Von Tobias Reichelt: „Wir wollen die Leute mitnehmen“
Schon in einem Jahr könnten Arbeiten für Stahnsdorfer Windpark starten / CDU: Albers gibt auf
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Stahnsdorf - Die Vorbereitungen für den Bau eines Windparks auf den Stahnsdorfer Rieselfeldern sind in vollem Gange. In etwa einem Jahr könnten die Genehmigungen für die etwa 15 bis 29 geplanten Windkraftanlagen vorliegen, dann würden die Bauarbeiten beginnen. Das sagte Peter Hecktor, Chef der Berliner Stadtgüter GmbH, gegenüber den PNN. Die Stadtgüter sind Eigentümer eines Großteils der stillgelegten Rieselfelder zwischen den Stahnsdorfer Ortsteilen Güterfelde, Schenkenhorst und Sputendorf. Sie haben eine etwa 380 Hektar große Fläche an den Windparkinvestor Plan 8 verpachtet, der hier bauen will – viele Stahnsdorfer lehnen das ab.
„Alle Anträge für den Windpark sind gestellt“, sagte Hecktor. Jetzt warte man auf positive Bescheide der Kreis- und Kommunalbehörden. „Ich hoffe, dass es zu keinen weiteren Verzögerungen kommt“, so Hecktor. Schon seit einigen Jahren versuchen die Stadtgüter, die brachliegenden Stahnsdorfer Rieselfelder für die Windkraft zu nutzen. Bislang stand der „Teilplan Wind“ der Regionalen Planungsstelle Havelland-Fläming dem Vorhaben im Weg. Der Plan schloss Windräder auf den Rieselfeldern aus. Jetzt haben die Stadtgüter einen Erfolg erzielt: Vor einer Woche haben die Richter des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg der Klage der Stadtgüter stattgegeben und den Teilplan gekippt (PNN berichteten). Der Weg für die Windkraft ist frei.
Nach dem Erfolg setzen die Stadtgüter indes weiter auf Konsens mit den Stahnsdorfern. „Wir wollen die Leute mitnehmen“, sagte Hecktor. In den kommenden Monaten soll es eine Info-Veranstaltung im Ort geben. Denkbar sei auch, dass die Stadtgüter ein Pilotprojekt der Gemeinde zur Wiedervernässung einer Teilfläche der Rieselfelder unterstützen und dafür drei bis fünf Hektar Feldfläche zur Verfügung stellen.
Auch Windparkinvestor Dirk Jesaitis hat Hoffnung: „Die Gesprächsbereitschaft dürfte sich nach dem neuen Urteil positiv verändern.“ Jesaitis will rund 98 Millionen Euro für den Windpark investieren, zusätzlich könnten 40 Millionen für einen Solarpark fließen, der im Süden Schenkenhorsts entstehen soll.
Stimmt die Kommune dem Solarprojekt zu, könnte die Zahl der Windräder von 29 auf 15 bis 20 reduziert und der Abstand zur Wohnbebauung von 800 auf mindestens 1000 Meter erhöht werden. Einziger Haken: Die neuen Windräder seien geringfügig größer, sagte Jesaitis. Statt 150 Meter messen sie maximal rund 175 Meter. „Die optische Beeinträchtigung und auch die Schallimmissionen könnten deutlich reduziert werden.“ Es sei ein Vorschlag, mit dem alle Beteiligten gut leben könnten.
In Stahnsdorf sehen das viele anders. CDU-Sprecher Daniel Mühlner kündigte bereits an, am Protest festzuhalten. „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, zitierte er Bertolt Brecht. Mühlner befürchtet aber, dass die bislang einheitliche überparteiliche Linie jetzt bröckelt. So habe Bürgermeister Bernd Albers (BfB) bereits Kompromissbereitschaft signalisiert. „Für uns bedeutet das: Herr Albers gibt auf.“
Albers, der den Investoren bislang aus dem Weg gegangen war, hat Stadtgüter und Plan 8 im Oktober eingeladen. Allerdings: „Ich halte Windräder hier nach wie vor für nicht wünschenswert“, stellte er klar. Dennoch müsse sich Stahnsdorf nach dem Urteil den Realitäten stellen. Einen Ausweg gebe es. Mit einer Änderung im Flächennutzungsplan könnte die Gemeinde selbst festlegen, wo sich künftig Windräder drehen sollen. Ein solches kommunales Planverfahren gilt jedoch weithin als teuer und zeitaufwendig – in einem Jahr wohl kaum zu schaffen.
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