Lendelhaus Werder: Wohnen in der Saftfabrik
Im Werderaner Lendelhaus entstehen derzeit 16 Wohnungen und ein neuer Festsaal
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Werder (Havel) - Auf dem Hof des Werderaner Lendelhauses herrscht derzeit reges Treiben. Wo einst Bier gelagert und später Saft und Marmelade hergestellt wurden, entstehen zwischen der Regattastrecke und dem Marktplatz derzeit 16 Wohnungen. „Wir bauen seit etwa drei Monaten, die Wohnungen sind bereits alle verkauft“, sagt Ralf Tomm, Projektleiter des Lendelhauses, den PNN. Der Eigentümer des Lendelhauses, die Berlinovelle Vermögensverwaltung, investiere dafür einen einstelligen Millionenbetrag.
Die ehemalige Saftfabrik ist bereits fast komplett entkernt, auf drei Etagen sollen dort Wohnungen zwischen 50 und 130 Quadratmetern Fläche entstehen. Und das zu einem stolzen Preis: Um die 4000 Euro pro Quadratmeter müssen die neuen Besitzer laut Tomm, der seit fünf Jahren das Lendelhaus betreut, zahlen. Selbst einziehen werde aber niemand von ihnen. Rund die Hälfte der Wohnungen werde von den Besitzern dauerhaft vermietet, in der anderen Hälfte würden Tomm zufolge Ferienwohnungen entstehen. Auch ein Fahrstuhl wird in das Gebäude mit eingebaut. Im Frühjahr 2017 soll der Neubau als letzter Teil des sanierten Anwesens fertig sein.
Bereits im kommenden Sommer soll im Erdgeschoss des Hauses der frühere Eiskeller wieder als Saal nutzbar sein. Vor Jahren spielte dort das „Ton und Kirschen“-Wandertheater, seither fanden im Raum an der Uferseite des Lendelhauses gelegentlich Konzerte statt. Die soll es wieder geben, genauso wie Leseabende. „Wir wollen auch versuchen, Comedians einzuladen und schauen, wie die Gäste das annehmen“, so der Projektleiter.
Der frühere Eiskeller soll dazu mit drei Gewölbehallen verbunden werden, sodass ein Veranstaltungssaal mit einer Fläche von mehr als 500 Quadratmetern entstünde, der in zwei einzelne Säle teilbar wäre. Nach oben hin werde er mit einer speziellen Akustikdecke abgeschirmt, sodass die Mieter in den Obergeschossen von den Feiern möglichst wenig mitbekommen. „Hauptsächlich soll das Ensemble für Hochzeiten genutzt werden“, so Ralf Tomm. Schließlich liegt das Lendelhaus idyllisch am Ufer, das Standesamt sowie die beiden Kirchen der Insel sind fußläufig erreichbar. Wer heiraten will, könne dann die Küche des ehemaligen Restaurants mitbenutzen oder sich selbst einen Caterer besorgen.
Ob in das Lendelhaus wieder ein Restaurant einziehen wird, ist dem Projektleiter zufolge noch nicht entschieden. Seit 2009 gab es zwei Betreiber für die Gastronomie, vor gut einem Jahr wurde der Betrieb eingestellt. „Der Winter ist sehr lang, da ist es für einen Gastronomen auf der Insel schwierig, ausreichend Gäste zu bekommen“, so Tomm. Womöglich würde sich ein eigenes Restaurant in Kombination mit den neuen Ferienwohnungen aber wieder rechnen, schließlich würden dann auch die Gäste dort verköstigt werden. Eine Entscheidung zum Gesamtkonzept des Lendelhauses soll bis zum kommenden Frühjahr fallen.
Im einstigen Herrenhaus sind noch für zwei Jahre zwei Galerien untergebracht. Ob die Mietverträge verlängert werden, sei noch unklar. Derzeit werde mehr oder weniger zu den Selbstkosten vermietet, als Zwischenlösung, bis das Gesamtkonzept steht. Der frühere Restaurantbereich hinter den Galerien wird für Seminare oder andere Veranstaltungen vermietet. Aus dem Herrenhaus soll einmal eine „Eventlocation“ auch für größere Veranstaltungen werden.
Schon seit dem Jahr 2012 sind im Gebäudeteil gegenüber der Saftfabrik acht Ferienappartements untergebracht. „Wir schreiben in diesem Jahr mit den Vermietungen zum ersten Mal schwarze Zahlen“, so Ralf Tomm. Besonders Kurzzeitgäste würden die Unterkünfte auf der Insel mieten, im Schnitt für 2,7 Tage.
Auch im Langhaus, der ehemaligen Bierbrauerei, sind die Räume derzeit für zwei Jahre als Wohnungen vermietet. Anschließend könne sich Tomm dort eine Gemeinschaftsunterkunft vorstellen, schließlich kommen immer mehr Fahrradgruppen nach Werder, auch Ruderer bräuchten für Veranstaltungen auf der nahen Regattastrecke Unterkünfte. Eigentlich war das Langhaus einmal als Veranstaltungshalle hergerichtet worden. „Der langgezogene Raum hat sich für Konzerte aber als wenig geeignet erwiesen“, so Ralf Tomm. Außerdem stünde für Veranstaltungen dann der derzeit entstehende Saal zur Verfügung.
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