Potsdam-Mittelmark: Wolf in Schenkenhorst?
Anwohner meldete Isegrimm. Experten skeptisch
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Stahnsdorf - David Steingräber ist sich sicher: Er hat an der L 77 bei Schenkenhorst einen Wolf gesehen. Am 6. September war er gegen 6.50 Uhr morgens auf dem Weg zur Arbeit, als ein Auto vor ihm scharf bremste. Kurz darauf sah auch Steingräber das Tier, das da über die Straße gelaufen war: „Für einen Schäferhund war es deutlich zu hell, seine Gestalt auch zu schmal“, berichtete der 24-jährige Schenkenhorster den PNN. Auch die Schnauze sei anders als bei einem Schäferhund gewesen. Der Wolf, so Steingräber, hätte noch eine ganze Weile am Straßenrand gestanden, sei immer wieder vor und zurück getippelt. Heute ärgert sich Steingräber, dass er damals nicht daran gedacht habe, das Tier zu fotografieren.
Markus Bathen, Projektleiter der Initiative „Willkommen Wolf“ des Naturschutzbundes (Nabu) hält eine Begegnung mit Isegrimm im Raum Stahnsdorf jedoch für unwahrscheinlich. „Ich glaube, dass es sich um eine Verwechslung handelt.“ Das passiere leider auch langjährigen Beobachtern immer wieder, so Bathen. Der Grund für seine Skepsis: Innerhalb des Berliner Autobahnrings sind bisher noch nie Wölfe gesichtet worden. Die Autobahn sei eingezäunt, die Tiere wären zudem extrem scheu, so der Experte.
Es gibt aber auch noch einen anderen Grund, warum er die Meldung für falsch hält: Eigentlich sei jetzt nicht die richtige Jahreszeit für die Jungwölfe, sich ein neues Revier zu suchen. Erst im Winter, wenn langsam erneut die Paarungszeit für die Eltern beginnt, lösen sich die Jungwölfe vom Rudel.
Andererseits sind die ersten Wölfe in Potsdam-Mittelmark bereits heimisch geworden. So leben mehrere Tiere seit 2009 auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz zwischen Treuenbrietzen und Jüterbog . Ein Wolf kann zudem problemlos 30 bis 40 Kilometer am Tag laufen. Erst im Juli dieses Jahres hatte die Nachricht über den ersten Nachwuchs bei Jüterbog für Aufsehen gesorgt. Da die Tiere sehr große Streifgebiete haben – ein Revier umfasst 150 bis 350 Quadratkilometer – müsse man auch in den Ballungsgebieten an den Grenzen zu Berlin und Potsdam sowie im gesamten Landkreis mit der Anwesenheit von Wölfen rechnen, hieß es aus dem Landratsamt.
Steingräber hat seine Beobachtung jetzt auf die Internetseite „Wolfsfreunde Brandenburg“ gestellt. Von dort werden solche Informationen an die zuständigen lokalen Behörden weitergegeben – meist allerdings erst dann, wenn mehr als eine Person in einer bestimmten Region einen Wolf gesichtet hat. Ariane Lemme
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