Potsdam-Mittelmark: Wohnungen statt Ruinen
Michendorfs Ortsmitte soll endlich entwickelt werden: Für die Teltomat-Brache gibt es neue Pläne
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Michendorf - Das Gestrüpp wuchert, die Müllberge wachsen, Kinder spielen in den vom Einsturz gefährdeten Ruinen. Seit 20 Jahren rottet das ehemalige Teltomat-Gelände vor sich hin. Auf seine Entwicklung hat die Gemeinde bisher vergeblich gewartet. Versprochen wurde bisher viel, passiert ist wenig. Der Eigentümer, die Papenburg AG, hatte bislang keine Anstalten gemacht, die Brache zu entwickeln. Das soll sich nun ändern – Michendorf soll eine moderne Ortsmitte bekommen. Das kündigten am Montagabend Immobilienentwickler im Michendorfer Gemeindezentrum an, die im Auftrag der Firma Papenburg ihre Pläne rund 30 Interessierten vorstellten.
Mehr als 110 Wohnungen sollen auf dem 2,5 Hektar großen Areal entstehen. Der Architekt und Stadtplaner Andreas Uffelmann aus Hannover, der seit einem halben Jahr Entwürfe erarbeitet, plant gegenüber vom Bahndamm eine dichte Bebauung. In einem u-förmigen Wohnblock sollen bis zu 80 Zweizimmerwohnungen entstehen. Der massive Block soll zudem den Lärm der vorbeifahrenden Züge mindern. Hinter dem Wohnblock sollen in Richtung Poststraße insgesamt fünf einzeln stehende Mehrfamilienhäuser errichtet werden. „Wir planen dort Mischnutzung“, so Uffelmann. Bis zu sechs Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen sowie Büros sind pro Haus geplant. Hinter dem Michendorfer Verwaltungsgebäude in der Potsdamer Straße will Uffelmann den bisherigen Parkplatz vergrößern, er soll künftig an einen kleinen Platz anschließen. Am Rande des Platzes, der sich im Zentrum des Teltomat-Geländes befindet, könnte ein kleines Hotel mit bis zu 30 Appartements entstehen, erklärte der Planer. Auch ein Bistro im Erdgeschoss könne man sich vorstellen, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Dort könnten sich Anwohner, Hotelgäste und auch Angestellte der umliegenden Büros auf ein Feierabendbier treffen.
Auch der Einzelhandel soll sich in Michendorfs neuer Mitte ansiedeln: An das Hotel soll sich gemäß den bisherigen Plänen ein lang gezogener Gebäudekomplex anschließen. „Das Erdgeschoss kann für bis zu zehn Einzelhandelsflächen genutzt werden, darüber entstehen dann weitere Büroflächen und unter dem Dach Wohnungen“, so der Architekt aus Hannover. Alle Gebäude, vom Wohnblock bis zum Hotel, sollen maximal drei Stockwerke hoch sein, sagte Uffelmann.
Das Projekt erinnert von seinen Ausmaßen her an das Bauprojekt im Caputher Blütenviertel. Auch dort wird derzeit eine alte Brache in ein modernes Wohn- und Geschäftsquartier umgebaut. Versprochen wird viel Lebensqualität. Auch in Michendorf plant man daher rund um die Wohnhäuser viel Grün. Ob die alte Teltomat-Brache, wie in Caputh geplant, mit schickem Klinker ausgelegt wird, blieb am Montagabend noch offen.
Bei den jetzt vorgestellten Plänen handele es sich um erste Entwürfe, sagten die drei Immobilienentwickler der Papenburg AG. Das Team um den Architekten Uffelmann habe bereits im Raum Hannover ähnliche Projekte wie in Michendorf umgesetzt. Seit eineinhalb Jahren beschäftigen sich die Planer bereits mit dem Vorhaben – Michendorf haben sie nach eigenen Aussagen bereits viermal einen Besuch abgestattet. Da man aber ortsfremd sei, wolle man frühzeitig die Ideen mit den Michendorfern diskutieren, hieß es bei der Projektvorstellung.
Die neue Ortsmitte soll nicht aus dem Rahmen fallen: Man wolle sich mit der Planung an das Ortsbild anpassen – daher auch die Begrenzung der Geschosshöhe. Der Baustil, so Uffelmann, soll ländlich geprägt sein, „mit Elementen des preußischen Klassizismus“. Das Quartier soll Wohnungen für Familien, Senioren, aber auch junge Menschen bieten. Zur Höhe der Mietpreise konnten die Planer noch keine Angaben machen.
Der Bedarf an Mietwohnungen sei laut Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) in Michendorf hoch. Nicht nur Senioren, auch Jugendliche, die von zu Hause ausziehen, würden nach Ein- oder Zweizimmerwohnungen suchen. „Die Frage ist aber, ob durch Wohnungsbauförderung die Mieten gedrückt werden können“, so Mirbach. Bauunternehmer Thomas Schielicke aus Beelitz, der am Montag auch im Publikum saß, bezweifelte, dass ein Mietpreis unter 7,50 Euro pro Quadratmeter bei Neubauwohnungen möglich sei.
Dass die Brache nun tatsächlich entwickelt werden soll, ist für viele Michendorfer schwer vorstellbar. Das Gelände hatte die Papenburg AG 1994 von der Treuhand gekauft, seither wurden alle zwei bis vier Jahre neue Pläne vorgestellt, kritisiert der Michendorfer Ortsvorsteher Hartmut Besch (FDP). „Die waren bisher alle nur Bluff.“ Besch beobachtet das Vorgehen des Baukonzerns in Michendorf von Anfang an und führte viele Gespräche mit dem Eigentümer. Gebracht hat es bisher wenig. Das Problem: Der Gemeinde sind die Hände gebunden – einst wollte sie die Fläche vom Eigentümer sogar abkaufen, um das Projekt selbst voranzubringen. Jetzt könnte es laut Mirbach frühestens in einem Jahr losgehen. So lange bräuchte man, um einen gültigen Bebauungsplan aufzustellen.
Am Montag wurde der neue Vorstoß des Eigentümers von vielen Gemeindevertretern begrüßt – dennoch bleiben viele skeptisch. „Der größte Vertrauensvorsprung wäre es, wenn der Eigentümer auf der Brache zunächst endlich mal für Ordnung und Sicherheit sorgen würde“, sagte der Fraktionschef der Linken, Peter Pilling.
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