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Potsdam-Mittelmark: Wo selbst Prinzessinnen einkaufen

Nach dem Neustart 2016 geht der Frischemarkt in seine zweite Saison. Die Händler sind zufrieden

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Werder (Havel) - Das Wetter zeigte sich launig an diesem Auftakt zum Frühlingsmarkt am Samstag auf dem Werderaner Strengfeld. Dass Stühle und Tische vor der Eröffnungsbühne meist leer standen, mag wohl auch an den grauen Wolken und der leichten Brise gelegen haben und weniger an den Sangeskünsten der drei Damen nebst Gitarristen, die alles gaben, um die Kunden in Frühlingslaune zu versetzen. Das Wettergrau überstrahlten dagegen die bunten Blumen, vor allem Narzissen, Osterglocken und Primeln waren bei Kunden gefragt. Auch Tütchen mit Blumen- und Gemüsesamen wurden gern gekauft.

„Guck mal hier, hängende Löwenmäulchen“, freute sich eine Kundin, deren Mann gerade das Saatgut für Kräuter inspizierte. Weil die Natur in diesem Jahr etwas früher dran ist, möchten vor allem Balkonfans nicht länger warten. „Kann man jetzt schon Geranien nach draußen stellen?“, wollte eine Frau wissen und bekam den fachmännischen Rat, die Balkonblumen bei Kälte mit Gärtnerfließ abzudecken. Es sind solche Tipps, weshalb Kunden gern zum Markt auf dem Strengfeld kommen. Zur richtigen Marktatmosphäre gehören auch Tratsch und Klatsch. So schwadronierten zwei ältere Herren darüber, dass der Jubel-Jahn, einst Potsdamer Bezirks-Parteichef, und Stechbart, früher DDR-Verteidigungsminister, noch vor zwei Jahren über den Werderaner Marktplatz bummelten. Aber auch launige Sprüche von Händlern ziehen Kundschaft an. „Hier kaufen auch Prinzessinnen“, schallte es lautstark von einem Gemüsestand, dem Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) sowie Kirsch- und Blütenkönigin gerade einen Besuch abstatteten.

Über die Prominenz freute sich auch Walter Kassin, der Vorsitzende vom Obst- und Gartenbauverein, der seit 2015 neuer Betreiber des Samstagsmarktes auf dem Strengfeld ist. Freitags ist Markttag Unter den Linden vor der Inselstadt. Die beiden Märkte hatte bis 2014 ein privater Betreiber geführt und als zunehmend Textilhändler auf den Markt drängten, ging es bergab – die Kundschaft blieb aus. Seit der Verein beide Märkte bewirtschaftet, ist nur noch ein Textilstand vertreten. Inzwischen sind Stände mit Lebensmitteln wieder in der Überzahl, die Backwaren, Obst, Gemüse, Fisch sowie Wurst und Fleisch anbieten.

Rund 20 Händler, vorrangig Privaterzeuger, verkaufen hier ihre Waren, darunter Kartoffeln, auf märkischem Boden gewachsen. Abgepackt in kleinen Netzen gibt es die Erdäpfel als festkochende und mehlig kochende Sorten. Begehrt waren am Samstag knackige rote Rhabarberstangen, ebenso Bundmöhren, die roh am besten schmecken. Pünktlich zum Frühlingsmarkt wurde auch schon der erste frisch gestochene Spargel aus Beelitz angeboten. Zwei Finger breit waren die Stangen bereits, von denen ein Kilo rund 19 bis 20 Euro kostete. Und von Elstar über Jonagold bis Pinova wird auf dem Markt fast ein kleines Apfel-ABC angeboten. Heiße Suppen und Grillwürstchen gehören ebenso zum Angebot.

Kunden und Händler sind zufrieden mit der Marktentwicklung. „Auch ohne Beschallung wird der Markt gut besucht, wir sind ja hier übers ganze Jahr an den Samstagen da“, berichtete die Verkäuferin am Stand des Obst- und Gemüsehofes Wels. Im Schnitt sind es 500 bis 700 Kunden, die auf dem Markt einkaufen, ein großer Teil davon Stammkunden.

„Ein Schuhhändler wird demnächst noch dazukommen“, berichtete Kassin. Auch einen weiteren Fleischer aus Thüringen hat er bereits angeworben, der werde Ende Mai seine Produkte aus Wild- und Pferdefleisch anbieten. „Dazu gab es schon viele Kundennachfragen“, so Kassin. Original Thüringer Wurst bietet bereits ein Händler aus Eichsfeld an. Luftgetrocknete Schinken und Räucherwurst können bei ihm vor dem Kauf gekostet werden.

Zu kosten gab es am Samstag auch einige Obstweine von Toni Geißhirt, dem Youngster unter Werders Obstweinkeltern. „Der Himbeer-Toni, so nennen ihn hier die Werderaner“, erzählt Kassin, „hat schon mit 13 Jahren seinen ersten Wein kreiert und mit 15 erste Preise abgeräumt, obwohl er da eigentlich noch gar keinen Wein trinken durfte.“ Weil nur wenige Kunden an diesem grauen Samstag zu Tonis Stand am Ende des Marktes finden, lässt er Weinproben zum Kosten an den anderen Ständen herumreichen. So auf den Geschmack gekommen, stehen dann tatsächlich einige Kunden vor seinem Stand und kaufen.

Richtig los gehe es aber erst, wenn am 20. April die Goldenen Kruken für die diesjährigen Siegerweine vergeben worden sind, versichert Marktchef Kassin: „Dann sind die Siegerweine meist schon in den ersten Wochen der Baumblüte ausverkauft.“

Kirsten Graulich

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