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Potsdam-Mittelmark: Wohnen, wo einst Panzer rollten

Für das Buschwiesen-Karree, das auf einer ehemaligen Militärliegenschaft in Teltow entsteht, erfolgte gestern der erste Spatenstich

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Teltow - Von einer Wiesenlandschaft ist das Areal weit entfernt: Sand wohin man blickt. Und Schutt. Eine Bauwüste. Doch bereits der Name verrät, dass sich das ändern soll. „Buschwiesen-Karree“ hat man das zehn Hektar große Gelände an der Ruhlsdorfer Straße in Teltow getauft, auf dem Einfamilienhäuser, Einkaufsstätten und ein Gewerbepark entstehen sollen. Gestern vollzogen Bürgermeister Thomas Schmidt und Ate Kuipers den ersten Spatenstich für das Vorhaben.

Kuipers, Direktor der Middle Europe Investments (M.E.I), einem niederländischem Investmentunternehmen privater Anleger und Investor des Projektes, fand bei seiner Wiederkehr nach Teltow ein geschliffenes Areal vor. Vor anderthalb Jahren gab er den Startschuss für die Abrissarbeiten auf der ehemaligen Militärliegenschaft. 220 000 Kubikmeter umbauter Raum sind abgetragen und 120 000 Tonnen Bauschutt abtransportiert worden. Jedes Stück Boden, das auch nur den Verdacht erzeugte, verseucht zu sein, wurde ausgetauscht. „Das war teuer“, konstatiert Kuipers, „aber notwendig.“ Nun ist das Gelände baureif, die Teltower Stadtverordneten haben den Bebauungsplan abgesegnet, so dass ein allgemeines Wohngebiet, ein Misch- sowie ein Gewerbegebiet entstehen können. Das Wohngebiet ist inzwischen parzelliert und die noch jungen Vermarktungsaktivitäten zeigen erste Erfolge. Sieben Grundstücke sind bereits verkauft, 13 Interessenten haben sich Wohnbauland reservieren lassen. „Die Hälfte der Interessenten sind Teltower“, bemerkte M.E.I-Repräsentant Jörg-Peter Graap. Insgesamt ist Platz für 65 Einfamilienhäuser. Ab 170 000 Euro kann man sein eigenes Haus auf eigenem Grund und Boden – zwischen 475 bis 1710 Quadratmeter groß – nach individuellen Vorstellungen bauen. Zwar bietet das „Town & Country“-Hausbauunternehmen seine Produkte und seinen Service vor Ort an, doch sind die Käufer frei in der Wahl, von wem sie sich ihre eigenen vier Wände im Buschwiesen-Karree zimmern lassen.

Noch nicht ausgereift ist das Nutzungskonzept für das Mischgebiet. „Am liebsten würden wir bauen, was profitabel ist“, macht Graap keinen Hehl aus den Vorstellungen des Investors. Doch ein Shoppingcenter widerspreche nun einmal den städtebaulichen Ideen und den Vorgaben der Landesplaner. Betreutes Wohnen oder ein „mittelgroßes Altersheim“ mit etwa 80 Plätzen stehen in den Notizen der Projektentwickler. Einzelhandelsläden, Drogerie, Apotheke, Arztpraxen und Büros in unmittelbarer Nachbarschaft des Wohngebiets, sowie Familien-Freizeiteinrichtungen, Indoorspielplätze und Wellnesslandschaften sind bislang eher Ideen als Konzept für das Mischgebiet. „Was tatsächlich entsteht, regelt der Markt,“ so die kaufmännische Strategie.

Als „größtes Sorgenkind“ bezeichnet Graap den geplanten Gewerbepark direkt an der Ruhlsdorfer Straße. „Derzeit ist es aussichtslos, die Flächen zu vermarkten.“ Gedacht hat man an Kleinstunternehmen – Handwerks- und Dienstleistungsfirmen –, die sich ihren eigenen Firmensitz schaffen. Vor allem für die Gewerbeansiedlung hat der Investor Ideen zur Anwendung regenerativer Energien wie Solarthermie und Photovoltaik entwickelt, in der Hoffnung, dass dies die Vermarktung fördert.

Als Entwickler vor Ort agiert die Wohnbau Teltow GmbH, eine Tochter der Middle Europe Investments. Letztere hat Ende 2003 die Militärbrache von der Brandenburgischen Boden Gesellschaft gekauft. Fast sechs Jahrzehnte prägte das 1933 gebaute Kasernenareal das Bild an der Ortsgrenze zu Ruhlsdorf. In DDR-Zeiten nutzte das Luftwaffenzeugamt die Flächen, bis zum Abzug der GUS-Streitkräfte diente das weitläufige Areal dem russischen Militär. Nach der Wende blieb die Liegenschaft weitgehend ungenutzt, die Idee aus ein paar kleinen, angesiedelten Gewerbebetrieben ein Handwerkerdorf zu machen, hatte nie eine ernsthafte Zukunft. Dass sich ihre Pläne letztlich auszahlen, ist feste Überzeugung der Investoren. Vor den Toren Berlins, der S-Bahnanschluss ganz nah und dennoch abseits gelegen vom Hauptstraßenverkehr, stattdessen ein Landschaftsschutzgebiet als Hinterhof – die Standortfaktoren nennt Graap überzeugend.

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