Potsdam-Mittelmark: „Wir wollen eine Duftmarke setzen“
IHK Potsdam zertifizierte die bundesweit ersten Hundeerzieher und Hundeverhaltensberater
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Werder - Seit Sonntag gibt es in Deutschland die ersten 13 zertifizierten Erzieher und Verhaltensberater für Hunde. Auf dem Hundeübungsgelände „Doggiecamp“ in Werder wurden sie von der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) und dem Bundesverband der Hundeerzieher (BHV) geprüft. „Wir wollten Qualitätskriterien für die Verbraucher schaffen“, sagte IHK-Teamleiterin Kerstin Poloni. Ziel sei es, den Hundeerzieher zum Ausbildungsberuf zu machen.
Der Hundemarkt boomt, die Umsätze steigen kontinuierlich. Fast 800 Millionen Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr für ihre Vierbeiner aus. Das Problem ist: Hundetrainer ist keine geschützte Berufsbezeichnung. „Das wird oft ausgenutzt“, sagte BHV-Vorsitzender Rainer Schröder. Oft köderten unqualifizierte Hundeschulen die Hundehalter mit wohlklingenden Versprechungen. Ihre Erziehungsmethoden seien oft zum Nachteil für Hund und Mensch. Mit dem Zertifikat wollen IHK und BHV den Markt nun ordnen und Hundehaltern Orientierungsmöglichkeiten bieten. „Wir wollen eine Duftmarke setzten“, so Schröder.
Wachsende Zulaufzahlen registriert auch Tina Schnatz. Sie ist eine der ersten geprüften Hundeerzieherinnen. Zu Jahresbeginn machte sie sich mit ihrer Hundeschule in Hofheim am Taunus selbstständig, mit Hunden arbeitet die 49-Jährige seit zehn Jahren. „Ich will mich mit der Ausbildung von unseriösen Anbietern abgrenzen“, erklärte die Hessin. Die Pinnwände in den Tiermärkten in ihrer Region seien voll mit Annoncen von Hundetrainern. „Oft wird dort mit veralteten Methoden und Stachelhalsbändern gearbeitet, aber Gewalt ist in der Hundeerziehung nicht notwendig“, erklärte Schnatz. Für den Kurs hat sie rund 3500 Euro bezahlt. Er umfasst 312 Unterrichtsstunden und reichte vom Lernverhalten des Hundes bis zum Unternehmensmanagement. Der BHV übernahm dabei die praktische Ausbildung der Teilnehmer, die IHK kümmerte sich um die Theorie. Wie Schnatz sind die Hundetrainer für die Kurse der IHK und ihre Prüfung am Sonntag aus dem gesamten Bundesgebiet nach Werder angereist.
Simone Pohl ist die einzige Brandenburgerin unter den Prüflingen. In Groß Kienitz betreibt sie einen Hundeplatz mit einer Fläche von 12 000 Quadratmetern. Um 15 Uhr war sie an der Reihe und durfte ihre praktischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. „Wie ziehen die rechte Hand mit dem Leckerchen jetzt in Richtung Stirn“, gab sie die Anweisung an die Hundehalter. Die Blicke der Hunde folgten den Leckerbissen bis sie in die Augen ihrer Hundehalter sahen. Die Übung war gelungen. Bestandteil der Prüfung waren für Pohl am Wochenende außerdem eine Klausur über die theoretischen Lehrinhalte, ein Kurzreferat zu einem Fachthema, ein Beratungsgespräch und eine Videoanalyse über das Ausdrucksverhalten eines Hundes.
„Leicht war es nicht“, sagte Pohl. Aber genau darum ging es der IHK und dem BHV auch: Zum Hundeerzieher gehöre eine Menge Wissen, ein Gespür für Tiere und die richtigen Umgangsformen mit dem Hundehalter. Sechs der ursprünglich 19 Teilnehmer haben die Prüfung nicht bestanden. Dennoch ist der Andrang groß: Für die nächsten Kurse im Frühjahr 2008 haben sich bereits 600 Interessenten gemeldet. Die IHK kann sich gut vorstellen, den Hundeerzieher und -verhaltensberater zum anerkannten Ausbildungsberuf zu machen. „Wenn der Markt weiter wächst und der Bedarf aus der Wirtschaft kommt, ist das in einigen Jahren vielleicht möglich“, so Poloni.
Carina Körner
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