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Potsdam-Mittelmark: Wohlgeformtes Holz im Echoklang

Fercher Holzbildhauersymposium zog nach Petzow/ Landespolizeiorchester überzeugte mit „Echoblasden über dem Haussee“

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Fercher Holzbildhauersymposium zog nach Petzow/ Landespolizeiorchester überzeugte mit „Echoblasden über dem Haussee“ Von Gerold Paul Werder-Petzow. Still ruhten am Sonntag die Wasser. Auf dem Schwielowsee glitten weiße Segel auf blauem Grund vor einer hügeligten Landschaft dahin. Gegenüber Caputh, am Ende des Havelbusens dann Ferch. Von dort kamen, dank übergemeindlicher Kooperation in Sachen Kultur, jetzt die Werke des 1. Holzbildhauer-Symposiums herüber. Anlass genug, diesen Tag ganz zünftig zu begrüßen. Der Menschen viele saßen auf der Schlossterrasse, die bröckelige Fassade im Rücken, oder im Grünen auf Bänken. Die Gastronomie schien alert. Gleich dem Bauwerk gegenüber gab das gutgelaunte Landespolizeiorchester (Leitung Jürgen Bludowsky) ein zünftiges Estradenkonzert mit Gershwin und Glenn Miller, endlich den Fehrbelliner Marsch, welcher das Publikum zum Schunkeln, Klatschen und anderen Gunstbezeugungen hinriss. Ein glücklicher Himmel strahlte trotzdem darüber. Es war, als würde aller Charme des Sommers nur auf Petzow liegen. Freilich, wer die frühnachmittägliche Open-Air-Vernissage verpasste, sah zwar, dicht beisammen, wohlgeformtes Holz im Grünen unter Bäumen, sonst sah er nichts. Es gab weder Hinweis auf das Fercher Symposium noch Titel der Werke noch die Namen der Künstler. Derart anonym wollte selbst die exklusivste Kunst nicht behandelt sein. In Ferch, wo diese interessanten Arbeiten die „Seewiese“ zierten, war die Präsentation schon dürftig genug, hier ging man wohl noch einen Schritt weiter. Auch sonst gaben sich die Petzower Kulturfreunde eher bedeckt. Keine Ausstellung in der Kirche oben am Berg, auch das Waschhaus am Haussee, darin sich ja die hübschen Aquarelle von Gerd-Uwe Rechnagel befinden, war verriegelt. Nachzüglernde Sommergäste hatten einfach Pech. Doch ist des einen Uhl des anderen Nachtigall. Für spezielle Kreise aus dem Polizeiorchester kam das auf 18 Uhr angesetzte „Echoblasen“ eher zu früh, denn die Sonne war noch nicht unter-, der Mond noch längst nicht aufgegangen. Zwei Gruppen in Quintettbesetzung zogen also nach der Serenade zum Ufer des verdächtig stillen Haussees hin, die einen Richtung Schwielowsee, die anderen mit Rücken zum Ort. Man hörte beide, sah jedoch immer nur die einen, wodurch sich sehr merkwürdige und heimliche Effekte einstellten. So etwas gab es schon in Potsdam, als die uniformierten Musiker am Marmor-Palais über den Heiligen See bliesen, doch wie der Haussee „reagieren“ würde, ahnte niemand. Antwort: Schön romantisch, oder biblisch gar. Sogar die krächzenden Erpel zu Wasser waren entzückt, denn übers stille Wasser zog gar sanft ein Blasen. Das Prinzip ist alternierend. Eine Gruppe spielt ein Stück, die andere das nächste, oder man wechselt sich innerhalb eines Liedes strophenweise ab. Beides war, über das Element hinweg, zu hören. Sehr reizvoll, denn ein Quintett sah man, das zweite hörte man von ferne, wie aus Waldesferne. Kopf und Ohr fügten das Echo zu einem sensuellen Gesamterlebnis der aparten Art. Die Tempi waren eher gebremst und recht gleich, der Ton sehr getragen, als man, nach einer an Purcell erinnernden Eröffnung, deutsche Volkslieder vernahm, passend zum Ambiente. So flossen denn „alle Brünnlein“, die beiden Königskinder konnten hier unmöglich fehlen, für die Geschöpfe der Luft schien „Wenn ich ein Vöglein wär“ bestimmt, für Liebende brannte kein Feuer so heiß, Goethe-Freunde stimmten in das „Heidenröslein“ ein, bis „Der Mond ist aufgegangen“ vom baldigen Ende dieses Wunderblasens kündete. Der echte oben hat es wohl vernommen. Das Wasser, still, trug jeden Ton, gut gab es auch den Beifall weiter - weiter. Und gern. Es war ein extraordinäres Ding mit diesem Echoblasen, nicht davon lassen, lassen, lassen

Gerold Paul

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