
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Woges droht Zahlungsunfähigkeit
Um die verschuldete Stahnsdorfer Wohnungsgesellschaft zu retten, soll die Hausverwaltung an ein Fremdunternehmen abgegeben werden. Denn sollten die Wohnungen weiter verfallen, droht ein Teufelskreis.
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Stahnsdorf - Der Stahnsdorfer Wohnungsgesellschaft Woges droht die Zahlungsunfähigkeit. Schon seit Jahren drücken das Unternehmen hohe Schulden. Jetzt scheint die Situation dramatisch: Weil die Gesellschaft rote Zahlen schreibt, wurde in eigene Wohnungen kaum noch investiert. Es droht ein Teufelskreis: Verfallen die Wohnungen weiter, könnten Mieter abspringen oder Mietminderungen anmelden. Das würde die finanzielle Situation des Unternehmens weiter verschlechtern.
Um die Wohnungsgesellschaft so schnell wie möglich vor der drohenden Insolvenz zu retten, wird darüber nachgedacht, die Verwaltung der knapp 850 Wohnungen an ein Fremdunternehmen abzugeben. Einen Verkauf der Wohnungen oder eventuelle Zwangsversteigerungen will man unbedingt vermeiden. „Die Wohnungsgesellschaft darf sich nicht zu einem Fass ohne Boden entwickeln“, warnte die Chefin des Stahnsdorfer Finanzausschusses, Ruth Barthels (SPD), am Dienstagabend im Rathaus. Dort wurde erstmals öffentlich über die Probleme der kommunalen Gesellschaft gesprochen. „Die Gemeinde kann daran kaputt gehen, wenn wir nichts machen“, sagte Barthels, die selbst im Aufsichtsrat der Wohnungsgesellschaft sitzt. Schnellstmöglich soll nach einer Lösung gesucht werden.
Die Probleme der Woges sind vielschichtig. Das erläuterte Jürgen Balthasar von der Kommunalberatungsgesellschaft R.S.V.P. aus Leipzig. In den vergangenen Wochen hat sich die Agentur die Zahlen und Bilanzen der Stahnsdorfer Wohnungsgesellschaft angesehen. Demnach wurde in den vergangenen Jahren keine Instandhaltungsrücklage gebildet. In 15 Jahren sei ein Investitionsrückstau von 3,8 Millionen Euro entstanden. Die notwendigen Sanierungen könnten nur erfolgen, wenn neue Kredite aufgenommen werden. Doch ob die Gesellschaft überhaupt neue Kredite bekomme, sei eine kritische Frage. „Die Verschuldung ist hoch“, sagte Balthasar.
Die Umsätze der Woges stiegen kaum. Auf der anderen Seite müssen die Kapitalgeber bedient werden. Zudem könnten Mieter abwandern. Mittelfristig drohe die Illiquidität, so Balthasar. „Das ist wie mit einem Auto, das nie zur Durchsicht gefahren wird, irgendwann muss der Motor gewechselt werden.“
Ein weiterer Teil der Probleme ist hausgemacht: Es seien Gerichtsverfahren anhängig, weil Mieten unberechtigt angehoben wurden. In den 90er Jahren hatte die Gesellschaft Sozialwohnungen mit Fördergeldern saniert. Im Gegenzug musste man die Mietpreise bis 2020 festschreiben. Daran konnte sich die Woges angesichts der schlechten Zahlen nicht halten. Trotzdem müssen nun allein in den Jahren 2011 und 2012 Fördergelder in Höhe von 175 000 Euro zurückgezahlt werden. Es drohen weitere Rückzahlungen, sollte keine Einigung mit dem Landesamt für Bauen und Verkehr hergestellt werden, sagte Balthasar.
Die Gemeinde ist bislang alleiniger Gesellschafter der Woges, die derzeit über fast 700 eigene Wohnungen verfügt und knapp 150 weitere verwaltet. Die Gemeinde bürgt mit rund neun Millionen Euro. Was eine vorübergehende Zahlungsunfähigkeit oder eine Insolvenz für die Mieter bedeutet, wurde am Abend nicht gesagt. In anderen Insolvenzfällen einer Wohnungsgesellschaft kam es zu Zwangsversteigerungen. Um Immobilienhaien kein Einfallstor zu bieten, will man das in Stahnsdorf unbedingt verhindern.
Ein Verkauf der Gesellschaft würde der Gemeinde angesichts des Schuldenberges kein Geld bringen, sagte Balthasar. Denkbar wäre die Umwandlung der GmbH zu einem kommunalen Eigenbetrieb. Auch das würde die Probleme nicht lösen. Die beste Option sei, so der Berater, die Wohnungen von einer anderen Wohnungsgesellschaft verwalten zu lassen. Damit könne man jedes Jahr mindestens 180 000 Euro sparen. Eigene Mitarbeiter würden nicht mehr benötigt, auch die Miet- und Betriebskosten sowie die Kosten für Technik fielen weg. Langfristig könnte man die Wohnungsgesellschaft so wieder auf feste Füße stellen, alle Kredite bedienen und eine Rücklage bilden.
Am Dienstagabend sprachen sich die Mitglieder des Stahnsdorfer Finanzausschusses dafür aus, ein entsprechendes Interessenbekundungsverfahren so schnell wie möglich auf den Weg zu bringen. Andere Wohnungsgesellschaften der Region sollen angesprochen werden, die fünf Mitarbeiter der Woges übernommen werden. Einen ähnlichen Weg sei die Gemeinde Nuthetal gegangen. Die Wohnungen deren Gesellschaft werden nun von der Kleinmachnower Gewog verwaltet.
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