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Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark: Wohnen im Supermarkt

Flüchtlinge sollen in Gewerberäume ziehen

Von Enrico Bellin

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Potsdam-Mittelmark - Angesichts der weiter steigenden Flüchtlingszahlen will der Landkreis nun leer stehende Supermärkte für die Unterbringung von Asylbewerbern anmieten. „Wir prüfen schnell verfügbare Unterkünfte, leere Einzelhandelsflächen scheinen dafür optimal“, sagte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) am gestrigen Freitag den PNN. Das Landratsamt führe Gespräche mit den Besitzern solcher Flächen im gesamten Kreisgebiet. Die Supermärkte seien beheizbar und der Brandschutz sei wenig problematisch, daher wäre Blasig zufolge eine Unterbringung kurzfristig möglich.

Wie berichtet geht der Landkreis seit Donnerstag davon aus, in diesem Jahr statt zuletzt vorhergesagter 2000 Flüchtlinge etwa 3000 Menschen unterbringen zu müssen. Verteilungsschlüssel innerhalb des Kreises werde man Blasig zufolge bei diesen Größenordnungen nicht mehr einhalten können. Auch in der Teltower Region, in der bereits mehr als 700 Flüchtlinge leben, werde die Unterbringung in leer stehenden Gewerberäumen geprüft. Zudem sei die Kreisverwaltung auf der Suche nach schnell beschaffbaren Tragluft- oder Leichtbauhallen.

Der angekündigte Ankauf von zwei Traglufthallen und die langfristige Anmietung einer Leichtbauhalle wurden derweil noch nicht vollzogen. Die Hallen sollten in Werder (Havel), Michendorf und Bad Belzig aufgestellt werden. „Die Verwaltung prüft derzeit, ob eine Unterbringung in Wohncontainern nicht doch günstiger ist“, so der Landrat. Schließlich hätten sich die Preise für Traglufthallen im vergangenen Dreivierteljahr verdoppelt, eine Halle für maximal 300 Menschen sollte zuletzt zwei Millionen Euro kosten.

Im Hinblick auf die vorerst abgesagte Anmietung des Hotels „Sens Convent“ in Michendorf sagte Blasig, dass man Angebote für Unterkünfte künftig nicht nur auf deren Machbarkeit, sondern verstärkt auf Seriosität prüfen müsse. Wie berichtet hatte der Landkreis das Objekt ab dem 1. Januar vom Eigentümer gepachtet – ohne Kenntnis des bisherigen Hotelpächters, der das Hotel mit 35 Angestellten betreibt.

Trotz der benötigten zusätzlichen Unterkünfte will der Kreis Blasig zufolge weiterhin vermeiden, Flüchtlinge in Turnhallen unterzubringen. Die Verwaltung hat inzwischen ein Team zusammengestellt, das viele kleinere Unterkünfte ausfindig machen konnte. Enrico Bellin

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