
© A. Klaer
Beelitz-Heilstätten: Baumwipfelpfad weiter geöffnet: Winter über den Ruinen
Der Baumwipfelpfad in den Beelitzer Heilstätten ist das ganze Jahr über und auch im Winter geöffnet. Derzeit kann man die Ruhe über dem Areal genießen. Doch es gibt schon neue Pläne.
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Beelitz - Es ist ruhig auf dem Baumwipfelpfad in den Beelitzer Heilstätten. Nur eine Handvoll Menschen streift am dunstigen Wintermorgen bei Nieselregen über die Ruinen der früheren Lungenheilanstalt. Seit einem Vierteljahr kann man auf 25 Metern Höhe über der Ruine der einstigen Frauenklinik wandeln, die seit 70 Jahren von der Natur zurückerobert wird und auf deren Dach ein Wald wächst.
Jetzt im Winter, wo kein dichtes Blattwerk der Bäume den Blick behindert, wird der Blick auf die Architektur frei. „Auf dem Dach der Ruine gibt es beispielsweise eine Treppe, die ins Nichts führt“, so Georg Hoffmann, Geschäftsführer der Heilstätten Projektentwicklungs GmbH. Die sei ihm selbst erst vor Kurzem aufgefallen – obwohl er im vergangenen Jahr nahezu täglich auf dem Gelände war, um Bau und Eröffnung der ersten, rund sieben Millionen Euro teuren Baustufe des Heilstättenparkes voranzutreiben.
Geführte Touren durch das Chirurgiegebäude
Wer jetzt auf dem Pfad ist, genießt die Ruhe. „Wir sind eigentlich nur zufällig hier und haben auf dem Weg von Hannover nach Wittenberge einen Abstecher in die Heilstätten gemacht“, so Besucherin Nicole Güssow, die mit ihrem Freund unterwegs ist. Der war bereits in der Anlage, als das Betreten eigentlich noch verboten war. „Ich bin etwas enttäuscht, dass man nicht mehr in die Häuser rein kann“, so Güssow. Die Idee des Pfades über den Ruinen sei aber „cool“, für knapp zehn Euro Eintritt könne man sich das einmal anschauen.
Wer die Ruinen von innen sehen will, kann das allerdings: Am Wochenende werden ab 11.30 Uhr regelmäßig geführte Touren durch das Chirurgiegebäude angeboten. Der einstündige Rundgang kostet zehn Euro, Tickets gibt es am Kassenhäuschen. Für Gruppen oder im Sommer werden auch unter der Woche Führungen angeboten.
Täglich geöffnet - auch im Winter
Mit dem ersten geöffneten Vierteljahr zeigen sich Georg Hoffmann und seine Frau Beate, die den Betrieb der Anlage leitet, zufrieden. „Wir hatten allein in den ersten beiden Monaten 50 000 Besucher, den Winter wollen wir mit 60 000 Besuchern abschließen“, so Beate Hoffmann. Im Gegensatz zu anderen Baumkronenpfaden Deutschlands wie dem Hainich ist der Pfad in den Heilstätten auch im Winter täglich geöffnet. „Unsere Mitarbeiter sind ohnehin fest angestellt, da können wir auch bei den wenigen Besuchern unter der Woche offen bleiben“, so Hoffmann. Es habe aber selbst bei schlechtestem Wetter noch nie einen Tag mit weniger als 20 Gästen gegeben – zum Vergleich: An den Wochenenden im September kamen jeweils etwa 5 000 Besucher.
Die derzeitige Ruhe wird genutzt, um anfängliche Planungsfehler zu beheben. So wird derzeit der Boden des Restaurants komplett neu versiegelt. „Wir hatten uns dort für schön glänzende, poröse Fliesen entschieden“, so Beate Hoffmann. In den Poren hätten sich aber die Sandkörner festgesetzt, die die Kunden von den Wegen mit hereingetragen haben. Auch am Aussichtsturm mussten Abdeckungen vor den Fahrstuhlschächten nachgerüstet werden, da bei Starkregen Wasser in den Schacht gelaufen war. „Das war dann da drin wie in einer Tropfsteinhöhle“, so Georg Hoffmann. Nun sei aber alles dicht.
Der Baumwipfelpfad wird noch größer
Derzeit wird auch die Erweiterung der Anlage vorbereitet. Wie berichtet ist neben dem derzeit etwa 300 Meter langen Pfad bereits eine fast 400 Meter lange Erweiterung genehmigt, die im kommenden Jahr folgen und vor die frühere Chirurgie führen soll. Auch eine Brauereigaststätte soll im Frühjahr in einem der historischen Gebäude entstehen. Dazu werden Teile des Heilstättenparkes wieder so bepflanzt, wie es die Erbauer erdacht hatten. Langfristig sollen alle Häuser auf dem Sektor renoviert werden und auch Hotels entstehen. Insgesamt sollen bis zu 40 Millionen Euro investiert werden. Mitte Januar werde es laut Georg Hoffmann eine Strategiesitzung mit den Investoren geben, auf der geklärt werden soll, ob die Arbeiten schrittweise oder über einen bestimmten Zeitraum geballt stattfinden sollen.
Bereits in Planung ist eine Erweiterung der Parkplätze. Die derzeit 200 Plätze nahe der Autobahnabfahrt hätten an den ersten Wochenenden nicht ausgereicht, 150 neue Plätze sollen vorerst Abhilfe schaffen. Die wirtschaftlichen Planungen für den Baumwipfelpfad beruhen auf einer Besucherzahl von rund 200 000 Gästen im Jahr. „Ich selbst rechne aber im kommenden Jahr eher mit 300 000 Besuchern“, so der Geschäftsführer. Diese Zahl scheint realistisch: Ein ähnlicher Höhenpfad in Prora auf der Insel Rügen hatte es nach nicht einmal zwei Jahren auf eine halbe Million Besucher gebracht. Auf Dauer werde man Hoffmann zufolge wohl um eine Änderung des Bebauungsplanes und den Bau eines Parkhauses nicht herumkommen, auch wenn viele Besucher mit der Bahn anreisen.
Die werden laut Wetterbericht auch in den kommenden Tagen eher einen Regenschirm als Winterstiefel auf dem Pfad brauchen. Doch auch nach größeren Schneefällen soll der Baumwipfelpfad schnell weiter zugänglich sein. „Wir haben eine Schneefräse, die den Schnee vom Pfad über das Geländer nach unten bläst“, erklärt Hoffmann. Spätestens zwei Stunden nach dem Schneefall soll alles beräumt sein. Im kommenden Winter kann man die Heilstätten dann auch bei Nacht bewundern: Ab dem Frühjahr wird ein Beleuchtungskonzept erarbeitet.
Öffnungszeiten: Täglich 10 bis 16 Uhr, am 24. und 25. Dezember geschlossen
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