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Potsdam-Mittelmark: Wölfe werden in der Mittelmark heimisch
Neue Naturschutzbroschüre der Kreisverwaltung
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Potsdam-Mittelmark - Mehr Gelassenheit und Sachlichkeit in der Diskussion um die Rückkehr von Wölfen nach Potsdam-Mittelmark hat Landrat Wolfgang Blasig (SPD) empfohlen. Angesichts der hohen Wilddichte im Landkreis sei zu erwarten, dass sich hier künftig nicht nur ein Wolfsrudel dauerhaft ansiedelt und auch satt wird, heißt es in der jetzt vom Landratsamt herausgegebenen Naturschutzbroschüre 2010. Derzeit geht die Jagdbehörde von zwölf Wölfen aus, die sich über die Kreisgrenzen hinweg unter anderem auf Truppenübungsplätzen wie in Lehnin bewegen.
Das Auftauchen des Wolfes führe zu unterschiedlichen Reaktionen und Emotionen, berichtet Günther Kehl von der Unteren Naturschutzbehörde in der Broschüre. Deshalb lohne sich ein Blick in Länder, in denen Wölfe schon sei längerer Zeit vorkommen oder gar nicht erst ausgerottet wurden. Dabei zeige sich, dass Wölfe durchaus in Kulturlandschaften vorkommen wie zum Beispiel im Umfeld von Rom. Ihre Dichte hänge vom Vorhandensein ihrer Beute, dem Wild, ab. Überall würde es jedoch auch zu Übergriffen auf Haustiere, speziell auf Schafe und Ziegen kommen, so Kehl. Dass Wölfe Menschen gefährlich werden, sei dagegen nirgends festzustellen. „Wölfe sind Menschen gegenüber weniger gefährlich als Hunde, denn die Jahrhunderte dauernde intensive Verfolgung wirkt immer noch nach“, sagt der Naturschutzexperte.
Schäfer sollten jedoch ihre Tiere mit wirksameren Zäunen oder speziellen Herdenschutzhunden besser als bisher schützen. Dafür gebe es finanzielle Unterstützung vom Land. „Treten dennoch Schäden auf, werden sie ebenfalls aus Landesmitteln erstattet“, versichert die Kreisverwaltung. Letztlich sei es laut Kehl auch möglich, „dass im Einzelfall ein Wolf mit unnormalem Verhalten geschossen werden kann“. Probleme sieht Kehl bei einigen Jägern. Sie müssten akzeptieren, dass Wölfe ein angestammtes „Jagdrecht“ haben. Es wäre schön, die „grauen Jäger“ nicht als Konkurrenten, sondern als Jagdgenossen zu betrachten, die bei der dringend erforderlichen Reduzierung des Wildbestands sehr effektiv helfen könnten, empfiehlt Kehl.
Der Wolf ist indes nicht das einzige Tier, das in den Osten Brandenburgs zurückgekehrt ist. So gebe es bereits einige Elche, und es werde auch über das Vorkommen von Luchsen berichtet, heißt es in der Naturschutzbroschüre. Ursachen hierfür seien, ähnlich wie bei den Wölfen, der passende Lebensraum und ausreichende Lebensgrundlagen. Insgesamt sollte es froh stimmen, dass es in Einzelfällen noch gelingt, das einstige heimische Artenspektrum wieder herzustellen oder die noch vorkommende Artenvielfalt zu bewahren, heißt es.
Ein weiteres Thema der nunmehr 15. Broschüre in der Redaktion von Günther Kehl ist der Landschaftsschutz. So werden alle Landschaftsschutzgebiete des Landkreises beschrieben. Provokant wird vom Autor die Frage gestellt, ob 45 Prozent ausgewiesene Landschaftsschutzfläche (LSG) im Landkreis nicht etwas zuviel des Guten sind. Beantwortet wird sie mit der Erläuterung der LSG-Schutzziele. Den Binnendünen in Potsdam-Mittelmark ist ein weiterer Abschnitt der Broschüre gewidmet. Zu finden sind diese Zeugen der Landschaftsentwicklung in der Nuthe-Nieplitz-Niederung, im Beetzseegebiet und am Rande der Belziger Landschaftswiesen. An Waldbesitzer und Förster richtet sich der Wunsch, diese geschützten Biotope nicht weiter zuwachsen zu lassen.
Hagen Ludwig
Die Broschüre kann kostenlos in der Naturschutzbehörde abgeholt oder bei der Pressestelle des Landkreises unter der Tel. (033841) 91 208 bestellt werden
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