Potsdam-Mittelmark: Wohnen in familiärer Umgebung In Teltow eröffnet ein neues Seniorenzentrum
Teltow - Die alte Dame im Rollstuhl seufzt: „Hoffentlich brechen mir die Achsen nicht weg.“ Ihre Begleiterin schiebt sie gerade in die Kastanienstraße, eine der typischen Schotterpisten, die in Teltower Siedlungen noch häufig zu finden sind.
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Teltow - Die alte Dame im Rollstuhl seufzt: „Hoffentlich brechen mir die Achsen nicht weg.“ Ihre Begleiterin schiebt sie gerade in die Kastanienstraße, eine der typischen Schotterpisten, die in Teltower Siedlungen noch häufig zu finden sind. Vorsichtig umkurven sie die Schlaglöcher, auch für einen älteren Herren, der sich mittels Rollator vorwärtsbewegt, wird die Strecke bis zum Neubau des Evangelischen Seniorenzentrums „Bethesda“ zur Herausforderung. Denn der Durchgang über das Gelände über die Mahlower Straße ist noch nicht frei, Besucher, die am Samstag zum Tag der offenen Tür kamen, mussten daher einen Umweg in Kauf nehmen.
Darunter waren auch viele Familien, die das künftige Zuhause ihrer Angehörigen in Augenschein nehmen wollten. Der mehrflügelige Bau bietet 96 Heimplätze, davon sind 84 vollstationäre und 12 Kurzzeit-Pflegeplätze vorgesehen. Der Landesausschuss für Innere Mission (Lafim) investierte 6 Millionen Euro in den Neubau, der ohne Fördermittel errichtet wurde. Gebaut wird seit einem Jahr, Einrichtungsleiter Holger Heyde spricht von einer „rasanten Bauzeit.“ Das Konzept: In jeder Etage sind die Zimmer um eine große Wohnküche gruppiert, die als Treff- und Kommunikationszentrum für je zwölf Bewohner fungieren soll. Das habe Ähnlichkeit mit einer WG, so Heyde. Dadurch entstehe ein familiäres Ambiente, der Tagesablauf orientiere sich an dem einer Familie. So könnten sich die Bewohner an der Essenszubereitung beteiligen, Kuchen backen und gemeinsame Aktivitäten planen.
Bis zum 25.Juni werden alle 88 Bewohner aus dem Altbau in das neue Gebäude umgezogen sein. Neben den Zimmertüren sind bereits Namensschilder angeschraubt, auch die Minimalausstattung mit Bett, Stuhl, Tisch und Schrank steht schon in jeder der rund 23 Quadratmeter großen Wohnungen bereit. Platz sei noch für einige persönliche Dinge wie ein Sessel oder ein Regal, weil das ein Zuhause doch erst ausmache, meint Heyde. Während er Besuchern die Vorzüge eines Pflegebades erläutert, das es für jede WG gibt, misst Renate R. das Zimmer aus, das ihr Mann demnächst beziehen wird.
Das Bett an der Wand soll dort nicht stehen bleiben, hat die kleine energische Frau schon auf den ersten Blick festgestellt. Denn ihr Mann kann nach einem unglücklichen Sturz, bei dem er sich die Hüfte verletzt hat, weder aufstehen noch sitzen. „Der beste Platz für das Bett wäre in der Zimmermitte, da kann er durchs Fenster auf die grünen Bäume schauen“. Sie hofft, dass er so weit genesen wird, um wenigstens im Rollstuhl sitzen zu können. Das Bad mit der Dusche wird er vorerst nicht nutzen können. Sorgen macht ihr, dass die Kosten für Heimpflege in den letzten Jahren um rund 100 Euro angestiegen sind. „Pflegestufe 1 ist mit 900 Euro noch erschwinglich, jede weitere wird richtig teuer“. Seither überlegt Renate R., ob sie das Haus verkauft, in dem sie wohnt. Ihre Rente, schätzt sie, wird wohl nicht mehr ausreichen, um sich eine gute Pflege wie die im „Bethesda“ einmal leisten zu können. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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