zum Hauptinhalt
„Wir sind keine Rowdys.“ 30 Senioren marschierten gestern unter diesem Motto durch den Ort.

© Ute Kaupke

Potsdam-Mittelmark: „Wir sind ja selbst Rentner“

Versöhnliches Ende der Seniorendemo gestern in Bergholz-Rehbrücke

Stand:

Nuthetal - Seniorenprotest in Bergholz-Rehbrücke: Rund 30 Rentner und ein Dackel sind gestern durch den Ort gezogen, um für den umstrittenen Bau eines barrierefreien Wohnkomplexes im Wohngebiet Rehgraben zu demonstrieren. Etwa 60 Wohnungen will die kommunale Gewog am Priesterweg bauen, doch von Nachbarn gibt es Widerstand, unter anderem weil sie für „Schäden durch Rowdytum“ aufkommen müssten, die „Rentner, Kinder mit Fahrrädern, Frauen mit Kinderwagen, Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer“ auf den Wegen verursachten, wie sie in einem Brief ans Rathaus formulierten.

„Wir sind keine Rowdys“, reagierten die Bergholz-Rehbrücker Senioren gestern auf den Brief. An der Spitze der von zwei Polizisten flankierten Truppe gab es ein entsprechendes Transparent. „Uns Rentner als Verschmutzer zu bezeichnen, hat uns empört“, rief eine ältere Dame. „Ich habe mein Leben gelebt und möchte jetzt nicht diskriminiert werden.“ Der Seniorenbeirat und die örtliche Volkssolidarität hatten die Demo kurzfristig organisiert.

Die Sicht der Gegner des Bauprojektes sei engstirnig und habe mit Nachbarschaftssinn nichts zu tun, wie es unter den Demonstranten hieß, die vom Rewe zum Baufeld marschierten. Einige Anwohner stellten sich dort der Diskussion und räumten ein, übers Ziel hinausgeschossen zu sein. „Unglückliche Formulierungen“ seien es wohl gewesen, sagte die Anwohnerin Christel Christensohn.

Das Problem sei ein anderes: Die Wege seien nur 1,2 Meter breit, das sei unzumutbar für Passanten, so Christensohn. „Wir haben einfach unsere Bedenken angemeldet. Wenn wir miteinander reden, ist schon viel erreicht.“ Man sei nicht gegen das Projekt. „Aber wir sind dagegen, dass über unsere Privatwege gegangen wird. Es sind keine öffentlichen Wege.“ Sie bedauert, dass die Stimmung so eskaliert ist. „Wir sind nicht sozialfeindlich, wir sind ja selbst Rentner.“

In der Zwischenzeit habe man Ortsvorsteherin Annerose Hamisch-Fischer und dem Seniorenbeirat schriftlich Gesprächsbereitschaft signalisiert und die Situation aus ihrer Sicht klargestellt. „Es ist gut, dass wir heute schon ins Gespräch gekommen sind“, so Hamisch-Fischer gegenüber PNN. Auch Brigitte Stulgies von der Volkssolidarität begrüßt es, dass man demnächst an einen Tisch kommt. Christensohn erklärte, nichts gegen barrierefreies Bauen zu haben. Doch die geplanten dreigeschossigen Neubauten würden die Reihenhäuser der Bewohner weit überragen. „Die Haushöhe sollte angeglichen werden.“ Auch vom Rathaus wird da noch Änderungsbedarf gesehen. Die Aufstellung für einen Bebauungsplan will die Gemeindevertretung am 8. April beschließen, danach sollen die Pläne konkretisiert und die Öffentlichkeit beteiligt werden. Ute Kaupke

Ute Kaupke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })