sprechen einige Tierheim-Befürworter in Potsdam bereits von einer Verhinderungsplanung – die Diskussion über ein Tierheim wird dort seit Jahren geführt. Am Montagabend erreichte sie auch Wilhelmshorst, denn viele der rund 50 Gäste kamen aus der Landeshauptstadt, darunter auch vom Tierschutzverein. Selbst Müller-Preinesberger räumte ein: „Auch ich finde das vorgesehene Gelände nicht optimal, doch es gibt einen Beschluss der Stadtverordneten, den ich zu akzeptieren habe.“

Dazu kam am Dienstag bereits Widerspruch aus der Linksfraktion der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung. „Das Sago-Grundstück ist uns von der Verwaltung als ein möglicher Standort vorgeschlagen worden“, sagte Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg den PNN. Er erwarte, dass der Beschluss der Stadtverordneten jetzt auch umgesetzt werde.

Der Wilhelmshorster Ortsvorsteher Gerd Sommerlatte machte am Montag noch einmal deutlich, dass die Bewohner seiner Waldgemeinde nicht grundsätzlich gegen ein Tierheim auf dem Sago-Gelände seien. Derzeit würden jedoch die Rahmenbedingungen nicht stimmen. So sei es ein Fehler, sich ausgerechnet auf das städtische Grundstück im schmalen Geländestreifen zwischen B 2 und Wilhelmshorst zu versteifen.

„Auf dem weitläufigen Sago-Gelände gibt es entlang der Bahnlinie Grundstücke, die schalltechnisch weitaus geeigneter für einen Tierheimbau wären“, so Sommerlatte. Das Argument der Stadt, dass ihr diese Grundstücke nicht gehören, will er nicht gelten lassen. Bei entsprechendem Willen wäre sicher ein Flächentausch möglich, so Sommerlatte.

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