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Aus dem GERICHTSSAAL: Wut über Gaststättenrauswurf

Angeklagter: „Ich wurde vom Wirt geschlagen!“

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Aus dem GERICHTSSAALAngeklagter: „Ich wurde vom Wirt geschlagen!“ Werder – „Ich will ja keinen in die Pfanne hauen. Aber es war Werner G. (41), der die Idee hatte, die Molotow-Cocktails zu bauen“, erzählte Stephan L. (19) am gestrigen zweiten Verhandlungstag zum Brandanschlag auf das Werderaner City-Café vor dem Landgericht. Die Anleitung zur Konstruktion der todbringenden Wurfgeschosse habe er einem Dokumentarfilm entnommen, den er während seiner Förderschulzeit gesehen habe. Sein Kumpel Daniel K. (23) habe vier leere Bierflaschen besorgt, Werner G. Stofffetzen vom Innenfutter seiner Lederjacke zur Verfügung gestellt. „Ich habe das Benzin in die Flaschen gefüllt“, berichtete Stephan L. Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Werderanern versuchten Mord, versuchte schwere Brandstiftung und gefährliche Körperverletzung vor. Aus Rache über den Hinauswurf aus dem City-Café in der Nacht des 30. Dezember 2004 soll Stephan L. – im Einvernehmen mit den zwei anderen Angeklagten – einen Molotow-Cocktail durch eine Fensterscheibe der Gaststätte geschleudert haben. Der Brandsatz entflammte die Haare eines Gastes. Eine junge Frau erlitt ein Knalltrauma (PNN berichteten.) „Ich habe mir nicht überlegt, dass Menschen durch unser Handeln zu Tode kommen könnten. Tut mir leid, was passiert ist“, ließ Stephan L. gestern durch seinen Verteidiger verlauten. „Wir wollten dem Betreiber der Gaststätte nur eins auswischen.“ An dem bewussten Tag habe er mit Daniel K. und Werner G. in dessen Wohnung einen Kasten Bier getrunken, später im City-Café weitergefeiert. Dort sei man bald mit anderen Gästen aneinander geraten. Der türkische Wirt habe sie daraufhin aufgefordert, das Lokal zu verlassen. „Werner G. war sehr verärgert. Er wollte sein Bier noch austrinken und hatte eine Auseinandersetzung mit dem Inhaber. Plötzlich lag er am Boden. Einer der Betreiber saß auf ihm drauf. Ich bekam ein paar Backpfeifen.“ Auch Daniel K. habe in dem Getümmel das Gleichgewicht verloren. Auf dem Heimweg habe Werner G. dann vorgeschlagen, sich für den Rausschmiss mit Molotow-Cocktails zu revanchieren. Die Verteidigerin von Werner G. – er trägt als einziger während der Verhandlung Fußfesseln – verlas ebenfalls eine Erklärung ihres Mandanten. Folgt man dieser, so bekam er den Streit in der Gaststätte kaum mit, da er intensiv mit der Kellnerin flirtete. Plötzlich sei er vom Wirt aufgefordert worden, umgehend zu verschwinden. „Er schob mich aus der Tür und schlug mich dann mehr oder weniger zusammen. Ich wurde auch getreten, konnte mich aber losreißen.“ Dann habe man sich zu dritt auf den Hof der Wohnung von Stephan L. begeben. „Ich hatte Schmerzen und war mit mir beschäftigt. “ Verschwommen habe er wahrgenommen, dass einer der Mitangeklagten sagte: Wir brauchen dafür Flaschen. „Ich habe mich aber nicht an der Herstellung der Molotow-Cocktails beteiligt.“ Vielmehr – so der gelernte Maurer – habe er Stephan L. vom Werfen des Brandsatzes abhalten wollen. Die Verhandlung wird fortgesetzt. Gabriele Hohenstein

Gabriele Hohenstein

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