Potsdam-Mittelmark: Wohnen oder Wirtschaft
Ein Kehrmaschinenbauer will in Glindow expandieren. Doch es gibt ein planungsrechtliches Problem
Stand:
Werder (Havel) - Es ist kaum bekannt, doch in Werders Ortsteil Glindow werden seit Jahren Kehrmaschinen der Firma Hako gebaut. Die wendigen kleinen Citymaster 600, die sich mit wenigen Handgriffen zu Rasenmähern oder Streufahrzeugen umbasteln lassen, gehören zu den gefragtesten Reinigungsgeräten deutscher Kommunen. Und auch weltweit ist der Premiumhersteller – Jahresumsatz: 400 Millionen Euro – eine Klasse für sich.
Doch das Unternehmen mit Stammsitz in Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein), zu dem auch Multicar in Waltershausen (Thüringen) gehört, ist in Glindow auf einem nicht ganz einfachen Expansionskurs: Wurden hier vor zwei Jahren monatlich 30 Fahrzeuge gefertigt, so sind es inzwischen 80, sagt Werksleiter Hans-Georg Mundhenke. Jetzt macht das planungsrechtliche Probleme.
Von der bisherigen Werkstattfertigung wurde die Produktion vor anderthalb Jahren auf Fließband umgestellt, die Werkhalle wurde dafür komplett umgebaut. Die Belegschaft ist um 45 auf 100 Beschäftigte gewachsen, sagt Mundhenke. Und möglicherweise werden bald noch mehr Leute gebraucht: Seit Juni wird mit dem Citymaster 1250 ein zweites Fahrzeug in Glindow produziert, und zum Jahresende solle mit dem Modell 1600 noch ein größeres, drittes hinzukommen.
Auf dem vier Hektar großen Firmengrundstück müssen nun dringend die Abläufe optimiert werden, die Baracken aus den 1950er-Jahren neben der Werkshalle durch eine Lagerhalle ersetzt werden. Doch für dieses Kapitel der Erfolgsgeschichte gibt es ein Hindernis: Vor zehn Jahren dachte das damalige Familienunternehmen Hako darüber nach, den Standort zu verlassen. Ein Bebauungsplan wurde entworfen, laut dem das Firmenareal mit Nachbargrundstücken zu einem Wohnquartier entwickelt werden sollte. Kurz darauf kaufte die Lübecker Possehl-Gruppe die Hako GmbH. Jetzt muss der alte Bebauungsplan geändert werden.
„Wir sind von einer Exit- in eine Offensiv-Strategie gewechselt“, sagt Mundhenke. Doch für die neuen Pläne des Areals muss man sich mit der Stadt und dem Eigentümer des Nachbargrundstückes, dem Glindower Rechtsanwalt Peter Kreilinger, einigen. Der Anwalt will an den bisherigen Wohnungsbauplänen festhalten und plant auf seinem Grundstücksteil den Bau von 70 hochwertigen Mietwohnungen. (PNN berichteten).
Mundhenke sieht dafür gute Chancen, wirbt derzeit zugleich für die neue Hako-Strategie. „Glindow ist zwar zurzeit der kleinste Standort der Hako-Gruppe, die Außenreinigungsmaschinen dieser Größenordung haben aber das größte Wachstumspotenzial“, sagt er. Die Montage sei nicht laut, Industriemaschinen wie Stanzen oder Walzen gebe es nicht. Die Schweißerei und die Pulverisierung wurden bereits ausgelagert. Die Wachstumsszenarien des Unternehmens in Glindow würden „allen Anforderungen eines allgemeinen Wohngebietes genügen“, so Mundhenke.
Schon in den vergangenen anderthalb Jahren seien dem Werksleiter zufolge erhebliche Mittel in den Umbau der Werkshalle investiert worden. Als nächstes müsste der Außenbereich mit Lager und Materialstrecken sowie einer Strecke für Probefahrten umgebaut werden. Das geht nicht mehr ohne neuen Bebauungsplan. „Für den Ist-Zustand reichen die bestehenden Flächen ja gerade noch so, aber was machen wir, wenn sich das Auftragsvolumen verdoppelt?“, fragt sich der 34-jährige Werksleiter.
Warum zieht Hako nicht um? Im Gewerbegebiet Ferch und auch in den Havelauen gibt es genügend freie Gewerbeflächen für die Expansion. Doch Mundhenke wiegelt ab: Wenn Hako in Glindow in Bedrängnis kommt, werde sich die Standortfrage grundsätzlicher stellen, warnt er. „Dann wird man sich fragen, ob man das Unternehmen nicht stärker an den anderen Standorten konzentriert und die Produktion in der Region ganz aufgibt.“
Der Unternehmensstandort in schönster Lage am Seeufer ist aus der Geschichte heraus entstanden: Früher war hier ein Ziegeleigelände, in der DDR produzierte die Havelländische Maschinenbau hier Erntemaschinen. Hako übernahm die Firma nach der Wende.
Werksleiter Mundhenke wird nicht umhin kommen, sich mit Peter Kreilinger und der Stadt an einen Tisch zu setzen, um über die Chancen einer Änderung des Bebauungsplanes zu reden. Er weiß das und spricht von einer Pattsituation. „Wir gehen grundsätzlich von der Möglichkeit einer einvernehmlichen Lösung aus“, sagt er. Peter Kreilinger sieht es ähnlich. So bleibt abzuwarten, wie man einen expandierenden Industriestandort mit einem neuen Seequartier zusammenbringen kann.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: