Potsdam-Mittelmark: Wohnungsnot bei Mauerseglern
Naturschützer alarmieren: 150 Brutplätze hat Teltow in den vergangenen Jahren verloren
Stand:
Naturschützer alarmieren: 150 Brutplätze hat Teltow in den vergangenen Jahren verloren Von Kirsten Graulich Teltow. Bei den Mauerseglern herrscht Wohnungsnot. Für mehr Quartiere in der Stadt Teltow warb in dieser Woche deshalb auch Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) zur Ausstellungseröffnung „Mauersegler" in der AOK, Potsdamer Straße 20. Mehrere Tafeln in der Empfangshalle geben noch bis zum 6. Oktober Auskunft über das rastlose Leben dieser Luftakrobaten, die oft mit Schwalben verwechselt werden. Die Informationsausstellung zum „Vogel des Jahres 2003" wurde von der Agendagruppe „Artenschutz an Gebäuden" angeregt, die sich davon auch Spenden für Nisthilfen erhofft. Mittlerweile sind viele Vogelarten auf Hilfe durch Menschen angewiesen, seit Wohnhäuser und andere Gebäude saniert wurden, ohne den Tieren ihren natürlichen Schutzraum zurück zu geben. Agendamitglied Hermann Noack erinnerte sich, wie er als Kind Mauersegler beobachten konnte, die oberhalb des Küchenfensters nisteten. Da das Rollo kaputt war, wurden sie nicht gestört. Denn Mauersegler fliegen mit großem Tempo und verbringen den größten Teil ihres Lebens in der Luft. Landet ein Mauersegler auf dem Boden, hat er Mühe wieder nach oben zu fliegen, weshalb man nachhelfen und ihn in die Luft werfen sollte, rät Noack. Auch etwas Wasser nehmen Mauersegler gern an. Seine Mauersegler habe jedoch das Schicksal vieler Artgenossen ereilt, berichtete Noack. So mussten sie eines Tages unters Dach des Hauses ziehen, um zu brüten, weil das Rollo repariert wurde. Als Siebe vor das Dach gesetzt wurden, mussten die Vögel abermals umziehen. Eine traurige Bilanz zog Noack, der zugleich Naturschutzbeauftragter ist, für die Stadt Teltow: 50 Brutplätze kostete die Sanierung der Lavendelresidenz, weiterhin 150 Brutplätze in der Neuen Wohnstadt durch Modernisierung von Wohnblöcken der TWG und WGT. Auch auf dem ehemaligen Speichergelände, in der Altstadt und auf dem Gelände des Seehofer Forschungsstandortes trug moderne Bauweise dazu bei, dass Nischen und Hohlräume verschwanden. Hinzu komme Monokultur in den meisten Gärten, da oft nur noch Koniferen angepflanzt und Wert auf Rasen gelegt würde. Diese sauberen Vorgärten bieten Vögeln keine Nahrung mehr, bedrohen dadurch den Bestand der Arten. Betroffen sei davon in jüngster Zeit sogar der Haussperling. „Naturschutz ist in Teltow noch unterentwickelt", beklagte Noack, denn bisher werde nur wenig getan, um Vögeln andere Quartiere anzubieten. Deshalb lobte Noack besonders das Engagement des Energieunternehmens E.DIS, das bereits einige Nisthilfen sponserte. Denn Spender sind rar, weiß Noack, der oft vergeblich an Firmentüren klopft. Meist komme es erst gar nicht zum Gespräch, aber Noack bleibt beharrlich, will überzeugen und nimmt Fehlschläge in Kauf. So fand er für die Agendagruppe auch Gleichgesinnte wie den Kleinmachnower Wilfried Preis, der Nistkästen selber baut. „Gegen den Widerstand der TWG habe ich die Kästen 1997 an unserer Giebelwand angebracht", berichtete Preis stolz und auch, dass er so Hermann Noack kennenlernte. Der ergänzt augenzwinkernd: „Unsere Gruppe arbeitet mehr praktisch, Versammlungen gibt''s bei uns weniger". Spenden für Nisthilfen bitte auf das Konto der Stadt Teltow: MBS 3522025430 , BLZ 16050000 unter Kennwort: „Mauersegler" überweisen.
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: