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Potsdam-Mittelmark: „Wir wären fast verhaftet worden“ Bernhard Hoëcker über Kamele und das Reisen

Ihr neues Buch heißt „Meilenweit für (k)ein Kamel“. Wussten Sie, dass in Teltow kürzlich zwei Menschen von einem Zirkus-Kamel attackiert wurden?

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Ihr neues Buch heißt „Meilenweit für (k)ein Kamel“. Wussten Sie, dass in Teltow kürzlich zwei Menschen von einem Zirkus-Kamel attackiert wurden?

Nein. Oder halt – ich glaube, ich habe darüber in einem Email-Verteiler gelesen, der mich mit allen Neuigkeiten mit Höckern – wie Hoecker – versorgt. Was ist mit dem Tieren geschehen, hat man es sicherheitshalber notgeschlachtet?

Keine Sorge, ihm geht es gut. Im Buch beschreiben Sie Ihre Erlebnisse auf der Auto-Rallye von Oberstaufen im Allgäu nach Amman in Jordanien. Wie kamen Sie auf die Idee, an der 6500-Kilometer-Tour teilzunehmen?

Die Idee entstand in meinem Büro. Einer meiner Kollegen erzählte davon und plötzlich stand ich vor der Frage: Kommst du nun mit oder nicht? Das war der eigentlich schwierige Moment, danach war keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Ich bin aber grundsätzlich abenteuerlustig, mag es unterwegs zu sein und vor allem fahre ich gerne Auto. Und außerdem war klar, dass sich aus so einer Reise auch kreativ etwas machen lässt. Zusammen mit meinem Techniker und jahrelangen Freund Tobias Zimmermann habe ich schon unterwegs angefangen, an dem Buch zu arbeiten.

Was war denn das Aufregendste, was Ihnen unterwegs passiert ist?

Spannend war vor allem das kulturelle Wechselbad, von Ungarn über Bulgarien bis in den vorderen Orient zu fahren. In Syrien mussten wir acht Stunden an der Grenze warten. Wirklich gefährliche Situationen gab es nicht. Nur einmal wären wir fast von der türkischen Polizei verhaftet worden, als wir in der Nähe einer Ölraffinerie fotografierten. Die sollte nach Ansicht der Polizisten nicht mit aufs Bild, weil sie zum militärischen Sperrgebiet gehört. So wäre dann auch die Militärpolizei für unsere Festnahme zuständig gewesen, und am Ende ging es glimpflich aus.

Die Strecke selbst war nicht gefährlich? Schließlich waren Sie mit einem 20 Jahre alten Auto unterwegs, und sicher oft abseits der regulären Straßen.

Ich dachte auch zuerst, dass es ein bisschen wie auf der Rallye Paris-Dakar wird, aber dann waren wir an acht von zehn Tagen auf normalen Straßen unterwegs. Sicher, da kommt einem nachts schon mal ein unbeleuchtetes Pferdefuhrwerk entgegen, das war es aber auch schon. Ich habe in Deutschland schon schlechtere Straßen gesehen als auf der Tour.

Was war denn dann die Schwierigkeit – eine Rallye soll ja keine Spazierfahrt sein?

Das war ein bisschen wie eine Schnitzeljagd, wir mussten täglich Aufgaben erledigen. In Rumänien sollten wir eine Seite aus einer Lokalzeitung übersetzten. Und obwohl Tobias und ich eigentlich alle Sprachen dieser Welt sprechen, haben wir angehalten und gefragt. Und wir hatten Glück: Der Bruder des Passanten war ein Freund des Bürgermeisters, und kurz darauf saßen wir in dessen Büro im Rathaus, wo dann mit vereinten Kräften übersetzt wurde. Wegen solcher Begebenheiten war die Reise auch so schön.

Wie unterscheidet sich denn die Arbeit an einem Buch von der als Comedian?

Das ist schon ein großer Unterschied, denn beim Fernsehen bekomme ich ja meist Texte, die andere geschrieben haben. Dort entsteht die Kunst eher aus dem Moment heraus. Schreiben, das mache ich abends zu Hause, wenn meine Familie schon schläft. Schön dabei ist, dass ich lange Formulierungen verwenden kann und nicht fürchten muss, dass die Leute dabei gleich aussteigen. Ich muss nicht so sehr auf den Witz hin schreiben. Außerdem lerne ich sehr viel dazu.

Auf der Rallye haben Sie den 1. Preis – ein Kamel – ja nicht gewonnen. Waren sie froh darüber, gerade wenn sie jetzt hören, dass die Tiere auch mal Leute umrennen?

Ja, froh war ich – aber nicht, weil ich Angst vor den Tieren habe. Zu Werbezwecken für mein Buch bin ich im Münchner Zoo sogar auf einem Kamel geritten. Haben die große Zungen! Dass wir das Kamel nicht gewonnen haben, war aus einem anderen Grund ganz gut: Wir hätten es ja unmöglich nach Deutschland transportieren können, es sei denn, wir wären auf seinem Rücken nach Hause geritten.

Bernhard Hoëcker liest am 24. März im Neuen Rathaus in Teltow. Beginn ist um 20 Uhr. Das Interview führte Ariane Lemme.

Bernhard Hoëcker, Jahrgang 1970, wurde durch die Parodiesendung „Switch“ bekannt. Er schreibt Bücher, tritt in Shows und auf Bühnen auf. Der verheiratete Familienvater lebt in Bonn.

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