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Potsdam-Mittelmark: „Wir wollen lieber einen VW“

Bewohner von Jahnufer und Kiez wehren sich gegen den bevorstehenden Ausbau ihrer Straßen

Stand:

Werder (Havel) - Die Ausschreibung läuft bereits, doch jetzt wehren sich Anwohner des Jahnufers und des Kiezes in Glindow lautstark gegen den bevorstehenden Ausbau ihrer Straßen. Zwar wurde die Ausbauplanung im Januar in einer Bürgerversammlung vorgestellt, man habe aber kaum Einfluss darauf nehmen können, sagt Anwohner Jürgen Zaske. „Erst hieß es, dass es zu früh dafür ist, dann war es zu spät.“ Zaske hätte sich einen weniger kostspieligen Ausbau gewünscht, zudem sei die Parkplatzsituation nicht ausreichend berücksichtigt worden. „Dafür könnte der Gehweg auf der Uferseite entfallen, der Gehweg an der Häuserseite ist ausreichend.“

Auch Anwohner wie Uwe Gloger, Barbara und Harry Günther oder Manfred Böckelmann sind sauer. Der Straßenausbau würde sich nicht an den Bedürfnissen der Anwohner orientieren, klagt das Ehepaar Günther. „Wir wollen hier alle lieber einen VW statt den Mercedes.“ So fragen sich Günthers auch, ob ein Regenkanal notwendig ist und nicht eine Oberflächenableitung ausreichen würde?

Manfred Böckelmann zieht sogar in Zweifel, dass es sich um einen grundhaften Ausbau handelt, der laut Straßenausbaubeitragssatzung bei den Anliegern abgerechnet werden kann. Der Gehweg sei erst vor wenigen Jahren angelegt worden. „Und auch die Straße ist ja bereits ausgebaut“, sagt der Senior. Allerdings seien die Schlaglöcher im Kopfsteinpflaster über die Jahre so oft ausgebessert worden, bis die Straßendecke unter einer 30 Zentimeter dicken Schotterschicht verschwand, wie er einräumt.

Jürgen Zaske hat einige der Bedenken in einem Brief formuliert und im Februar ans Rathaus geschickt. Eine zufriedenstellende Antwort habe er nicht bekommen.

Werders Beigeordnete Beate Rietz (SPD) betont derweil, dass die Straßenplanung das demokratische Prozedere durchlaufen habe, Zaskes Brief habe sie sogar zum Gegenstand eines erneuten Abwägungsverfahrens im Stadtparlament gemacht. Die Kosten seien im Zuge dessen bereits reduziert worden, von Natursteinpflaster habe man auf Betonsteinpflaster umgesattelt. Zusätzliche Parkplätze seien eingerichtet und Leuchtenstellplätze verschoben worden. „Aber wir können in einem touristischen Erholungsgebiet am Glindowsee auch nicht alles mit Autos zustellen.“ Öffentliche Parkplätze können auch nur eine Ergänzung zur Stellplatzpflicht der Anlieger sein, betont Rietz. Für eine Oberflächenentwässerung des Regenwassers sei das Gefälle zu gering.

Letztlich sei die Planung in allen politischen Gremien – vom Glindower Ortsbeirat bis hin zur Stadtverordnetenversammlung – befürwortet worden. Die Straßengestaltung wird sich demnach an der unlängst fertiggestellten, direkt anschließenden Luise-Jahn-Straße orientieren. Laut Rietz wird der Ausbau von Jahnufer und Kiez rund 680 000 Euro kosten. Die Medienumverlegung ausgenommen haben rund 50 Prozent dieser Kosten die Anwohner mit ihrem Ausbaubeitrag zu tragen. Henry Klix

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