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Potsdam-Mittelmark: „Wir haben doch Freibäder“

Wie groß soll das neue Schwimmbad in Werder werden? Kontroverse im Stadtparlament

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Werder (Havel) - Vier Sport- und Erlebnisschwimmbecken, eine Großwasserrutsche, ein Wellnessbereich mit Massagekabinen, Ruhebereichen und Sole-Thermalbecken Wird das neue Schwimmbad in Werder wirklich elf Millionen Euro teuer? In der Stadtverordnetenversammlung ist am Donnerstagabend eine Diskussion entbrannt, wie viel der Stadt das neue Bad wert ist. Einigkeit besteht durch alle Fraktionen, dass ein Schwimmbad gebraucht wird – SPD und Linke nehmen für sich in Anspruch, schon seit Jahren „davon zu träumen“.

Inzwischen liegt eine Machbarkeitsstudie vor, die ein Freizeitbad nach dem Vorbild der Friesentherme in Emden vorschlägt (PNN berichteten). Dazu gibt es auch skeptische Stimmen. „Da war wohl die Schwimmbad-Baulobby involviert“, mutmaßte AFB-Fraktionschef Baldur Martin zum Umfang des Vorschlags. Aus seiner Sicht sollte sich das Vorhaben „mehr in Richtung Schulschwimmen, weniger in Richtung Spaßbad“ bewegen. Ein einfaches 25-Meter-Becken könnte den städtischen Ansprüchen womöglich schon gerecht werden, meinte er. „Wir sollten die Gründe berücksichtigen, warum das CDU-Wirtschaftsministerium ein Spaßbad in Werder nicht gefördert hat“, erinnerte Martin an die früheren Pläne in den Havelauen. Das jetzt geplante Bad soll in der Adolf-Damaschke-Straße entstehen, wo die Stadt bereits ein Grundstück an der Havelseite erworben hat.

Martin hält das in der Machbarkeitsstudie ebenfalls vorgeschlagene Cabrio-Schönwetterdach für ebenso überflüssig wie den Wellnessbereich. „Wir haben doch Freibäder. Und ein großer Wellnessbereich würde zum Sterben der bestehenden kleinen Anbieter führen.“ Bürgermeister Werner Große (CDU) erinnerte derweil daran, dass gerade der Wellnessbereich profitabel sei und die Betriebskosten reduziere. „So groß ist das Angebot auf diesem Sektor in Werder auch nicht.“

SPD-Fraktionschef Joachim Lindicke warnte davor, zu klein zu planen. „Es geht auch darum, die Touristen im Winter nach Werder zu locken und die Beherbungsstätten besser auszulasten. Wir sollten breitgefächert überlegen.“ Die erst sechs Jahre alte Steintherme in Belzig habe gelitten, weil man zu einseitig geplant und die Kinder vergessen habe. „Jetzt muss saniert werden, damit die Steintherme attraktiver wird.“ Die SPD-Fraktion regte an, angesichts der Energiepreisspirale den Einsatz von Sonnenenergie zu prüfen, zumal Werder eine der sonnenreichsten Regionen Deutschlands sei. Aus der CDU-Fraktion, die die Machbarkeitsstudie angeregt hatte, gab es schließlich selbst Zweifel über die Dimensionen der Friesentherme. „Wir setzen alle Fragezeichen hinter die Details“, sagte Fraktionsvize Hermann Bobka.

Im Ergebnis wurde man sich einig, der Machbarkeitsstudie eine „Umsetzungsstrategie“ folgen zu lassen. In ihr sollen mehrere Varianten für das neue Bad gegenübergestellt, ein Zeitplan, ein Finanzierungs- und ein Betreiberkonzept aufgestellt werden. Einem entsprechenden CDU-Vorschlag wurde einstimmig gefolgt. Bürgermeister Große versprach, dass das Rathaus bei der Umsetzungsstrategie, die noch in diesem Jahr vorliegen soll, auch auf die Wirtschaftlichkeit achten werde. Henry Klix

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